„Tandoori Love“ im Restaurant-Check der Ruhr Nachrichten Indisches Essen trifft Ruhrpott-Kneipe - kann das gutgehen?

„Tandoori Love“ im Restaurant-Check der Ruhr Nachrichten:
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Fast wäre ich am „Tandoori Love“ in Brackel vorbeigelaufen – denn optisch ist das Restaurant eine deutsche Kumpelkneipe und kein knalliger Bollywood-Schuppen. Einmal drin, ist es gemütlich und warm, direkt steigen würzige Gerüche in die Nase. Gern folge ich dem Wink des Kellners, setze mich hin und schlage die Speisekarte auf. Dann mal los.

Die Speisekarte und die Preise:

Die Gliederung der Speisekarte ist simpel: erst nach Art des Gerichts, dann nach Hauptzutat. An Suppen und Salate reiht sich das klassische indische Naan – ein Brot, das als Vorspeise oder Beilage taugt.

Das „Tandoori Love“ macht seinem Namen alle Ehre, wenn es gleich sieben verschiedene Arten des im Tandur-Ofen gebackenen Brotes anbietet. Es gibt eine schlichte Option, eine mit Käse, eine mit Knoblauch und noch weitere. Je nachdem, welcher Zusatz dabei ist, variiert natürlich der Preis – im Durchschnitt kostet das Brot 4 Euro.

Für das Hauptgericht gibt es die Wahl zwischen Gerichten mit Hühnchen, Rind, Fisch, Lamm oder – als vegetarische Option – mit Gemüse. Dazu gibt es immer eine Portion Reis. Die Preise liegen bei um die 15 Euro.

Bei der Nachspeise gibt es die Wahl zwischen typisch indischen Gerichten wie Kheer (eine Art Reispudding), der süßen Paste Halwa oder Gulab Jamun, also frittierten Teigbällchen. Wer nicht experimentieren möchte, der kann klassische Eiscremesorten bestellen. Preislich liegt der Nachtisch etwa bei 4 Euro.

Naan in einem Körbchen
Das Naan mit Trockenfrüchten wurde in einem Körbchen serviert. © Yasmin Mende

Bei einigen Einträgen auf der Karte werden die Zutaten genau erklärt, an anderen Stellen stehen nur die indischen Namen. Wer sich also in der südasiatischen Küche nicht auskennt, kommt schnell ins Straucheln. Oder ins Googeln. Vom Kellner kommen auf Nachfrage eher generelle Aussagen, aber keine genaue Auflistung der Zutaten für einzelne Gerichte.

Was Getränke angeht, ist für Freunde des gepflegten, gezapften Pils‘ anzumerken: Bier gibt es nicht vom Fass – zumindest nicht, als ich Gast war –, dafür aber indisches Bier. Weiterer Punkt für Feinschmecker: Wein steht nicht auf der Karte.

Die Vorspeise im Test:

Als Vorspeise habe ich mir Peshawari Naan ausgesucht – die Variante mit Trockenfrüchten. Serviert werden die vier großen Stücke in einem schlichten Körbchen. Es schmeckt! Es ist nicht zu süß, der Sesam nimmt den Rosinen nichts vom Geschmack. Ich muss mich tatsächlich zurückhalten, damit ich mir den Bauch nicht direkt vollschlage.

Der Hauptgang im Test:

Denn Platz für den Hauptgang muss sein. Ich wähle Chicken Madras, ein klassisches Curry mit Hühnchen - und bin von der Menge an Reis überrascht: Der Inhalt des Schälchens, das der Kellner mir nach ungefähr zwanzig Minuten bringt, würde für zwei normale Mahlzeiten reichen.

Das Chicken Madras selbst kommt in einer Metallschale, die auf einer Art Stövchen steht, typisch für nordindische Restaurants. Es sieht gut aus – und schmeckt auch so.

Beim Bestellen konnte ich selbst wählen, wie scharf es sein soll. Bei „Tandoori Love“ können Gäste zwischen fünf Schärfestufen wählen – Stufe 1 ist laut Kellner David Kwiek sehr mild, Stufe 5 die schärfste.

Eine Schale Reis und ein Behälter mit Hühnchen und Sauce.
Das Chicken Madras wurde auf einer Art Stövchen warmgehalten. © Yasmin Mende

Normalerweise komme ich gut mit Schärfe klar - trotzdem bitte ichvorsichtshalber um eine milde Variante. Denn indische Schärfe ist nicht gleichbedeutend mit europäischer Schärfe. Oder, wie es ein anderer Gast bei seiner Bestellung in folgender Frage an den Kellner gut zusammenfasst: „Was für Sie überhaupt nicht scharf ist, brennt uns bestimmt den Hals weg, oder?“ Der Kellner lacht und nickt.

