
© Stefanie Stüber
In dieser Bar gibt es 84 Weine zu probieren - aus dem Automaten
Serie: „Über den Tellerrand“
In der Bochumer Weinbar Le Kork kann man 84 internationale Weine probieren - egal, ob nur einen Schluck oder ein ganzes Glas. Der Clou: Den Wein „zapfen“ die Gäste sich selbst.
Wer viel international unterwegs ist, kennt sie vor allem von Flughäfen: Weindispenser. Das sind Automaten, die Wein aus Flaschen „zapfen“ und sie in exakt vorgegeben Mengen abgeben.
Die Technologie macht es möglich, auch sehr hochwertige Weine glasweise zu verkosten und trotzdem über eine längere Zeit ohne Qualitätsverlust verfügbar zu halten. Der Weinfreund sieht bei der Auswahl die Flasche und das Etikett, zudem kann er per QR-Code oder mittels eines Kärtchens weitere Informationen über seine Weinauswahl bekommen.
Über den Tellerrand
In unserer Serie „Über den Tellerrand“ stellen wir Restaurants außerhalb Dortmunds vor, für die es sich lohnt einige Kilometer zurückzulegen. In Bochum am Rande des Bermudadreiecks hat im August die Weinbar Le Kork eröffnet, die sich als die digitalste Weinbar Deutschlands beschreibt. 84 Weine sind es, die der Gast in den Automaten vorfindet.
Das Procedere sieht vor, dass an der Kasse eine mit einem wählbaren Betrag aufgeladene Karte erworben wird. Diese schiebt man am Dispenser ein, stellt ein frisches Glas hinein und zapft sich je nach Gusto eine bestimmte Menge Wein ab. Ein Probierschluck ist möglich, ansonsten geht es in Schritten von je 0,1 Liter. Karte nicht im Automaten vergessen und Prosit.
Daydrinking im Bar-Ambiente
Die Auswahl ist gelungen. Vom lässigen „Daydrinking“-Weißwein für wenig Geld, über einige namhafte Rieslinge bis zum mächtigen Roten aus der Toskana und experimentellem Orange-Wein bis zum Chateaux Soundso aus Bordeaux lässt sich einiges entdecken.
Der Nachteil mag sein, dass sich Newcomer etwas allein fühlen, da helfen die Info-Kärtchen auch nicht immer wirklich weiter. Dennoch: wer entdecken will, offen ist, der wird seinen Spaß haben. Das Publikum im schicken Bar-Ambiente mit lässigem Freisitz ist relativ jung, und es wird offensichtlich erfreut und teils gar erregt über Wein diskutiert.

Selbstbedienung in der Bochumer Weinbar Le Kork © Stefanie Stüber
Wer sich ganz in die digitale Weinwelt begeben möchte, der legt sich ein personalisiertes Online-Konto an, das den eigenen Konsum protokolliert. Hierüber lassen sich dann auch Bestellungen abwickeln. Vom begeisterten Schluck vor Ort bis zur Anlieferung der Kiste an der Haustür braucht es dann nur ein, zwei Klicks.
Mag der Weinfreund eine Kleinigkeit dazu snacken, geht es allerdings menschlicher zu. Da bringt der Service nach Bestellung ganz gute Platten mit Schinken und Salami, Serrano-Schinken, Coppa (luftgetrockneter Schinken vom Schweinenacken), Bresaola (Schinken vom Rind), Fenchelsalami, Sous vide gegarte Kirschtomaten, dazu Brot und gesalzene Butter oder Käse (Picorino, Le Gruyère, Comtè, Camembert de Normandie, Manchego, Ziegenkäse mit Honig mariniert, Weintrauben, Feigensenf, dazu Brot), oder auch Pinsa, das ist lecker belegtes Focaccia aus Mittelitalien.

Die Schinken- und Salami-Platte im Le Kork © Stefanie Stüber
Ein wirklich innovatives Konzept, das vielen Weintrinkern Spaß machen wird. Einen Sommelier kann es jedoch nicht ersetzen, denn der ist man hier quasi selber. Und das ist nicht immer unproblematisch.