Wie liegt es denn in der Hand? Fachmännisch greift dieser Besucher zu, visiert ein ausgedachtes Ziel an irgendwo unterm Hallendach, die Hand am Abzug des Gewehrs ohne Munition. Er ist einer von vielen.
Hell und aufgeräumt sind die Messestände hier in Halle Nummer 6. Die großen Waffenhersteller warten auf Kunden. Auch 2023 ist die Jagd & Hund Europas größte Jagdmesse. Es wird Englisch gesprochen, viel Niederländisch. Ein Journalist aus Finnland passiert derweil den Eingang.
Kühlkammer und Hochsitz
Wer einen Rundgang durch die Hallen macht, merkt schnell: Hier ist deutlich mehr Jagd als Hund. Ein bisschen Bedarf für den Vierbeiner – Leckerbissen, Leinen, Wärmewesten zur Regeneration nach der Entenjagd – aber im Wesentlichen geht es hier um die Bedürfnisse des Jägers.
Das fängt in der Waffenhalle an, wo auch Ziel- und Fernrohre auszutesten sind, zieht sich aber durch viele Bereiche und Hallen: die Kühlkammer, in der das Wild gelagert werden kann; der Hochsitz, auf dem der Jäger wartet; der Waffenschrank, der handgefertigte Hut, die Funktionsunterwäsche in Tarnfarben, denn auf Dauer wird es ja kalt in der Natur.

Leopard kostet 21.000 Euro
Es sei denn, der Jäger sucht sich ein Ziel in einem sonnigen Land. Angebote gibt es auf der Jagd & Hund 2023 wieder genug. Die Safari nach Südafrika und Namibia lässt sich hier direkt planen. An einigen Ständen stehen die Preise, zum Beispiel: 210 Euro pro Jagdtag, Leopard 21.000 Euro, Elefant 23.000, Nashorn 22.000, Löwe 9200 – „all inclusive“.
Murmeltiere jagen in Österreich, Biber im Baltikum, Pumas in den USA – alles käuflich, während mächtige ausgestopfte Bären Werbung machen für den Trip nach Kanada oder sonst wohin.
Diese Tiere wären selbst für die Mega-Grills zu groß, die genügend Platz bieten für Stücke vom einheimischen Wildbret. Selbst für die Zubereitung eines Spanferkels gibt es das passende meterlange Gerät.
Wilddöner und Känguru-Salami
Nichts zu befürchten haben indes die Raubvögel in Halle 4. Falkner führen sie auf der Bühne vor, zeigen sie später den neugierigen Messe-Besuchern, während das Programm weitergeht mit der Hundeschau.
Die Vierbeiner wiederum hätten es in Halle 8 schwer, bei all den Gerüchen, die auf dem „Wild Food Festival“ durch die Luft schweben. Es wird gebrutzelt, live auf der Bühne, aber auch an den Ständen. Es gibt Wilddöner oder „Pastrami-Burger von der wilden Sau“. Bereits fertig sind dagegen Gänseschinken, Stier-, Hirsch- oder Känguru-Salami.
Influencer hier, Veltins dort
Dass sich die Jagd & Hund weiter vom piefigen Trachten-Image lösen will, lässt sich in einer riesigen Ecke erkennen: Hier haben die Jagd-Influencer ihre Bühne. An der Wand hängt Werbung für eine Online-Plattform, auf der man gegen monatliche Bezahlung Jagdvideos anschauen kann.
Allerdings: An der zugehörigen, trendigen Theke ist am frühen Nachmittag längst nicht so viel los wie am Veltins-Stand ein paar Meter weiter. Bei 0,3-Liter-Gläsern für 2 Euro steht man beisammen wie auf dem Schützenfest.
Ein Video-Rundgang über die Messe unter rn.de/dortmund
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