In der Corona-Krise hat sich der Wunsch nach Wohneigentum verstärkt. Die gestiegene Nachfrage treibt die Kaufpreise weiter in die Höhe - auch in Dortmund.

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Corona verändert Wohnansprüche – ändert es auch Dortmunds Immobilienmarkt?

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Der Wunsch nach den eigenen vier Wänden ist nach wie vor groß. Allerdings ist das Angebot an Immobilien in Dortmund knapp. Ändert sich daran durch die Corona-Pandemie etwas?

Dortmund

, 26.01.2021, 06:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Die Corona-Krise hat bei vielen Bürgern in Nordrhein-Westfalen den Wunsch verstärkt, die eigene Wohnsituation zu verändern. So auch in Dortmund. Dabei steht der Kauf einer Immobilie an erster Stelle: Fast jeder Dritte in NRW würde gerne ein Haus oder eine Wohnung zur Selbstnutzung erwerben.

Das geht aus einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Yougov im Auftrag der Commerzbank hervor. Für die Studie wurden im November 2020 bundesweit über 3000 Personen im Alter ab 18 Jahren befragt, darunter 247 in Nordrhein-Westfalen. In der Altersgruppe der 18- bis 54-Jährigen ist dies noch ausgeprägter. Hier wünschen sich bundesweit über 40 Prozent ein eigenes Heim.

Die gestiegene Nachfrage, die vor allem auch durch den anhaltenden Niedrigzins angeschoben wird, trifft in Dortmund und dem Dortmunder Umland auf ein nur geringes Angebot an Kauf-Immobilien. „Es ist derzeit ein reiner Verkäufermarkt und die Preise liegen auf einem Allzeithoch. Das habe ich so noch nicht erlebt“, sagt Immobilienmakler Martin Birken von Birken & Bartsch Immobilien.

Immobilienkaufpreise stiegen im Schnitt um 11 Prozent

Bisher wirke sich die Corona-Pandemie auf den Immobilienmarkt nicht aus. „Wir merken, dass viele Menschen trotz Corona noch über genügend Kaufkraft verfügen“.

Im vergangenen Krisenjahr kletterten die Kaufpreise von Eigentumswohnungen in 75 der 81 deutschen Großstädte weiter nach oben – teilweise um über 30 Prozent. Zu diesem Ergebnis kommt eine Analyse des Immobilienportals „immowelt“. Im Ruhrgebiet seien Immobilien zwar deutlich günstiger als in München oder Frankfurt, aber das Ruhrgebiet hole auf.

Der Kaufpreis für Wohnimmobilien steigt immer weiter. In Dortmund kostet eine neu errichtete Doppelhaushälfte rund 335.000 Euro. Im Wohnungsmarktbericht heißt es: „Für diesen Preis hätten Kaufinteressenten noch vor fünf Jahren ein neu gebautes frei stehendes Einfamilienhaus erwerben können.“

Der Kaufpreis für Wohnimmobilien steigt immer weiter. In Dortmund kostet eine neu errichtete Doppelhaushälfte rund 335.000 Euro. Im Wohnungsmarktbericht heißt es: „Für diesen Preis hätten Kaufinteressenten noch vor fünf Jahren ein neu gebautes frei stehendes Einfamilienhaus erwerben können.“ © dpa

Mit einem Plus von 36 Prozent, so die Immowelt-Analyse verteuern sich Immobilien in Herne prozentual deutschlandweit am stärksten. Das Preisniveau ist allerdings vergleichsweise niedrig. Trotz großem Anstieg werden aktuell Quadratmeterpreise von im Median 1540 Euro verlangt. Für Dortmund wird ein Durchschnittskaufpreis von 1850 Euro pro Quadratmeter angegeben - plus 11 Prozent gegenüber 2019. Zum Vergleich: In München liegt der Preis für eine Wohnimmobilie durchschnittlich bei 8150 Euro Euro pro Quadratmeter (plus 8 Prozent gegenüber 2019), in Frankfurt bei 5980 Euro (plus 22 Prozent).

