
© Dieter Menne
In Dortmund kommt es jetzt auf die Grünen an
Kommunalwahl
Die Grünen in Dortmund sind die Gewinner der Kommunalwahl. Sie strotzen vor Selbstbewusstsein als zweitstärkste Kraft im Rat. Das wird die CDU bei der Stichwahl einen hohen Preis kosten. Ein Meinungsbeitrag.
Bei dieser Kommunalwahl ist in Dortmund alles anders. Nicht nur wegen Corona. Es gibt Gewinner und Verlierer derselben politischen Farbe. Und die Wahlbeteiligung ist dieses Mal nicht gesunken, sondern leicht gestiegen.
Die Gewinner sind ohne Zweifel die Grünen, auch wenn es ihre OB-Kandidatin Daniela Schneckenburger nicht in die Stichwahl geschafft hat. Sie sind jetzt vor der CDU die zweitstärkste Fraktion im Rat. Im nächsten Rat gibt es damit drei Parteien auf Augenhöhe.
Die SPD und Thomas Westphal liegen zwar noch immer vorn, doch es ist eng geworden. Wie die OB-Wahl 2014 gezeigt hat, können selbst mehr als 10 Prozentpunkte Abstand in der Stichwahl gefährlich schnell schrumpfen.
Kein Selbstläufer für Westphal
Westphal muss gegen seinen CDU-Konkurrenten Dr. Andreas Hollstein antreten. Dabei hatte der es als Kandidat von außen in Corona-Zeiten am schwersten, sich bei den Wählern bekannt zu machen. Ein Nachteil, der in den nächsten zwei Wochen an Gewicht verlieren dürfte.
Auch wenn Westphal kraftmeiert, dass er in 14 Tagen als Sieger aus der Stichwahl hervorgehen werde, ein Selbstläufer ist das nicht. Entscheidend wird sein, ob die Grünen den Willen zum Wechsel wirklich ernst meinen und eine Wahlempfehlung für Hollstein geben. Jetzt müssen sie auch den Wechsel wählen.
Den Auftrag haben sie. Die SPD ist zwar wieder stärkste Kraft, doch ihr historisch schlechtestes Wahlergebnis zeigt, dass die Dortmunder in der Mehrheit etwas anderes wollen. Die Grünen haben sieben, die CDU hat sechs Direktmandate geholt. Das hat es auch noch nicht gegeben.
Kein Höhenflug bei der AfD
Die CDU hat wie die SPD Wähler verloren, wenn auch nicht so stark wie die Sozialdemokraten. Sie wird einen politischen Preis zahlen müssen, wenn sie von den Grünen, die vor Selbstbewusstsein strotzen, Unterstützung für ihren OB-Kandidaten will.
Die Linke gewann schließlich mit einem Hauch von Vorsprung ein enges Rennen mit der AfD, die 2020 keinen Höhenflug in Dortmund gezeigt hat, um Platz 4, mit dem man noch Zugriff auf wichtige Aufsichtsratsposten und Gremien-Mandate hat. Die FDP, die vollmundig weniger Gelsenkirchen, sondern mehr Silicon Valley wollte, tröstet sich damit, dass sie in Dortmund besser abschneidet als im Landestrend.
Neu in den Rat wird die Satirepartei „Die Partei“ einziehen und vermutlich auch die Tierschutzpartei. Eines ist jetzt schon klar: Welcher OB-Kandidat am Ende an der Spitze des Rates sitzt – der neue Rat wird bunter.
Stellvertretende Leiterin der Dortmunder Stadtredaktion - Seit April 1983 Redakteurin in der Dortmunder Stadtredaktion der Ruhr Nachrichten. Dort zuständig unter anderem für Kommunalpolitik. 1981 Magisterabschluss an der Universität Bochum (Anglistik, Amerikanistik, Romanistik).
