Warum ein „Phoenix-See“ in Mengede undenkbar ist Isabella Knappmann: „Eine absolute Illusion“

Warum ein zweiter „Phoenix-See“ in Mengede undenkbar ist
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Kann zwischen Westerfilde und Jungferntal ein zweiter „Phoenix-See“ entstehen, an dem Gebäude für Wohnungen, Gastronomie, Geschäfte oder Büroräume ihren Platz finden? – Aus Sicht von Isabella Knappmann ist das kaum möglich. Knappmann ist stellvertretende Fraktionssprecherin der Partei Bündnis 90 / Die Grünen in der Bezirksvertretung Mengede. Die Partei stellt in Mengede den Bezirksbürgermeister. Mit ihrem Wissen aus der Lokalpolitik erläutert Knappmann ihre Sicht zur Idee eines zweiten „Phoenix-Sees“.

Als vor Jahren erste Überlegungen zu einem künstlichen See aufkamen, war Knappmann als Bürgerin Westerfildes involviert. „Die Westerfilder waren aufgerufen, an einem Projekt zur Bürgerbeteiligung teilzunehmen“, erzählt Knappmann. Mit dem Forschungsprojekt sollte wissenschaftlich untersucht werden, wie Vorschläge und Wünsche der Bevölkerung von der Politik aufgenommen werden können. „Es ging dabei aber nur um eine Ideenfindung, ohne Aussicht auf Realisierung“, stellt die 68-Jährige klar.

Aus dem Willen der Bürger habe sich in dem Projekt die Idee eines Gebiets herauskristallisiert, das zum Naturerlebnis und der Naherholung dienen sollte. Schwimmmöglichkeiten seien in den theoretischen Überlegungen damals schon abgelehnt worden. Ein zweiter Phoenix-See sei noch weniger denkbar. Der Grund: Es gibt einige Hürden, die den Umbau der Fläche zwischen Westerfilde und Jungferntal erheblich erschweren, wenn nicht unmöglich machen.

„Wir haben dort ein großes Naturschutzgebiet, das mit sehr strengen Auflagen belegt ist. Für größere Bebauungen muss immer ein gewisser Abstand zu Naturschutzgebieten eingehalten werden“, erzählt Isabella Knappmann. „Außerdem wurde ein Mischgebiet aus Gewerbe und Wohnen vorgeschlagen, da haben wir ohnehin ganz große Restriktionen. So etwas ist im Umfeld von Naturschutzgebieten gar nicht möglich. Wohnen ja, aber eben nicht mit Gewerbe.“

Ein Feld südlich von Westerfilde
Durch Wohnbebauung verlieren Landwirte immer mehr Flächen für die Landwirtschaft. Auch die Felder nahe der A45 waren von einem großangelegten Bauprojekt betroffen. © Popenda

Frische Luft statt Verschmutzung

Gewerbe führe auch automatisch zu mehr Lärm, der nicht nur mögliche Anwohner, sondern auch die Tiere und das Biotop am Mastbruch-Teich beeinflusse. „Der Teich ist ein stadtweit wichtiges ökologisches System. Naturschützer, insbesondere Vogelschützer, würden himmelhoch schreien, wenn man mehr Bevölkerung zulassen würde“, sagt die 68-Jährige.

Genau das habe ihre Partei gemeinsam mit dem Nabu vor Jahren bereits lokalpolitisch verhindert, als eine neue Aussichtsplattform am See entstehen sollte. „Es hatte früher schon eine gegeben, die ist aber leider so missbraucht worden, dass man irgendwann Fahrräder, Ölkanister oder sogar ein Moped im Teich gefunden hat“, erzählt Knappmann.

