Zehn Euro mehr pro Besucher, ein höherer Eintrittspreis – mit diesem Vorschlag wollten die Grünen aus Dortmund einen Beitrag zum Artenschutz leisten. Doch sie scheiterten krachend.
Es ging um die „Jagd & Hund“, Europas größte Jagdmesse, die normalerweise Ende Januar/Anfang Februar ansteht und zu der Zehntausende Besucher in die Westfalenhallen kommen. Die Idee für sich klang simpel und in der Argumentation erst einmal schlüssig:
Jeder Besucher gebe doch eh im Durchschnitt 720 Euro bei der „Jagd & Hund“ aus. Da würde ein um 10 Euro angehobener Eintrittspreis doch nicht weiter ins Gewicht fallen. Rechne man das aber hoch auf 80.000 Messebesucher, könne man Zusatzeinnahmen von 800.000 Euro generieren.
„Bedrohte Tierarten schützen“
„Die entsprechenden Einnahmen sollen Artenschutz-Projekte unterstützen, um bedrohte Tierarten zu schützen“, stellten sich die Grünen vor. Deshalb sollten die Politiker im Dortmunder Stadtrat die Gesellschafterversammlung der Westfalenhallen Dortmund Unternehmensgruppe anweisen, den Eintrittspreis für die Messe generell um diese Gebühr von 10 Euro anzuheben.
Von der Linken über SPD, FDP und CDU bis zur AfD – jeder hat an der Idee etwas anderes auszusetzen. Einig waren sich alle indes: So einfach, wie sich die Grünen das vorgestellt hatten, gehe es nicht. Aus ganz unterschiedlichen Gründen.
„Selbst Tierschützer dagegen“
Den einen ging der Vorschlag zu weit, den anderen nicht weit genug. „Selbst die Tierschützer in meiner Fraktion waren direkt dagegen“, erklärte beispielsweise Utz Kowalewski, Fraktionsvorsitzender von „Die Linke+“, zu der auch die Tierschutzpartei gehört.
Das sei lediglich „ein Feigenblatt“, wenn man bedenke, dass etliche Besucher Tausende Euro für Jagdreisen ausgeben würden. Was sollten denn 10 Euro Gebühr da ausrichten?

Ablehnung von CDU, FDP und SPD
„Es ist nichts anderes als eine Preiserhöhung, die dem Rat nicht zusteht“, entgegnete Uwe Waßmann – und das bei einem „Produkt, das am Markt steht, das im Wettbewerb steht“. Der CDU-Politiker, der auch Vorsitzender des Aufsichtsrats der Westfalenhallen ist, sah im Grünen-Antrag einen „erneuten Versuch, diese Messe und diesen Standort zu beschädigen“.
Für die FDP befand Michael Kauch, die Idee der Grünen „macht überhaupt keinen Sinn“ – zumal sich der Großteil der Messe gar nicht mit der sicherlich kritisch zu sehenden Trophäenjagd in Afrika beschäftige. Ähnlich sah es Olaf Schlienkamp: „Die SPD lehnt den Antrag in Gänze ab.“
Wieso sollen Hundebesitzer zahlen?
„Es ist ja nicht so, dass nur Jäger zur Messe gehen“, sagte Schlienkamp, der ebenfalls im Westfalenhallen-Aufsichtsrat sitzt. Er selbst etwa besuche die „Jagd & Hund“ wegen des Teils „Hund“. Wieso sollten er und andere mit derselben Motivation eine Gebühr bezahlen müssen?
Zudem: „Die Westfalenhalle wäre gar nicht in der Lage, eine solche Gebühr zu erheben.“ Dazu müsste man erst die juristischen Rahmenbedingungen ändern. Es sei „bedenklich, wenn der Rat in die Produktpreise eingreife“.
AfD: „Artenschutz nicht Hauptthema“
Die AfD schließlich argumentierte: „Die Einführung einer Artenschutzgebühr wäre ein Schlag gegen den Standort Dortmund.“ Bei der „Jagd & Hund“ sei „Artenschutz nicht das Hauptthema“, so Wolfgang Seitz.
Die Grünen beharrten zwar auf ihren Antrag, auf die Einführung von 10 Euro Artenschutzgebühr. Doch bei der Abstimmung hatten sie keine Chance gegen die Mehrheit von Linke, SPD, CDU, FDP und AfD, die sich in der Diskussion schon abgezeichnet hatte.