Droht in Dortmund eine neue Welle von Infektionen mit dem Coronavirus? Untersuchungen des Abwassers in NRW geben zumindest einen Fingerzeig, dass sich zuletzt wieder mehr Menschen infiziert haben.
In 16 Kläranlagen in NRW werden zweimal wöchentlich Proben genommen, um Coronaviren nachzuweisen. Dazu gehören auch das Klärwerk der Emschergenossenschaft in Deusen und des Lippeverbands in Scharnhorst.
Anstieg im östlichen Ruhrgebiet
Doch Inzidenzen lassen sich aus diesen Werten nicht ableiten. Derzeit bleiben viele Infektionen wohl unbemerkt, weil kaum noch getestet wird.
Der steigende Trend bei Coronaviren im Abwasser - „auf niedrigem Grundniveau“, wie das Landeszentrum Gesundheit (LZG) betont - müsse nicht auf den Beginn einer neuen Welle in Dortmund hindeuten, relativiert Dr. Prosper Rodewyk, Sprecher der Dortmunder Hausärzte. Im März 2023 habe es die höchsten Werte im bisherigen Jahresverlauf gegeben. Dennoch habe man keinen signifikanten Anstieg von Corona-Fällen verzeichnet.

Dr. Rodewyk sagt, dass sich das Coronavirus derzeit wieder mehr verbreite. „Die Fälle steigen im östlichen Ruhrgebiet an.“ In Dortmund habe er in der vergangenen Woche von drei Fällen mitbekommen.
Bemerkenswert: Alle drei Betroffenen haben das Virus von außerhalb mitgebracht. „Einer kam aus Mallorca, einer von einem Schiff und einer aus Kiel“, sagt der Hausarzt mit Praxis in Hörde. Diese ,eingeschleppten‘ Infektionen wirkten sich auf die Werte im hiesigen Abwasser aus.
Mallorca-Urlauber kommen zurück
Entwarnung will Dr. Rodewyk nicht geben. Er sagt: „Wir müssen die nächsten 14 Tage abwarten.“ Aktuell kämen viele Mallorca-Urlauber zurück. Auf der Insel verbreite sich die Omikron-Subvariante EG.5. Ohnehin erwartet der Mediziner zum Herbst hin mehr Fälle von Erkältungskrankheiten, zu denen auch Corona gehöre.
„Allerdings treffen die Corona-Infektionen hier auf eine gut durchgeimpfte Bevölkerung“, sagt Dr. Rodewyk. Zudem seien viele Menschen bereits infiziert gewesen. Möglicherweise würden Infizierte gar nicht viel davon mitbekommen und den Erreger schnell wieder ausscheiden.
„Wenn eine Welle kommt, wird sie harmloser als Wellen in der Vergangenheit“, sagt der Hausarzt. Er schränkt gleichwohl ein: „Solange keine dramatisch-aggressive Variante auftritt.“ Dass Omikron-Subvarianten „große Probleme“ im kommenden Winter machen, glaubt Dr. Rodewyk nicht.
PCR-Tests und Impfungen
Zu den PCR-Tests, die bis vor einigen Monaten noch gängig waren, sagt er: „Es ist im Moment nicht interessant, PCR-Tests zu machen.“ Man vertraue auf die Ergebnisse der Schnelltests. „Wir erwarten, dass die Patienten Schnelltests machen. Und wenn jemand mit einem positiven Schnelltest kommt, schieben wir keinen PCR-Test mehr hinterher“, erläutert Dr. Rodewyk. Zwar könne man noch PCR-Tests machen. Die Abrechnung sei mittlerweile jedoch schwieriger geworden.
Beim Thema Corona-Schutzimpfungen verweist Dr. Rodewyk auf Pläne der Impfstoff-Hersteller, für die kommende Herbst- und Wintersaison einen an die Corona-Variante XBB.1.5 angepassten Impfstoff auf den Markt zu bringen. Unklar sei, wie schnell die Europäische Arzneimittel-Agentur die neuen Vakzine akzeptieren werde, ergänzt der Hausarzt.
Zudem verweist Dr. Rodewyk auf die Empfehlung der Ständischen Impfkommission (STIKO). Demnach sollen sich Personen mit einem erhöhten Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf in der Regel im Mindestabstand von zwölf Monaten zur letzten Impfung oder Infektion - vorzugsweise im Herbst - impfen lassen.
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