Die EDG hat derzeit ihre Arbeit eingestellt. Ob in der Innenstadt, vor dem privaten Grundstück oder den Toren der Dortmunder Recyclinghöfe: Alles ist voller Müll. Es ist Streik. Die Dortmunder laden vermehrt ihren Müll trotzdem dort ab. Allerdings besteht das Problem nicht erst seit dem Streik. Schon länger kämpfen EDG und Stadt gegen illegale Müllablagerung.
„Da wollen die Leute wohl Gebühren sparen, anders kann ich mir das nicht erklären“, sagt Reiner K. zur illegalen Entsorgung von Müll vor dem Recyclinghof Grevel. Regelmäßig bringt der Kleingärtner Rosenschnitt, Bauschutt oder Sperrmöbel zur Kippe. „Am liebsten bin ich kurz vor der Öffnungszeit vor Ort, um Stoßzeiten zu vermeiden und direkt dranzukommen.“
Für einen vollgeladenen Pkw zahlt er meist 5 Euro, mit einem Anhänger 10 Euro. Schon mehrmals habe er jedoch festgestellt, dass die Angestellten der EDG bereits mit der Entsorgung unerlaubt abgelegter Materialien begonnen haben – noch vor offiziellem Dienstbeginn. Durch den derzeitigen Streik der EDG häufen sich die Müllberge vor den Recyclinghöfen aber noch mal mehr. Das bestätigt ein Eindruck von Dienstagnachmittag etwa aus Aplerbeck oder Huckarde.

Entsorgung ist so einfach
„Ich habe kein Verständnis für Müllsünder. Die Entsorgung ist so einfach. Man kann über die EDG-App sogar Termine für die Abholung von Elektrogeräten oder sonstigen Dingen abmachen“, so Reiner K. Durch den Mehraufwand für die EDG-Mitarbeiter sei es schon mehrfach zu Verzögerungen im Betrieb gekommen.
Auch Detlev Thißen, Erster Vorsitzender der Interessensgemeinschaft Scharnhorster Vereine (ISV), beklagt, dass immer wieder mal „volle Hänger vor der Kippe stehen, nur weil die Leute nicht auf dem Schirm haben, wann die Kippe geöffnet ist bzw., dass sie montags geschlossen ist.“ Dabei sind die Öffnungszeiten aller Recyclinghöfe deutlich vor Ort angeschlagen und auch im Internet einsehbar. Streiks werden zuvor angekündigt.

Sünder riskieren hohe Strafen
Thißen weist auf die Gefahren hin, die insbesondere Elektrogeräte oder Chemikalien darstellen, die toxische Substanzen freisetzen können. Werden diese beispielsweise am Freitagabend nach Schließung der Müllkippe vor den Toren abgestellt, können sie unter Umständen in den Boden und das Grundwasser gelangen und die Ökosysteme schaden. Batterien oder brennbare Stoffe erhöhen zudem das Risiko von Bränden, was zusätzliche Gefahren für die Anwohner und Bauernhöfe in der Nähe bedeutet.
Die EDG teilt in ihrer Pressmitteilung vom 11. März mit, dass „Abfallablagerungen auf öffentlichem Grund sowie vor bzw. an den Recyclinghöfen (…) eine Ordnungswidrigkeit (darstellen), die geahndet, im Falle gefährlicher Abfälle sogar strafverfolgt werden.“ Bei einer erheblichen Umweltgefährdung, wie die Verschmutzung von Luft, Boden oder Gewässern, greift § 326 StGB („Unerlaubter Umgang mit Abfällen“).
Hier drohen laut Stadt Dortmund Geldstrafen, die „schnell im hohen drei- oder gar vierstelligen Bereich liegen können“. Doch das scheint die Müllsünder nicht abzuschrecken. Aktuelle Bilder vom Recyclinghof Aplerbeck zeigen abgelegte Winterreifen, Fernseher und weitere Elektrogeräte vor den Toren.

Täter sind schwer zu fassen
Die Identifikation der Nacht- und Nebelkipper (sog. „Nunkis“) ist oft schwierig und erfordert den Einsatz des Ermittlungsdienst Abfall (EDA), ein Gemeinschaftsprojekt des Ordnungs- und des Umweltamts der Stadt Dortmund mit der EDG. Sie geht im gesamten Stadtgebiet aktiv gegen die Verschmutzung vor.
Thißen reicht das jedoch nicht. Er spricht sich klar für die Integration eines Überwachungssystems auf den Recyclinghöfen aus, die bei Verstößen Beweismaterial liefern. Von der EDG heißt es jedoch, dass eine Videoüberwachung aus rechtlichen Gründen nicht möglich sei, da der Weg vor dem Gelände öffentlicher Raum sei und somit in den Aufgabenbereich der Stadt Dortmund fiele.
Nach ihrem aktuellen Streik wird die EDG entscheiden, wie sie gegen die illegale Müllentsorgung vorgehen wird. Das Entfernen der Gegenstände sei allein schon „aus Gründen der Verkehrssicherungspflicht“ unumgänglich. Ob die Stadt und die EDG das Problem in den Griff kriegen oder ob Reiner K. und Detlev Thißen weiterhin auf Müllberge vor den Recyclinghöfen treffen werden, bleibt abzuwarten.