Seit vielen Jahren ist der Lehrkräftemangel immer wieder Thema. Eine umfangreiche Datenauswertung unserer Redaktion zeigt, wie groß das Problem in Dortmund weiterhin ist.
Auf Anfrage der SPD hat die schwarz-grüne NRW-Landesregierung erhoben, wie es um den Stellenmarkt an allen Schulen im Land bestellt ist. Demnach haben die 158 Schulen in Dortmund einen Gesamtbedarf von 5803 Stellen. Besetzt sind davon aber nur 5458. Eine Lücke von knapp 350 Vollzeit-Köpfen (Stand 19. Oktober).
Die sogenannte Ausstattungsquote liegt damit stadtweit bei 94 Prozent. Am geringsten ist diese Quote an der Westricher Grundschule mit nur 60,9 Prozent. Als Bedarf sind dort 17,8 Stellen aufgelistet, wovon nur 10,1 tatsächlich besetzt sind. Mehr als ein Drittel der nötigen Lehrkräfte fehlt dort an der Grenze zu Castrop-Rauxel also. Von der Westricher Grundschule war am Freitag (25.11.) keine Aussage zu diesen Zahlen zu bekommen.
Wichtig ist bei der Einordnung: An besonders kleinen Schulen ergeben sich schnell große Sprünge bei den Quoten. Bei 17,8 Planstellen macht eine Vollzeit-Person schließlich schon mehr als 5 Prozent aus. So gering wie an der Westricher Grundschule ist die Quote mit Abstand nirgends - es gibt aber mehrere Schulen mit nur knapp über 80 Prozent.
Teils auch über 100 Prozent
Auffällig ist auch ein Ausreißer in die andere Richtung. Einige Schulen haben mehr Lehrkräfte als sie eigentlich offiziell Bedarf hätten. Damit liegen ihre Quoten über 100 Prozent. Besonders erstaunlich ist das Westfalen-Kolleg an der Rheinischen Straße, das mit 151 Prozent aufgelistet ist. 51 Stellen sind als Bedarf genannt, tatsächlich sind aber 73 besetzt.
„Wir haben nicht so konstante Schülerzahlen und müssen immer flexibel sein“, sagt der stellvertretende Schulleiter Björn Kian. In der Erwachsenenbildung würden die Anmeldezahlen je nach Lage auf dem Arbeitsmarkt stark schwanken. Im Westfalen-Kolleg arbeitet man im Semesterbetrieb, in einem halben Jahr könnten die Zahlen ganz anders aussehen, sagt Kian.

Im NRW-Koalitionsvertrag von CDU und Grünen steht: „Wir wollen 10.000 zusätzliche Lehrkräfte in das System Schule bringen. Die nicht sofort besetzbaren Stellen werden wir temporär durch weitere pädagogische Fachkräfte und unterstützendes Personal besetzen.“
Die NRW-SPD kritisiert: „Die Landesregierung schafft zusätzliche Lehrkräftestellen im Wissen, dass diese Lehrkräfte zur Zeit gar nicht auf dem Markt sind.“ Das führe zu Unterrichtsausfall und einer Verschlechterung der Unterrichtsqualität, da häufig fachfremder Unterricht durchgeführt werde.
Schulministerin Dorothee Feller (CDU) antwortet: „Grundsätzlich bedeutet eine gegenüber dem sich rechnerisch ergebenden Stellenbedarf zu geringe Personalausstattung an einzelnen Schulen nicht automatisch, dass der Unterrichtsbedarf dieser Schule nicht gedeckt werden kann.“
Die Schulaufsicht könne Besonderheiten bei der Personalzuweisung berücksichtigen. Auf der anderen Seite bedeute eine augenscheinlich zu hohe Personalausstattung nicht automatisch eine Überversorgung dieser Schule.
„Vertretungsreserve“
Feller sagt, dass landesweit zusätzliches Personal zur Verfügung stehe, das nicht bei der Ausstattung einzelner Schulen erfasst wurde. Hierzu würden etwa die „Vertretungsreserve Grundschule“, Lehrkräfte für Türkisch-Unterricht oder Schulpsychologinnen zählen.
Die Landeselternkonferenz (LEK) um die Dortmunder Vorsitzende Anke Staar teilt hingegen mit: „Unstrittig ist der teils eklatante Personalmangel. Dieser betrifft nicht nur Lehrkräfte, sondern auch die Bereiche Schulsozialarbeit, schulische Assistenz und Betreuung.“
Die LEK geht davon aus, dass das Problem in den nächsten Jahren weiter verschärft werde: „Auch der aktuelle Haushaltsentwurf des Landes lässt nicht erkennen, dass die Bildungskrise in NRW verstanden worden wäre.“
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