
© Sonntag / Karolin Becker
Im Dortmunder Kreuzviertel eröffnet ein neues Café – mitten im Lockdown
Gastronomie
Im Kreuzviertel wird bald ein neues Café öffnen. In einer Zeit, in der die Zukunft für viele Gastro-Betriebe ungewiss ist. Dahinter steckt ein großer Lebenstraum, der erfüllt werden soll.
An der Ecke Essener Straße / Lindemannstraße im Kreuzviertel tut sich etwas. Dort, in einer alten Bäckerei, wird derzeit noch fleißig renoviert. Was auf der Baustelle genau passiert, ist zunächst unklar.
Mehr Hinweise liefert ein nagelneues Schild außerhalb des Lokals: „Sonntag“ und „Café & Herzzeit“ steht dort. Aber wer macht gerade jetzt, in einer Zeit, in der es die Gastronomie so schwer wie noch nie hat, ein Café auf?
Der Traum vom eigenen Café
Dahinter steckt Karolin Becker. Die 29-Jährige erfüllt sich mit ihrem Kreuzviertel-Café einen Lebenstraum. Als Teenager hat sie ihren ersten Nebenjob in der Gastronomie begonnen. Ein entscheidender Moment: „Seitdem hat mich der Gedanke, irgendwann mal einen eigenen Laden zu haben, nie verlassen!“
Bis es dazu kam, dauerte es allerdings etwas. Der Gedanke an das eigene Café schien zu riskant. Becker hat deshalb zunächst Veranstaltungstechnik studiert und danach auch jahrelang in der Branche gearbeitet. Parallel hat Becker dennoch Geld zur Seite gelegt – vielleicht wird der Traum irgendwann doch noch zur Realität.
Anfang dieses Jahres war es dann soweit. „Jetzt oder nie“, dachte sich die 29-Jährige und kündigte ihren Job, in dem sie eigentlich „happy“ war. „Ich möchte mich nicht ärgern, wenn ich 50 bin“, ist Beckers Erklärung für den gewagten Schritt.
„Und dann ging alles ganz schnell“, sagt sie. Die Suche nach einem geeigneten Laden war erfolgreich, im Mai übernahm sie die alte Bäckerei in der Essener Straße. Die Geburtsstunde des Café Sonntag.
Lockdown peitscht zwischen die Pläne
Von dem Lockdown und den dazugehörigen Auflagen bekommt Becker erstmal nichts zu spüren. Da das Lokal in die Jahre gekommen war, hatte sie geplant, bis Oktober für die Renovierung zu planen. Dabei wurde sie von ihren Eltern unterstützt, die beide Architekten sind.

Das Café wurde von Grund auf renoviert. Vorher war dort eine Bäckerei. © Sonntag / Karolin Becker
Eigentlich sollte das Café planmäßig im November öffnen. Dann kam allerdings der zweite Lockdown dazwischen - seit dem 2. November sind alle Gastro-Betriebe erstmal für vier Wochen geschlossen.
„Natürlich habe ich mir die Eröffnung anders vorgestellt“, gesteht sie ein. Vom Lockdown lässt sie sich dennoch nicht behelligen. In der kommenden Woche (9. bis 15.11.) soll es im Café Sonntag bereits losgehen.
Allerdings nur Lockdown-konform, „als das kleine To-Go-Geschäft“: Becker bietet dann Kaffee-Kreationen, Tees und ein täglich wechselndes, hausgemachtes Kuchenangebot an. Auch vegan und glutenfrei.
Dank großer Plexiglaswände sollen die Kunden zumindest ein bisschen in den Laden kommen können, damit sie sich aufwärmen können und zumindest das Café schon mal von innen sehen können. Becker ist nämlich stolz. In Zukunft möchte die Veranstaltungstechnikerin hier auch Workshops und Lesungen stattfinden lassen.
Realismus, aber keine schlechte Stimmung
Dennoch bleibt die Eröffnung durch die Corona-Pandemie riskant. Hat die frisch gebackene Café-Besitzerin Sorgen? „Ich mache mir natürlich schon Gedanken und hoffe, dass ich so schnell wie möglich richtig öffnen kann“, so Becker. Sie geht aber davon aus, dass das im Jahr 2020 nichts mehr wird.
Für die Startzeit habe sie einen finanziellen Puffer angespart, deshalb sei sie trotz Lockdown noch entspannt und optimistisch. Im Vordergrund steht für die 29-Jährige erstmal die Erfüllung ihres Lebenstraums. Und den will sie sich nicht „von schlechten Gedanken vermiesen lassen“.
1990 im Emsland geboren und dort aufgewachsen. Zum Studium nach Dortmund gezogen. Seit 2019 bei den Ruhr Nachrichten. Findet gerade in Zeiten von Fake News intensiv recherchierten Journalismus wichtig. Schreibt am liebsten über Soziales, Politik, Musik, Menschen und ihre Geschichten.