Das Naturschutzgebiet sorge aber auch dafür, dass frische Luft in die Dortmunder Innenstadt gelange. Isabella Knappmann erklärt: „Wir haben eine Windzone aus der Richtung Castrop-Rauxel, Bodelschwingher Wald und dem Feuchtgebiet mit Mastbruch-Teich. Gerade über den Wiesen und dem Rahmer Wald wird die Luft durch die Feuchtigkeit abgekühlt und ein dementsprechend frischerer Luftstrom bis in die City getragen.“

Aus Sicht Knappmanns ist die Fläche, um die es geht, aber auch zu klein und könnte in Zukunft noch kleiner werden. Denn im Westen grenzt das Gebiet an die Bundesautobahn 45. „Die A45 ist inzwischen auf der Prioritätenliste der Bundesautobahngesellschaft zur Verbreiterung auf sechs Spuren“, sagt Knappmann. „Wenn das so kommen sollte, würde ein gewisser Streifen für eine Verbreiterung der Autobahn und dann auch für Lärmschutz erforderlich werden.“

Wenig Arbeit, viel Verkehr

Eine Bebauung des Gebiets für einen zweiten „Phoenix-See“ mindere gleichzeitig die Felder der Bauern. Die 68-Jährige sagt: „Für die Landwirte, die sich an der A45 befinden, wäre das eine Zumutung. Sie haben dann wieder weniger Wirtschaftsfläche, wo sich dann wirklich die Frage stellt: Existieren die Betriebe nachher nicht mehr, weil sie kein Land mehr zu bebauen haben?“

Hinzu komme, dass die Neubauten auch infrastrukturell an das Straßennetz angebunden werden müssten und dafür gebe es immense Hinderungsgründe, so Knappmann. Auch neuer Wohnraum führe zu mehr Menschen und mehr Verkehr. „Die Leute sind froh, dass endlich mal Ruhe einkehrt, nachdem im Ortsteil Westerfelde-Bodelschwingh mehrere Großwohnanlagen gebaut wurden“, erzählt Knappmann. „Diese ganz gelungene Entwicklung könnte durch neuen Siedlungsbau an die Seite gedrängt werden. Zumal es hier keine Arbeitsplätze gibt.“ Neue Anwohner müssten alle fahren.

Mastbruch-Teich
Der Mastbruch-Teich bietet als Biotop unterschiedlichsten Tieren und Pflanzen ein Zuhause. Mehr Publikumsverkehr bedeutet auch mehr Verschmutzung. © Popenda

Aber was ist mit dem Klima? Sollte nicht auch ein Regenrückhaltebecken entstehen? Tatsächlich gibt es in einem abgesperrten Bereich nahe dem Mastbruch-Teich schon ein Hochwasserrückhaltebecken mit einem Ablaufsystem in den Nettebach. Anders als ein Regenrückhaltebecken ist ein Hochwasserrückhaltebecken zumeist trocken und füllt sich erst bei starken Regenfällen. Knappmann: „Der Nettebach gehört zum Renaturierungsprogramm der Emschergenossenschaft. Wieso also ein neues Rückhaltebecken, wenn es schon eins gibt.“ Notfalls könne man das Becken, das einst verkleinert wurde, in den alten Zustand zurückversetzen, schlägt die 68-Jährige vor.

In Zukunft sei zwar Starkregen zu erwarten, aber es gebe auch immer wieder Dürreperioden. „Ich wohne schon lange in Westerfilde, wir hatten die Situation, dass sowohl der Nettebach als auch der Mühlenbach ausgetrocknet waren. Das heißt, in diesem Fall gäbe es überhaupt keine Wasserzufuhr für einen künstlichen See“, so Isabelle Knappmann. Auch der Mastbruchsee habe nur über einen kleinen Kanal einen Wasseraustausch mit dem Mühlenbach.

Eine Vielzahl von Gründen spricht aus Sicht von Isabella Knappmann also gegen einen Umbau des Gebiets zwischen Westerfilde und Jungferntal. „Grundsätzlich ist das Gebiet eine feuchte Niederung. Wenn man hier einen See entstehen lässt, würde er aber nie diese Form haben, die man ganz großspurig mit einem ‚Phoenix See 2‘ verbindet. Das ist absolut eine Illusion“, sagt Knappmann.

„Da wird eine Idee gepusht, die aber von den Grundvoraussetzungen her, so wie sie beschrieben ist, nicht realisierbar ist“, meint die 68-Jährige.

„Und ich denke, Dortmund hat andere Probleme als hier irgendwas zu entwickeln.“