Unternehmen besorgt "Die Aussichten sind so schlecht wie seit 50 Jahren nicht mehr"

"Aussichten der Betriebe sind schlecht wie seit 50 Jahren nicht mehr"
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Heinz Dustmann, Präsident der Dortmunder Industrie- und Handelskammer (IHK), hatte wenig Erfreuliches zu berichten: Die aktuelle Konjunkturumfrage der fünf Ruhrgebiets-Kammern unter Dortmunder Federführung wirft einen düsteren Blick auf die kommenden Monate. Zwar zeigen sich 82 Prozent aller Betriebe mit ihrer aktuellen Geschäftslage zufrieden – noch. Doch die Aussichten verheißen nichts Gutes: Quer durch alle Branchen stellt sich jedes zweite von insgesamt knapp 700 befragten Unternehmen (mit insgesamt 84.000 Beschäftigten) auf einen Abschwung ein und fürchtet um seine Geschäfte. Damit sei ein „historischer Tiefstand wie seit mehr 50 Jahren nicht mehr erreicht“, so Dustmann.

Gebrochene Lieferketten, ausufernde Energiepreise und eine Inflation von zehn Prozent lassen die Konsumlaune der Verbraucher in den Keller rutschen. „Die Aussichten“, fasst Dortmunds IHK-Präsident zusammen, „haben sich massiv verschlechtert.“ Der Befund gilt nicht allein energieintensiven Unternehmen aus der Industrie. Er gilt auch dem Handel. 72 Prozent der Einzelhändler fürchten um ihre Umsätze. „Das stellt sogar noch den Corona-Lockdown in den Schatten“, sagte Dustmann.

Ein prominentes Beispiel für die Sorgen des Einzelhandels steht am Westenhellweg: Galeria-Karstadt benötigt erneut eine rund 300 Millionen Euro schwere Spritze vom Staat. „Da schlagen zwei Herzen in meiner Brust“, sagte Dustmann. Einerseits müsse man fragen, was der Galeria-Konzern selber zu seiner Rettung beitragen könne. Auf der anderen Seite wäre der Schaden noch größer, wenn Karstadt seine Türen tatsächlich schließen müsse. „Für die City wäre das ein schwerer Rückschlag“, so der IHK-Präsident. Seine Botschaft: Es müssten Wege gefunden werden, das Unternehmen zu retten.

"Führen ideologische Debatten"

Da passt es ins Bild, dass auch Industriebetriebe den Daumen eher senken als heben. 52 Prozent der Betriebe fürchten inzwischen, dass sich ihre Lage verschlechtern werde. Zu Jahresbeginn gaben gerade 13 Prozent eine solche Prognose ab. Das Hauptproblem sind und bleiben die Preise für Öl, Gas und Strom. In einer solchen Krisenlage müssten neben Maßnahmen zur Deckelung der Gaspreise „alle verfügbaren Kohlekraftwerke und die drei in Rede stehenden Atomkraftwerke weiterlaufen“, forderte Dustmann.

IHK-Hauptgeschäftsführer Stefan Schreiber legte noch eins drauf. Seine Kritik: Trotz der Krise würden „noch immer ideologische Debatten über Energie-Ressourcen geführt“, beklagte Schreiber mit Blick auf die Debatte um die Schiefergasförderung – Stichwort „Fracking“. Und das Thema Wasserstoff? Wenn Wasserstoff als Energieträger der Zukunft in der Fläche angeboten werden solle, bedürfe es schneller Genehmigungsverfahren.

Vergleich mit der Coronakrise

Mit Blick auf örtliche Energieversorger forderte Schreiber den Gesetzgeber auf, mögliche finanzielle Engpässe unbedingt zu verhindern. Die Abschlagszahlungen, die der Bund den Verbrauchern für den Monat Dezember abnehmen will, „dürfen bei den Versorgern nicht zu Liquiditätsengpässen führen“, mahnte Schreiber in Richtung Berlin.

Die jüngsten Vorschläge, die Gas- und Strompreisbremsen auf Januar 2023 vorzuziehen, sieht er mit einer gewissen Skepsis. „Umsetzen müssen das die Versorger vor Ort“, so Schreiber, der dafür hohen Aufwand befürchtet. Dabei hatte der IHK-Hauptgeschäftsführer gleich noch eine Botschaft in Richtung Berlin parat: Er verstehe nicht, warum man nicht bereits im Sommer mögliche Szenarien zur Bewältigung der Energiekrise aufgezeigt habe. „Es ist wie in der Coronakrise“, kritsierte Schreiber. „Es wird immer nur reagiert.“

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