IHK-Chef über besorgte Unternehmer in Dortmund "Telefone stehen bei uns nicht mehr still"

Besorgte Unternehmer fordern schnelles Handeln in der Energiekrise
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Die Energiekrise und die damit einhergehenden gestiegenen Kosten haben längst ein Ausmaß erreicht, das für zahlreiche Betriebe existenzbedrohend ist. Hinzu kommen massive Lieferengpässe, die der Dortmunder Wirtschaft mehr und mehr zu schaffen machen.

Vor diesem Hintergrund hat die Industrie- und Handelskammer (IHK) zu Dortmund am Donnerstag (20.10.) gemeinsam mit dem Unternehmensverband der Metallindustrie für Dortmund und Umgebung unter dem Titel „Quo vadis, Energieversorgung? Auswirkungen auf die regionale Wirtschaft“ einen Infoabend veranstaltet.

Ziel war, eine Einschätzung der aktuellen Lage zu geben sowie betroffenen Unternehmen Orientierung und die Möglichkeit zu bieten, sich untereinander auszutauschen.

Unternehmer fordern mehr Tempo

IHK-Hauptgeschäftsführer Stefan Schreiber fasste vor den rund 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmern gleich zu Beginn mit eindringlichen Worten den Ernst der Lage zusammen: „Die Telefone stehen bei uns nicht mehr still. Und wir hören eines immer wieder deutlich: mehr Tempo! Die Unternehmen erwarten Entscheidungen seitens der Politik – sie brauchen Sicherheit.“

Im selben Atemzug warnte Schreiber ausdrücklich vor einer gesellschaftlichen Spaltung: Wirtschaft und Endverbraucher dürften mit ihren jeweils eigenen Sorgen und Nöten nicht gegeneinander ausgespielt werden, denn „diese Krise können wir nur gemeinsam stemmen“.

Welche Maßnahmen die Politik aktuell erörtert oder bereits auf den Weg gebracht hat, und wie es derzeit um die Energieversorgung steht, fasste Louise Maizière zusammen, Referatsleiterin beim Deutschen Industrie- und Handelskammertag in Berlin.

Deutschland verfüge innerhalb der EU über die größten Speicherkapazitäten für Gas, und diese Speicher seien trotz des russischen Lieferstopps schon fast voll (96 Prozent). Lieferungen kämen nun vermehrt aus den Niederlanden, Belgien und jüngst auch Frankreich: „Die Situation ist besser als erwartet.“

Laufende Abstimmungsprozesse

Zudem habe die Politik bereits eine Reihe von Forderungen der IHK aufgegriffen, etwa im Hinblick auf eine Senkung des Arbeitspreises für die Industrie. Dennoch wies Maizière mehrfach auf laufende Abstimmungsprozesse hin – auch auf EU-Ebene –, die schnelle Entscheidungen hinauszögerten.

Dominik Gertenbach indes, Vertriebsleiter der Dortmunder Energie- und Wasserversorgung GmbH, wies explizit darauf hin, dass „wir in Deutschland und der EU nicht bloß eine Gas-, sondern eine generelle Energiekrise haben“. Dies insbesondere auch mit Blick auf die immense Preissteigerung auf dem Strommarkt, die in der Spitze bis zu 2000 Prozent betragen habe im Vergleich zum 1. Januar 2021.

Höhere Preise - teure Kredite

Diese Preisanstiege gingen einher mit teureren Krediten für die Unternehmen, was wiederum zu sinkender Liquidität führe, die erneut in höheren Preisen auf dem Markt resultiere.

In der anschließenden Diskussions- und Fragerunde wurde vor allem deutlich, dass die hiesigen Unternehmen bei der Politik auf schnellere Entscheidungen und weniger Bürokratie pochen.

  • Die IHK zu Dortmund informiert nun in drei Webinaren über die aktuellen Entwicklungen auf den Energiemärkten und gibt Einblicke in das politische Geschehen in Berlin und Brüssel. Sie sind identisch aufgebaut und werden jeweils um aktuelle Entwicklungen ergänzt.
  • Die Webinare finden statt am 8. November, 22. November und am 6. Dezember, jeweils von 12 bis 13 Uhr. Die Teilnahme ist kostenlos, eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
  • Informationen zur Zuschaltung sowie zu weiteren Info-Angeboten der IHK zum Thema Energie – etwa regulatorische Änderungen, Veranstaltungen, Fortbildung von Auszubildenden zu Energiescouts oder Energie-Effizienznetzwerken: Torsten Mack, Tel. (0231) 5 41 72 74, E-Mail: t.mack@dortmund.ihk

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