Dreister geht es kaum noch: Keine 100 Meter von der vielbefahrenen Schaphusstraße und vor der Kulisse der 200 Meter entfernten evangelischen St. Remigius Kirche haben Umweltsünder gleich an mehreren aufeinander folgenden Tagen zugeschlagen.
Auf einer Zuwegung des Emscherweges in Dortmund-Mengede liegt ein Haufen Altreifen unterschiedlicher Größe und Fabrikate – direkt vor den rot-weißen Sperrpfosten. Fußgänger sind hier auf dem Weg zum Volksgarten unterwegs, Radfahrer bei längeren Touren oder Alltagsfahrten. Hundehalter führen in den Wiesen am Rand der Emscher gern ihre vierbeinigen Lieblinge spazieren.
Es blieb nicht bei der einen Nacht- und Nebelaktion: Gut 50 Meter entfernt liegen tonnenschwere Traktor- oder Radlader-Reifen. Die zweite Ablagerungstelle befindet sich hinter einem kleinen Wäldchen, vom ersten Tatort quasi ums Eck. Dafür dürften die Unbekannten einen weiteren Zuweg zum Emscherweg genutzt haben – und mussten dafür Sperrpfosten entriegeln und aus der Bodenhülse ziehen.
Erste Tat am 4. Dezember
Dass das kein Kavaliersdelikt mehr ist, sondern eine kriminelle Handlung, liegt auf der Hand. Die Polizei und das Dortmunder Umweltamt seien in die Ermittlungen involviert, erklärt Petra Hartmann, Pressesprecherin der Entsorgung Dortmund GmbH (EDG). Dabei ist die EDG im engeren Sinn gar nicht für die Entsorgung zuständig.
„Die Reifen liegen auf einem Gelände, das der Stadt beziehungsweise der Emschergenossenschaft gehört“, erklärt Petra Hartmann. Entsprechend habe der Entsorger beide Eigentümer informiert.
Die erste Ablagerung sei der EDG am 4. Dezember (Montag) gemeldet worden. Hier habe es sich hauptsächlich um Vollgummi-Reifen gehandelt. Eine zweite Meldung folgte direkt am Dienstag darauf (5.12.). Hier sei eine große Menge LKW- und Traktorreifen abgelagert worden.

Da das Gelände zum Teil der Stadt Dortmund gehöre, habe der Ermittlungsdienst Abfall den Bereich in den folgenden Nächten observiert. „Leider erfolglos“, sagt Petra Hartmann. Die Spezialreifen indes ließen Spekulationen zu. „Man darf annehmen, dass sie gewerblichen Ursprungs sind.“
Aufgrund ihres Gewichts und ihrer Größe ließen sich die Altreifen nicht ohne Probleme bewegen. „Sie müssen mit einem großen Fahrzeug angeliefert worden sein“, erklärt Petra Hartmann. Wie breit die Traktoren- oder Radlagerreifen sind, zeigt Cooper. Der Australien Shepherd unseres Reporters wirkt neben dem Pneu wie ein Schoßhund.

Die Taten erfolgten mit hoher Wahrscheinlichkeit nachts. Der Bereich Schaphusstraße/Waltroper Straße ist ein vielbefahrener Autobahn-Zubringer. In unmittelbarer Nähe der Fundorte befinden sich zwei Wohnhäuser und eine Tankstelle.
Am Freitag (15.12.) liegen noch zwei Reifenstapel an den beschriebenen Stellen südlich und östlich des kleinen Wäldchens. Sowohl Emschergenossenschaft als auch EDG erklären, dass bereits Reifen beseitigt wurden. Womöglich gab es nach dem 5. Dezember noch weitere illegale Ablagerungen.
Insgesamt, erklärt EDG-Sprecherin Petra Hartmann, sei die Zahl der verbotenen Entsorgung von Reifen in der Natur auffällig geringer als in den Vorjahren. Vor allem 2021 sei es zu einer Vielzahl an Taten gekommen. Die Gründe dafür lägen darin, dass die Entsorgungswege schwieriger geworden seien als zu früheren Zeiten. Die Zementindustrie kaufe keine Altreifen mehr auf.