Im Test zeigt sich: Ja, mein mild bestelltes Gericht ist ein bisschen schärfer, als ich erwartet hatte. Das schadet dem Geschmack aber nicht. Das Hähnchen ist lecker, die Aromen der Gewürze sind stark. Ich finde: Zusammen mit dem Reis passt alles perfekt.

Die Nachspeise im Test

Enttäuscht werde ich dann allerdings ein wenig bei der Nachspeise. Denn ich habe das Restaurant an einem schlechten Tag erwischt: Schon als ich ankündigte, ein Dessert bestellen zu wollen, musste sich der Kellner entschuldigen. „Vieles von dem auf der Karte haben wir gerade nicht da“, erklärt er mir.

Der Grund: „Der Chef ist gerade in der Heimat.“ Deshalb sei es ein bisschen chaotisch. Der Ruhetag, den die Angestellten zum Einkaufen nutzen wollen, ist erst am Folgetag. So bleibt mir am Ende eine Wahl: Kheer oder Halwa.

Halwa auf einem Teller.
Als Nachtisch gab es Halwa. © Yasmin Mende

Beim Kheer wird im Menü schon aufgelistet, was darin steckt: Reismilch, Mandeln, Kardamom und Zucker. Ich entscheide mich für das Halwa und lasse mich überraschen. Als es kommt, stelle ich fest, dass auch hier eine genaue Auflistung der Zutaten gut gewesen wäre: In einem indischen Restaurant überraschen mich die Kokosraspeln nicht, trotzdem hätte ich gerne von ihnen gewusst. Auch hier hätte ich explizit nachfragen müssen.

Dass die Masse hauptsächlich aus Zucker besteht, merke ich sofort. Ich muss das Halwa schließlich stehenlassen, weil es so mächtig ist. Es war nicht ganz mein Fall. Wer einen süßen Zahn hat, würde es aber bestimmt mögen.

Die Atmosphäre:

Beim Gedanken an ein indisches Restaurant habe ich Bollywood-Hits und Sprüche in Devanagari (die Schrift, in der z.B. Hindi verfasst wird) erwartet und bekomme etwas gänzlich anderes: Das „Tandoori Love“ hat den Charme einer urigen Ruhrpott-Kneipe, war wohl auch mal eine, wie man am Holztresen und den kleinen Sitzecken deutlich noch sehen kann. Macht aber nichts: Insgesamt ist es heimelig und gemütlich. Und ganz wird auf das indische Flair dann doch nicht verzichtet:

Ringsherum lächeln Figuren aus der Mythologie und Religion von den Wänden, hier und da hängt ein orientalischer Teppich. Ein Bild vom Taj Mahal darf nicht fehlen. Auch die Tischdecken – oder zumindest deren Muster – stammen von einem anderen Kontinent. Trotzdem kann ich gedanklich nicht ganz nach Südasien abtauchen.

Ein Blick in „Tandoori Love” mit einem Bild vom Taj Mahal und einem Teppich an der Wand
Bilder und Teppiche an den Wänden versuchen dem Restaurant ein Gefühl von Indien zu verleihen. © Yasmin Mende

Vielleicht liegt das auch an der Musik: Statt der theatralischen Gesänge, die man sonst mit Indien verbindet, laufen Gitarrencover von westlichen Hits im Hintergrund. Mehrmals höre ich „Unchained Melody“, die Titelmusik von „Ghost: Nachricht von Sam“ mit Patrick Swayze und Whoopi Goldberg. Aber egal: Wohl fühle ich mich allemal.

Der Service

Wie angedeutet: „Tandoori Love“ hatte einen schwierigen Tag, als ich da war. Das hat man gemerkt. Der Kellner war nett und hatte keine Probleme damit, mir meine Fragen zu beantworten. Trotzdem waren die Auskünfte am Ende eben nicht ausreichend, um mir ein Bild von den Speisen zu machen, die ich später bekommen würde.

Geschmeckt haben die aber auf jeden Fall – und lange warten musste ich auch nicht.

Die Anfahrt

„Tandoori Love“ liegt im Herzen Brackels. Wer mit der U 43 fährt, hat ab der Haltestelle „Oberdorfstraße“ noch einen kleinen Fußmarsch von etwa zehn Minuten vor sich. Vor dem kleinen Restaurant gibt es genügend Parkplätze.

Die Netzstimmen:

Bestellen kann man auch auf Lieferando. Bei 202 Bewertungen auf dem Portal kommt „Tandoori Love“ insgesamt auf 4,4 von 5 Sternen (Stand: 9.2.2024). Bei Google gibt es 130 Rezensionen (Stand: 9.2.2024), hier liegt das Restaurant bei 4,6 von 5 Sternen - für Google-Verhältnisse ein sehr gutes Abschneiden.

Zum Thema

Über „Tandoori Love“

Adresse: Am Westheck 64, Dortmund-Brackel

Telefon: 0231 88234992

Öffnungszeiten: Täglich 11.30 bis 22 Uhr, mittwochs Ruhetag

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