Platzhirsch Wizz Air: Der Himmel über Dortmunds Airport trägt Pink.

© Hans Jürgen Landes,

IHK sagt voraus: Airport wird sich 2021 von Corona wieder erholen

rnDortmunder Flughafen

Die Ankündigung von Wizz Air, das Flugangebot am Airport massiv auszuweiten, stößt auf unterschiedliche Reaktionen. Die IHK applaudiert, die Flughafen-Kritiker hingegen fürchten mehr Lärm.

Dortmund

, 22.06.2020, 04:30 Uhr / Lesedauer: 2 min

Bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) geht man davon aus, dass Dortmunds Flughafen schneller aus der Corona-Krise kommt als erwartet. Die Erfahrungen aus den Nachfrageeinbrüchen der letzten Jahrzehnte hätten gezeigt, dass der Luftverkehr stets auf einen Wachstumspfad zurückgefunden habe, sagt Wulf-Christian Ehrich, Vize-Hauptgeschäftsführer der IHK.

Erst recht nach der jüngsten Ankündigung von Wizz Air: Die größte Airline am Platz will ihre 30 Ziele ab August um 18 weitere Destinationen erhöhen und zusätzlich drei Maschinen über Nacht in Dortmund stationieren. Das bringt Einnahmen und Arbeitsplätze.

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„Dortmund war 2019 der am stärksten gewachsene Flughafen Deutschlands“, erinnert Ehrich. In dem Rekordjahr kam der Airport auf 2,72 Millionen Passagiere. Das war ein Plus von 19,1 Prozent im Vergleich zu einem ohnehin schon starken Vorjahr 2018.

Vor diesem Hintergrund zeigt sich die IHK überzeugt, dass sich die Nachfrage schneller erholt als erwartet und der Flughafen „beschleunigt“ aus der Krise kommt.

„Jede stationierte Maschine ist wie ein kleines Unternehmen“

Die Stationierung von drei Maschinen trage dazu bei, dass sich die Passagierzahlen bereits 2021 wieder denen aus 2019 annähern würden, sagt Ehrich voraus. Zudem sei die Flugzeug-Stationierung ein „klarer Beleg“, dass Beschäftigungseffekte und Wertschöpfung keine theoretischen Größen seien. „Jede stationierte Maschine wirke wie ein kleines mittelständisches Unternehmen.“

Einmal mehr betont die IHK, dass es in der Wirtschaft „einen klar belegten Bedarf“ an Luftverkehrsangeboten gebe. Es sei nur „marktgerecht“, wenn sich der Flughafen an den Wünschen der Airlines orientiere, neue und effizientere Maschinen einzusetzen. Gemeint ist der Airbus (A)321neo. Für eine reibungslose Landung bei schlechter Witterung benötigt die Maschine nicht nur 1700 Meter, wie sie derzeit zur Verfügung stehen. Sie braucht die volle 2000 Meter-Bahn.

Deshalb will der Flughafen die „Schwelle“, an der die Flugzeuge bei der Landung aufsetzen, um 300 Meter in Richtung Unna verlegen. Der Antrag liegt der Münsteraner Bezirksregierung vor. Die IHK spricht sich für die Genehmigung aus. „Aus Sicht der Wirtschaft ergibt sich ein eindeutiges Bild“, sagt Ehrich.

Die Schutzgemeinschaft Fluglärm sieht das naturgemäß anders. Aus Sicht des Airports seien die Ankündigungen von Wizz Air „auf den ersten Blick sicherlich als Erfolg zu bewerten“, sagt Vorsitzender Mario Krüger. Ob das bei genauerem Hinsehen so bleibe, sei fraglich. Er gehe davon aus, so Krüger, dass Wizz Air „erhebliche Rabatte oder Marketingzuschüsse" erhalte.

„Wenn Wizz Air hustet, bekommt der Airport Lungenentzündung“

Von daher sei es zweifelhaft, ob sich das Engagement von Wizz Air wirtschaftlich trage. Zudem drücke die massive Streckenausweitung mit Urlaubszielen dem Airport den Stempel eines „Touristik-Flughafens“ auf.

Darüber hinaus mache sich der Airport noch stärker von einer Airline abhängig, die bereits 2019 die meisten Passagiere befördert habe - knapp 1,9 Millionen von 2,7 Millionen Fluggästen insgesamt. Krüger: „Wenn Wizz Air hustet, bekommt der Flughafen eine Lungenentzündung.“

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Vor allem in Unna müssten sich Bürger nach Meinung des Vorsitzenden der Schutzgemeinschaft „auf höhere Lärmbelastung“ einstellen. Die Stationierung der Maschinen bewirke, dass die Zahl der Lärmspitzen beim Überflug über die Stadtgebiete steige. Für die Verlegung des Landepunktes in Richtung Unna sieht Krüger „nach wie vor keinen Bedarf“.

Er will im Genehmigungsverfahren bei der Münsteraner Bezirksregierung Einsicht in die Unterlagen nehmen. Nach seiner Ansicht sei der festgelegte Landepunkt Bestandteil eines früheren Planfeststellungsverfahrens. Krüger: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein solch wichtiger Punkt so schnell gekippt wird.“