Impfung für Wohnungslose: „Werden noch lange im Ausnahmezustand sein“

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Impfung für Wohnungslose: „Werden noch lange im Ausnahmezustand sein“

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Seit kurzem werden in Dortmund auch wohnungslose Menschen geimpft. Beim Gast-Haus sorgt das für Optimismus – auch wenn die nahe Zukunft noch nicht so rosig aussieht.

Dortmund

, 14.05.2021, 04:30 Uhr / Lesedauer: 2 min

„Extrem wichtig“ findet Katrin Lauterborn die Tatsache, dass in Dortmund jetzt auch wohnungslose Menschen geimpft werden können. Lauterborn ist Geschäftsführerin von „Gast-Haus statt Bank“, eine Dortmunder Wohnungslosenhilfe-Initiative.

Das Gast-Haus hat am Montag (10. Mai) die ersten 147 Impfungen an Wohnungslose im FZW verteilt. Normalerweise gibt es hier zweimal täglich Essen für sie – eine Notlösung, denn wegen der Corona-Pandemie kann das Gast-Haus die nur wenige Meter entfernte Anlaufstelle an der Rheinischen Straße nicht öffnen.

Wohnungslose sind sehr vulnerable Gruppe

„Die Gäste“, wie Lauterborn die wohnungslosen Menschen nennt, die durch das Gast-Haus versorgt werden, „zählen zu einer sehr vulnerablen Gruppe“.

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Das Leben auf der Straße, besonders wenn die Menschen auch dort schlafen müssen, zehrt an den körperlichen Reserven der Wohnungslosen. Viele seien dadurch vorbelastet, „chronisch krank“, so Lauterborn. Deshalb sei die Impfung ein wichtiger Schutz.

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Beim Gast-Haus sei man mit dem Impfen „happy“, und die Gäste seien es auch. Laut Katrin Lauterborn gebe es schon viele Anmeldungen für den nächsten Impftermin, sie habe den Eindruck, dass sich viele der wohnungslosen Menschen impfen lassen wollen. Generell sei der Impf-Tag im FZW „sehr gesittet“ gewesen, die Gäste hätten sich an die Hygiene-Regeln gehalten. Dieses Verhalten sei für Lauterborn auch der Grund, dass es noch keine Corona-Infektionen unter den Wohnungslosen gab, die die Angebote des Gast-Haus nutzen.

Trotz Impfungen „keine Normalität“

Es gebe jedoch unter den Wohnungslosen auch Unsicherheiten. Die Skepsis könnte aber meist durch Aufklärung beseitigt werden. Es gebe allerdings auch einige Wohnungslose, die sich nicht impfen lassen wollen, so Lauterborn. „Bei dem Großteil ist aber das Bewusstsein da, dass Impfen wichtig ist.“

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In Dortmund werden für Wohnungslose noch vier weiteren Impf-Möglichkeiten eingerichtet, wie Sozialdezernentin Birgit Zoerner bei der Pressekonferenz des Verwaltungsvorstandes am Dienstag (11. Mai) bekannt gab.

Am Dienstag (18.5.) sollten laut Zoerner 250 Impfdosen in der Methadon-Ambulanz (Bornstraße) verteilt werden. In der Frauenübernachtungsstelle gab es für 100 Impfwillige am Donnerstag (13. Mai) die Möglichkeit, am Freitag (14.5.) für 50 für wohnungslose Betreute des Vereins Sozialtherapeutischer Einrichtungen (VSE NRW) an der Münsterstraße. Dazu soll es ab Samstag (15. Mai) regelmäßige Impftermine für Wohnungslose im Wichernhaus der Diakonie geben – 600 Impfdosen wurden laut Zoerner bestellt.

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Katrin Lauterborn vom Gast-Haus sieht trotz der Impfungen noch „keine Normalität“ in die Wohnungslosenhilfe zurückkehren. „Wir werden noch lange im Ausnahmezustand sein“, befürchtet sie.

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