Coca-Cola-Beschäftigte streiken in Dortmund Lauter Protest und Stau in der Innenstadt

Hunderte Beschäftigte von Coca-Cola haben in Dortmund gestreikt
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„Der Arbeitgeber hat uns im Regen stehen lassen, also streiken wir jetzt im Regen“, sagt Martin Mura, Geschäftsführer der NGG im Ruhrgebiet. Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten hatte Beschäftigte von Coca-Cola in NRW zum Warnstreik nach Dortmund gerufen.

Die Arbeitsniederlegung an den fünf Standorten in Köln, Mönchengladbach, Bielefeld, Herten und Dorsten soll den Forderungen der Gewerkschaft bei den aktuellen Verhandlungen Nachdruck verleihen. 400 Euro mehr in allen Tarifgruppen fordert die NGG. Denn die Haltung der Beschäftigten zum Angebot von Coca-Cola ist eindeutig.

„Was an uns abgeben“

100 Euro tarifwirksame Entgelterhöhung und eine abgabenbefreite Inflationsausgleichsprämie in Höhe von einmalig 1000 Euro hat das Unternehmen geboten. Das Mantra, auf das die Streikenden bereits bei der Kundgebung im FZW eingeschworen wurden und mit dem sie später durch die Innenstadt zogen: „100 Euro? Arschlecken!“

Etwas ausführlicher legt es der stellvertretende Bundesvorsitzende der NGG, Freddy Adjan, allerdings auch dar: „100 Euro sind 3,1 Prozent in Nordrhein-Westfalen. Das ist bei dieser Inflationsrate ein Witz, ein Minusgeschäft für die Kolleginnen und Kollegen.“

Ein streikender Beschäftigter von Coca-Cola hält ein Schild mit der Forderung "400 Euro für alle".
Die Forderung der NGG für die Beschäftigten von Coca-Cola auf eine einfache Formel gebracht © Oliver Schaper

Coca-Cola habe nach trotz der Pandemie wirtschaftlich sehr erfolgreichen Jahren angekündigt, hohe Dividenden an Aktionäre und Aktionärinnen auszuschütten. „Und da müssen sie vorher erst ein bisschen was an uns abgeben“, so Freddy Adjan. Die Tariferhöhung wolle man sich nicht mit der angebotenen Einmalzahlung abkaufen lassen.

Demo auf Wall und Westenhellweg

Rund 500 der 1500 Coca-Cola-Beschäftigten in NRW waren laut NGG zum Streiken nach Dortmund gekommen, das wegen seiner zentralen Lage im Land ausgewählt worden war. Nach einer Veranstaltung im FZW zogen sie ab etwa 12.15 Uhr vom FZW über die Rheinische Straße, den Wall, die Hansastraße und den Westenhellweg.

Insbesondere beim zweimaligen Passieren der Kreuzung von Wall und Rheinischer Straße kam es zu kurzzeitigen Staus, für die Martin Mura per Lautsprecherdurchsage um Entschuldigung bat. Auch in der City war der Demo-Zug mit Trommlern und Durchsagen weithin zu hören.

Ein Porträtfoto von Martin Mura während der Demonstration.
Martin Mura, Geschäftsführer der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten im Ruhrgebiet, ging beim Streik vorweg. © Bastian Pietsch

Einen kurzen Zwischenhalt gab es beim Rückweg auf der Rheinischen Straße. Dort waren zwei Autos von Coca-Cola abgestellt. „Hier streiken heute Mitarbeitende aus der Produktion, der Logistik, der Verwaltung und eben auch die Verkaufsfahrer“, erklärt Martin Mura. Während des eintägigen Warnstreiks werde in NRW keine Coca-Cola produziert oder ausgeliefert.

Bereits bevor sich die Demonstration in Bewegung setze, war es am FZW zu einem kurzen Moment der Anspannung gekommen. Mehrere Teilnehmende hatten verbotenerweise Pyrotechnik gezündet. Danach verlief der Streik ohne Zwischenfälle.

„Rezessionsgefahr verringern“

Coca-Cola teilt mit: „Wir befinden uns in einer wirtschaftlich sehr herausfordernden Zeit mit einer hohen Inflation, die uns als Arbeitgeber und unsere Mitarbeitenden gleichermaßen trifft. Mit unserem Angebotsmodell folgen wir der Bundesregierung: Diese empfiehlt in dieser Situation eine steuerfreie Einmalzahlung der Arbeitgeber bei gleichzeitig moderaten Tarifabschlüssen der Gewerkschaften, um eine Preisspirale zu verhindern und die Rezessionsgefahr zu verringern.“

Klar wird, dass die Vorstellungen der Parteien deutlich auseinanderliegen. „Die Tarifkommission hat uns einen engen Spielraum gegeben“, sagt Martin Mura. „Am Verhandlungstisch wird das in der nächsten Runde nur bei einem deutlichen Entgegenkommen von Coca-Cola zu lösen sein.“

Insgesamt beschäftigt Coca-Cola in Deutschland rund 6400 Menschen, die alle von den Tarifverhandlungen betroffen sind. Am Donnerstag waren 1500 Beschäftigte in NRW zum Streik aufgerufen. In der kommenden Woche steht die nächste Verhandlungsrunde an. Bei einem Scheitern könnten weitere, längere Streiks die Folge sein.

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