„Südpol.Windstill“ im KJT Idas Flucht vor der depressiven Mutter in eine Fantasiewelt

Ida meistert prekäre Verhältnisse mit Fantasie und Empathie
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Wenn Ida aus der Schule kommt, weiß sie nie, was sie daheim erwartet. Schläft die Mutter noch auf dem Sofa? Oder gibt es Mittagessen? Um ihren Alltag mit der alkoholkranken, depressiven Mama zu meistern, hat sich das zehnjährige Mädchen einen Freund ausgedacht, den Polarforscher Scott. Gemeinsam dokumentieren und analysieren sie die widersprüchlichen Verhaltensweisen ihrer Mutter – aufgeteilt in gute Südpol- und schlechte Nordpoltage.

Davon erzählt Dramatikerin Armela Madreiter humorvoll und sensibel in ihrem preisgekrönten Stück „Südpol.Windstill“ – es erhielt bei den Mülheimer Theatertagen im vergangenen Jahr den „KinderStückePreis“ –, das am frühen Freitagabend (14.2.) in der kleinen Spielstätte Sckelly im Kinder- und Jugendtheater (KJT) an der Sckellstraße umjubelte Premiere feierte.

Szene "Südpol.Windstill"
Ari (Thomas Ehrlichmann) und Ida (Annika Hauffe) freunden sich im Stück „Südpol.Windstill“ an. © Hupfeld

Für ein Publikum ab zehn Jahren hat Franz Marie Hoffmann, Regieassistenten am KJT, nun diese schwierige Mutter-Tochter-Beziehung kindgerecht in Szene gesetzt. Die Mama selbst taucht in der 75-minütigen Produktion nicht auf, dafür aber Idas Freund Scott und der Nachbarjunge Ari.

Annika Hauffes Ida begegnet den prekären Verhältnissen mit Fantasie und Empathie. Berührend schildert sie ihren Alltag, freut sich über gute Tage der depressiven Mutter, über Zuneigung, die sie dann erfährt, kann aber auch mit den schlechten umgehen. Immer zur Seite ist ihr imaginärer Freund Scott – überzeugend gespielt von Rainer Kleinespel.

Wunderschönes Bühnenbild

Im Treppenhaus lernt sie Ari kennen und freundet sich mit ihm an. Thomas Ehrlichmann gibt diesen Jugendlichen offen und verständnisvoll, gewinnt so Idas Vertrauen. Und dann ist da noch ein Brief der Lehrerin, die Idas Mutter sprechen möchte. Das selbstständige Mädchen befürchtet Schlimmes, doch Ari kann sie überzeugen, dass es vermutlich um den Schulwechsel geht.

Gespielt wird im wunderschönen Bühnenbild der Ausstatterinnen Theresa Mielich und Lisa Kreis. Vor einer gekachelten Wand gibt es einen Kühlschrank, in dem Scott lebt, und ein dreistufiges Podest mit Mikrowelle, die als Haustürklingel und auch mal als Waschmaschine dient. Ausgelegt ist die Spielfläche mit einem weißen Tuch, das wie Schnee in der Sonne glitzert. Schließlich möchte Ida ja Polarforscherin werden und steckt deshalb auch in einer dicken Daunenjacke.

Weitere Aufführungen

Ein tolles Debüt ist Franz Marie Hoffmann mit ihren ersten Regiearbeit am KJT gelungen. Viel Applaus für das engagiert agierende Mimen-Trio.

Weitere Aufführungen sind am 16./18./21./28.2., 5./7./9.3., 2./10./13.4.; Karten gibt es unter Tel. 5027222 und auf der Homepage des Theater Dortmund: www.theaterdo.de