Jahrelanges Warten auf Glasfaseranschluss Dokom-Kunde zahlt für Leitung, die er gar nicht hat

DOKOM-Kunde zahlt seit Jahren für Glasfaserleitung, die er nicht hat
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Internet beinahe in Lichtgeschwindigkeit – das klingt zu schön, um wahr zu sein? Für Markus Mühlmann aus Nette ist das tatsächlich schön, aber nicht wahr. Obwohl er seit über zwei Jahren für einen Glasfaseranschluss zahlt, hat er de facto nur ein Zehntel der angekündigten Leistung.

Doch von vorn: Im März 2022 erzählte ihm ein Dokom-Vertreter, dass eine Breitbandtrasse in der Neumarkstraße verlegt werde, und fragte, ob er sein Haus nicht anschließen wolle. „Er hat mir einen Sonderpreis von 599 Euro für den direkten Anschluss unterbreitet“, so der 48-Jährige. „Später nachzubuddeln hätte 1300 Euro kosten sollen.“

Arbeiten begannen später

Im Mai stimmt Mühlmann dem Angebot schließlich zu. Seinen bisherigen Vertrag bei einem anderen Anbieter über eine Highspeed-Leitung von 500Mbit/s kündigt er fristgerecht zum Oktober. „Da die Verlegung des Glasfaseranschlusses zwei bis drei Monate dauern sollte, hätte das perfekt gepasst“, so Mühlmann.

Doch der Konjunktiv lässt erahnen: So reibungslos lief es eben nicht. Erst im November wurden die Leerrohre im Bürgersteig verlegt. Zu diesem Zeitpunkt hatte Markus Mühlmann den Vertrag bereits widerrufen - jedoch erfolglos. „Es tat sich ja nichts“, begründet er. Da die Widerrufsfrist aber bereits abgelaufen war, zahlt der Netter nun monatlich 53 Euro für einen Glaserfaseranschluss, muss sich aber mit einer 120Mbit/s-Leitung begnügen.

Auf die Aufschaltung des Glasfasernaschlusses durch die DOKOM wartet Markus Mühlmann seit Monaten.
Im Haus von Markus Mühlmann ist seit Monaten alles für den Glasfaseranschluss vorbereitet, doch die Aufschaltung des Anschlusses lässt noch immer auf sich warten. © Julia Kowal

Ein bis zwei Monate später folgten immerhin die Leerrohre zu den einzelnen Häusern in der Neumarkstraße. Doch dann passierte wieder nichts - über eineinhalb Jahre lang. „Im September 2024 klingelte plötzlich ein Bauarbeiter an und sagte: Wir kommen morgen“, erzählt Mühlmann. „Am nächsten Tag haben die dann die Glasfaser eingeblasen und die Dose im Keller installiert.“

Seither fehlt noch die Aufschaltung des Lichts in der Verteilstelle, sprich: Die einzelnen Glasfasernaschlüsse in der Siedlung müssen noch mit dem Hauptnetz gekoppelt werden. „Das wird in den nächsten Wochen passieren“, verspricht Markus Isenburg, Pressesprecher der Dokom. Im ersten Quartal 2025 soll der Anschluss von Markus Mühlmann demnach aufgeschaltet werden.

Insolvenz verzögert Anschluss

Dass sich die Arbeiten so lange hingezogen haben, liegt laut Isenburg an der Insolvenz des Generalunternehmens, den die Dokom beauftragt hatte. „Wir mussten ein anderes Unternehmen hinzuziehen und erstmal prüfen, was bereits erledigt wurde und was noch gemacht werden muss.“

Markus Mühlmann war bislang jedoch noch auf dem Stand von September, als die Dose in seinem Keller installiert wurde. Die letzte offizielle Mitteilung der Dokom hat er im Dezember 2023 erhalten: Einem Entschuldigungsschreiben war ein Multi-Ladekabel beigefügt, zudem wurde Mühlmann versprochen, dass er quartalsweise über den aktuellen Sand informiert werde - dies geschah jedoch nicht.

Nur ein Ladekabel gab es vor einem Jahr von der DOKOM als Entschuldigung für die Verzögerungen beim Glasfaseranschluss.
Viele Infos hat Markus Mühlmann von der DOKOM nicht erhalten, nur ein paar Mails zum Vertragsabschluss und ein Entschuldigungsschreiben mit einem Multi-Ladekabel als Geschenk. Über diese intransparente Kommunikation ärgert er sich besonders. © Julia Kowal

„Die Kommunikaiton ist einfach grauenvoll“, sagt der Dokom-Kunde. „Ich habe vollstes Verständnis dafür, dass sich Dinge verzögern können, aber weder zu schreiben noch auf Rückrufe zu reagieren, das geht gar nicht.“

Dass sein Glasfaseranschluss in den kommenden Wochen aufgeschaltet werden soll, erfuhr er von der Autorin. Ein entsprechendes Schreiben soll ihm laut Pressesprecher Isenburg aber noch im Dezember zugestellt werden. In Jubelschreie brach Markus Mühlmann über diese Info allerdings nicht aus: „Ich glaube das alles erst, wenn ich hier wirklich Glasfaser habe.“

Neues Konzept bei der DOKOM

In Zukunft, so Isenburg, wird die Dokom schneller reagieren. Seit Juli ist Marco Iaconisi neuer Geschäftsführer, mit ihm verfolgt die Dokom ein anderes Konzept bei der Verlegung von Glasfaser. „Wir werden künftig mit Licht im Rücken bauen“, erklärt Isenburger. Anstatt komplette Cluster fertigzustellen, sollen zuerst die Hauptverteiler errichtet werden, um von dort aus schneller einzelne Anschlüsse erschließen zu können.

Markus Mühlmann tröstet das nicht. Für ihn ist klar: „Sobald die zwei Jahre Vertragslaufzeit um sind, wechsle ich zu einem anderen Anbieter.“ Wer nun meint, dass die zwei Jahre doch längst vorbei seien, irrt, erklärt der Dokom-Kunde verärgert: „Die Vertragslaufzeit beginnt automatisch von Neuem, wenn der Glasfaseranschluss aufgeschaltet ist.“