Erleichtert stellte Heinz-Herbert Dustmann während des Jahrespressegesprächs der Industrie- und Handelskammer zu Dortmund fest, dass die Wirtschaft im vergangenen Jahr einen drohenden Absturz aufgrund der Energiekrise abwenden konnte. Der IHK-Präsident lobte die Entlastungen der Bundesregierung durch die Strom- und Gaspreisbremsen. Damit war es aber mit den positiven Worten auch schon vorbei.
„Diese Hilfen waren richtig und wichtig, ändern aber wenig an der kritischen Gesamtsituation, in der sich viele Unternehmen befinden. Bezahlbare Energie ist zu einem entscheidenden Kriterium für die Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe geworden“, sagte Dustmann. Und in Deutschland sei Energie eben viel zu teuer. „Viele der energieintensiven Unternehmen hinterfragen ihre Produktion kritisch. Im Vergleich zu anderen EU-Ländern sind die energieintensiven Branchen in Deutschland deutlich stärker vom Anstieg der Energiepreise betroffen. Die internationale Wettbewerbsfähigkeit wird dadurch erheblich belastet.“
Das 16-seitige Programm, das die Ampelkoalition nach ihrer 30-stündigen Mammutsitzung vorlegte, verspricht für Dustmann keine großen Verbesserungen: „Für mich gehen die Dinge zu langsam. Wichtig wäre eine Politik, die die Betriebe stärker dabei unterstützt, auf klimaneutrale Energiequellen wie grünen Strom und Wasserstoff umzustellen. Die Unternehmen wollen erneuerbare Energie und würden beispielsweise Windräder auf ihrem Betriebsgelände errichten. Aber die Genehmigungen dauern zu lange.“
Weniger Investitionen
Mit einer Prognose zur Konjunkturentwicklung in diesem Jahr hielt sich der soeben wiedergewählte IHK-Präsident zurück, stellte aber fest: „Aufgrund der unsicheren Wirtschaftsperspektiven, der steigenden Finanzierungskosten und der verteuerten Investitionsgüter halten sich Unternehmen mit ihren Investitionen zurück.“
Aufgehellt hätten sich aber, so das Ergebnis der IHK-Umfrage Mitte März, die Geschäftserwartungen. War es vor einem halben Jahr noch etwa jedes dritte Unternehmen, das seine Zukunftsaussichten als schlecht einstufte, so ist es jetzt nur noch knapp ein Fünftel (17 Prozent) der Unternehmen.
Betroffen von der momentanen Energiepreiserhöhung sind über zwei Drittel der befragten Unternehmen (69 Prozent). Insbesondere die Industrie, das Baugewerbe und der Handel geben an, von den gestiegenen Energiekosten betroffen zu sein.
Mehr als die Hälfe der Unternehmen (57 Prozent) spürt negative Auswirkungen durch den Krieg in der Ukraine. Und ebenso die gleiche Anzahl der Unternehmen ist von einer Materialverknappung betroffen.
Das größte Wachstumshemmnis sei neben den Energiepreisen der Fachkräftemangel. „Die Unternehmen in unserem Kammerbezirk haben die Fachkräftesicherung in den Fokus genommen, aber es fehlen 500 Auszubildende“, sagte IHK-Hauptgeschäftsführer Stefan Schreiber.
Er plädierte dafür, Abiturienten stärker für eine Ausbildung zu begeistern. Ein Studium sei ja auch danach noch möglich. „Obwohl eine Ausbildung unzählige Karrierechancen bietet“, so Schreiber, „ist das Image - vor allem im Vergleich zum Studium - sagen wir mal: ausbaufähig. Gleichzeitig suchen viele Unternehmen derzeit händeringend nach qualifiziertem Nachwuchs.“
Gespräche zu Karstadt
In ihrer Frühjahrsumfrage hat die IHK ihre Unternehmen auch nach einem Tempolimit auf den Autobahnen als Beitrag zur weltweiten CO2-Reduzierung gefragt. Die Antwort war gespalten: 55 Prozent sprachen sich gegen ein Tempolimit und 45 Prozent für ein Tempo-Limit aus.

Zu guter Letzt äußerte sich Heinz-Herbert Dustmann, der ja in Hombruch selbst ein Kaufhaus betreibt, zum angekündigten Karstadt-Aus. „Für Dortmund ist das ein schwerer Rückschlag als Handelsmetropole. Die rund 21.000 Quadratmeter machen rund 10 Prozent der gesamten Verkaufsfläche in der City aus“, sagte er.
Hinter den Kulissen liefen aktuell „zahlreiche Gespräche“, an denen auch die IHK beteiligt sei. „Das Warenhaus-Modell“, so Dustmann, „ist nicht tot. Das zeigen Beispiele etwa in England und Spanien.“ Es gelte also den Karstadt-Standort zu erhalten: „Ob das dann unter Galeria-Flagge oder mit einem anderen Betreiber erfolgt, bleibt abzuwarten.“
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