In der körpernahen Daseinsfürsorge besteht ein hohes Infektionsrisiko - aktuell wird über eine  Impflicht für Pflegekräfte diskutiert

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Impflicht für Pflegekräfte: „Zwang ist nie ein guter Ratgeber“

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Eine Impfpflicht für Pflegepersonal soll kommen. Bei allem Verständnis für die Diskussion überwiegt in Dortmunder Pflegeeinrichtungen die Skepsis - und der Wunsch nach einer anderen Lösung.

Dortmund

, 21.11.2021, 05:25 Uhr / Lesedauer: 2 min

Bisher fehlt ein Beschluss dazu: Doch Politiker aus Bund und Ländern drängen auf eine Covid19-Impflicht für Beschäftigte in den Pflegeeinrichtungen. Denn die Pflegekräfte haben einen regelmäßigen Kontakt zu besonders gefährdeten Menschen.

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Verantwortliche von Dortmunder Pflegeeinrichtungen halten indes dagegen, dass ein großer Teil der Beschäftigten bereits geimpft sei. In den Städtischen Seniorenheimen Dortmund liege die Impfquote nach Angaben von Geschäftsführerin Elisabeth Disteldorf bei knapp 90 Prozent. Viele erhielten zudem bereits eine Booster-Dosis. Das gelte auch für die Bewohner.

„Zwang ist nie ein guter Ratgeber“

Disteldorf könne die derzeitige Debatte zumindest nachvollziehen, wie sie erklärt: „Mitarbeiter in der Pflege sind ein gutes Beispiel, dass sich der Betreffende durch eine Impfung nicht nur selber schützt, sondern auch seine Umgebung - sprich in einem Seniorenheim die uns anvertrauten älteren Menschen. Deshalb kann ich diejenigen gut verstehen, die eine Impfpflicht gerade auch im Gesundheits- und Sozialbereich fordern.“

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Eine Impfpflicht für Pflegekräfte, wie sie derzeit der Politik vorschwebt, stößt indes nicht auf Zustimmung: „Zwang ist nie ein guter Ratgeber“, so Disteldorf. Ähnlich sieht es auch Friedhelm Evermann, Leiter der Alten- und Jugendhilfe der SJG St. Paulus GmbH: „Grundsätzlich halten wir eine allgemeine Impflicht für sinnvoll und nicht nur für Pflegepersonal. So lange es keine gesetzliche Impfpflicht gibt, bleibt die Entscheidung zu einer Impfung im Recht des Einzelnen.“

Verunsicherung unter den Beschäftigten

Doch unter den Beschäftigen sei die Verunsicherung groß. Entsprechend würden die Pflegekräfte mit Informationen über das umstrittene Thema versorgt, so Evermann: „Wir klären unsere Mitarbeitenden selbstverständlich über verschiedene Medien umfangreich über das Thema Impfung auf. Vereinzelt sind Mitarbeitende unsicher.“

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Auf Argumente will auch Elisabeth Disteldorf setzen – gerade mit Blick auf eine oft befürchte Kündigungswelle des Pflegepersonal: „Ob bisher ungeimpfte Mitarbeiter kündigen würden, wenn eine Impfpflicht käme, darüber können wir nur spekulieren. Wir sollten es aber nicht darauf ankommen lassen und auf Überzeugungsarbeit setzen.“

Dortmunder Vertreter der für den Pflegebereich zuständigen Gewerkschaft Verdi wollten sich vor Redaktionsschluss dieses Textes (19.11.9, 18 Uhr) nicht zum Thema äußern; man verweist dort jedoch auf die Stellungnahme des Bundesvorsitzenden Frank Werneke. Der Verdi-Chef argumentiert mit der bereits sehr hohen Impfquote des Pflegepersonals. Eine Impfpflicht führe eher dazu, „dass noch mehr Betroffene ihren Beruf verlassen werden.“