Beim Immobilien-Center der Sparkasse Dortmund bestätigt Leiter Luigi Pellecchia den anhaltenden Preisanstieg: „Der Wohnungs- und Grundstücksmarktbericht für Dortmund bestätigt diese Aussage über alle Segmente.“ In dem Bericht steht beispielsweise, dass sich 2020 die Angebotspreise für neu gebaute Doppelhaushälften um 11 Prozent auf rund 335.000 Euro erhöhten. Es heißt: „Für diesen Preis hätten Kaufinteressenten noch vor fünf Jahren ein neu gebautes frei stehendes Einfamilienhaus erwerben können.“

Immobilie als Altersvorsorge oder Vermögensanlage

Nach der von der Commerzbank in Auftrag gegebenen Studie ist für 43 Prozent der Bürger aus NRW eine höhere Wohnqualität der ausschlaggebende Aspekt für den Erwerb einer Immobilie. Für gut jeden Dritten gehört der Wunsch nach einer gesicherten Altersvorsorge oder Vermögensanlage zu den wichtigsten Kaufaspekten. Klar bevorzugt wird von 57 Prozent der Nordrhein-Westfalen ein freistehendes Einfamilienhaus, gefolgt von Doppelhaushälfte/ Reihenhaus (32 Prozent). Eine Eigentumswohnung kommt für 29 Prozent in Frage.

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„Die Ergebnisse machen deutlich, dass sich durch die Corona-Krise und die zu Hause verbrachte Zeit die Ansprüche an die eigene Wohnsituation verändert haben. Besonders stark ist der Immobilienwunsch bei denjenigen ausgeprägt, die vermehrt im Home-Office gearbeitet haben“, sagt Christian Erber, Niederlassungsleiter Privat- und Unternehmerkunden bei der Commerzbank Dortmund.

„Der Erwerb von Immobilieneigentum bleibt mit Blick auf das anhaltend niedrige Zinsniveau ein attraktiver Baustein in der Vorsorge- oder Anlageplanung“, so Christian Erber. „Da die Immobiliennachfrage das Angebot nach wie vor übersteigt, werden wir allerdings weiter mit steigenden Kaufpreisen in unserer Region rechnen müssen. Dem stehen aber die weiterhin sehr niedrigen Finanzierungszinsen gegenüber.“

Ein wichtiger Aspekt, denn bei der Finanzierung des Immobilientraums setzen die Befragten aus NRW vor allem auf eine Mischung aus mindestens 20 Prozent Eigenkapital und einem Immobilienkredit. Knapp ein Drittel bezieht zudem Mittel von der KfW oder aus Bausparverträgen in die Finanzierung ein. Für acht Prozent spielt auch das neue Baukindergeld eine Rolle.

Lässt sich der Niedrigzins sichern?

Die Immobilienmakler Sabine Bartsch und Martin Birken betonen die Zinssicherheit, die für Käufer gegeben sei. „Man kann sich den niedrigen Zins von etwa einem Prozent durch die richtige Finanzierung auch sehr langfristig sichern“, sagen sie. Dementsprechend seien derzeit viele Anleger, Familien und auch Einzelpersonen besonders intensiv auf der Suche nach Wohnungen und Häusern. „50 bis 60 Prozent der Immobilien, welche wir derzeit vermitteln, werden an von uns vorgemerkte Interessenten veräußert“, so die Experten von Birken & Bartsch Immobilien.

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Bei der Sparkasse Dortmund geht man auch in nächster Zeit nicht von einem Nachfragerückgang aus. Das heißt, die Preise bleiben hoch oder steigen gar weiter. Ist es schließlich ratsam, trotz Niedrigzins, eine eventuell überteuerte Immobilie zu kaufen? „Unsere Immobilienexperten“, sagt Sprecherin Sophie Donat, „bewerten bei Interesse natürlich auch den Kaufpreis für ihre Kundinnen und Kunden und raten bei einem wirklich überteuerten Preis vom Kauf ab.“