Immer mehr Alkoholfahrten in Dortmund Diese Konsequenzen drohen E-Scooter-Nutzern und Autofahrern

Immer mehr Alkoholfahrten: Zahlen bei Auto, Rad und E-Scootern steigen
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Ein paar Bierchen nach Feierabend, ein Glas Wein zum Essen, Gin Tonic mit Gurke als Absacker – offenbar haben immer weniger Menschen Skrupel, alkoholisiert mit dem Auto, Rad oder E-Scooter durch Dortmund zu fahren.

Nach der Polizeistatistik sind die festgestellten Fahrten unter Alkoholeinfluss in Dortmund im Jahr 2022 im Vergleich zum Vorjahr um 53,2 Prozent gestiegen, von 470 auf 720. Der Trend spiegelt sich auch in den Unfallzahlen wider. Im selben Zeitraum gab es ein Drittel mehr Unfälle, bei denen Alkohol im Spiel war. Die Zahl stieg von 220 auf 291.

Häufig stehen betrunkene Fahrer hinterm Lenker eines E-Scooters. Wie der 24-jährige Dortmunder, der im Januar dieses Jahres auf dem Weg nach Hause die kürzeste Route von der Innenstadt nach Barop nehmen wollte und mit dem E-Roller über die A40 fuhr. Nach Angaben der Polizei war er so betrunken, dass er es nicht schaffte, in den Atemalkoholtester zu pusten.

Dieselben Promille-Grenzen

Ob Lenkrad oder Lenkstange – für E-Scooter gelten dieselben Promille-Grenzen wie für andere Kraftfahrzeuge wie Pkw, Lkw und Kräder, erläutert Polizeipressesprecherin Annika Roß auf Anfrage; denn beim E-Scooter handele es sich um ein zulassungspflichtiges Kraftfahrzeug. Deshalb drohen bei Alkoholkonsum dieselben Konsequenzen wie für Autofahrer, also bis hin zu Fahrverbot und Entzug des Führerscheins.

Bis 0,49 Promille ohne Ausfallerscheinungen hat man nichts zu befürchten. Anders sieht es aus, wenn der Fahrer Ausfallerscheinungen zeigt, zum Beispiel in Schlangenlinien fährt oder unnötig bremst und beschleunigt. Oder wenn er durch Schwanken, undeutliche Aussprache und glasige Augen auffällt.

0,5 bis 1,09 Promille ohne Ausfallerscheinungen gelten als Ordnungswidrigkeit, die gemäß Bußgeldkatalog mit 500 Euro geahndet wird, plus Bearbeitungsgebühr. Obendrauf kommen ein Monat Fahrverbot und zwei Punkte in Flensburg. Mit Ausfallerscheinungen könnte es sich beim Fahren mit so viel Promille auch um eine Straftat handeln, bei der die Sanktion deutlich höher ausfallen kann.

Reaktionstest vor der Fahrt

„Ab 1,1 Promille geht der Gesetzgeber grundsätzlich von einer absoluten Fahruntauglichkeit aus, auch wenn keine Ausfallerscheinungen feststellbar sind“, sagt die Polizeisprecherin. Unter absoluter Fahruntauglichkeit versteht man das Unvermögen eines Fahrers oder einer Fahrerin, ein Fahrzeug jederzeit sicher zu führen.

Manche Rolleranbieter wie Tier haben auf die allgemein zugenommenen Alkoholfahrten mit E-Scootern reagiert. Bei Nutzung ihrer Roller muss man vor der Fahrt einen Reaktionstest machen. Eine sinnvolle Idee oder ein Instrument, das nichts taugt?

Ein Reaktionstest vor Fahrtantritt durch den Anbieter sei nur bedingt dazu geeignet, Fahrten unter dem Einfluss von Betäubungsmitteln oder Alkohol zu verhindern, sagt Annika Roß. „Die Tests können auch durch eine weniger oder nicht alkoholisierte Person durchgeführt werden.“

Jede Hürde ist zu begrüßen

Außerdem könne eine Gewöhnung an Alkohol oder Drogen ebenfalls zum Bestehen der Reaktionstests führen, „weil die Reaktionsgeschwindigkeit nicht in dem Umfang herabgesetzt ist, wie es bei einer Person der Fall wäre, die selten konsumiert“, so Roß. Gleichwohl sei jede Hürde zu begrüßen, die Fahrten unter Alkohol oder Drogen erschwere.

Ist der Führerschein nach einer Trunkenheitsfahrt erst mal weg, ist die Medizinisch-Psychologische Untersuchung (MPU), der sogenannte Idiotentest, häufig unausweichlich, um ihn wiederzubekommen. Laut Stadtsprecher Maximilian Löchter mussten 2021 knapp 200 Dortmunder mit einem solchen Gutachten ihre Eignung zur Teilnahme am motorisierten Straßenverkehr nachweisen.

2022 waren es trotz der gestiegenen Zahl der Alkoholfahrten rund 13 Prozent weniger. „Für die erste Jahreshälfte 2023 wurden ähnlich viele Anordnungen wie 2022 versandt“, so Löchter.

Mehr Kontrollen im Sommer

In den ersten fünf Monaten dieses Jahres sind die festgestellten Alkoholfahrten im Vergleich zum selben Zeitraum des Vorjahres ganz leicht zurückgegangen (-2,7 Prozent). Die Zahl der Unfälle unter Alkoholeinfluss sank sogar um 5,5 Prozent. Doch erfahrungsgemäß werden Verstöße und Unfälle vor allem in der zweiten Jahreshälfte festgestellt.

Besonders in den Sommermonaten kontrolliere die Polizei auch verstärkt E-Scooter, Pedelec- und Radfahrer, berichtet Behördensprecherin Annika Roß.

Noch höher als die Zahl der Alkoholfahrten ist die der Fahrten unter Drogeneinfluss. In Dortmund stellt die Polizei jährlich rund 1000 Verstöße fest. 2021 waren es 1.030, 2022 mit 941 8,6 Prozent weniger. Die Zahl der daraus resultierenden Unfälle ist allerdings viel geringer als bei den Trunkenheitsfahrten. Dennoch ist auch diese Zahl deutlich gestiegen von 55 Unfällen in 2021 auf 74 in 2022 (34,5 Prozent). Nach den Erkenntnissen der ersten fünf Monate sind ähnliche Zahlen für 2023 zu erwarten.