Nach der Messfeier am Sonntag freut sich Pfarrer Michael Ortwald auf einen ruhigen Sommertag. Doch plötzlich steht er im Pfarrhaus zwei brutalen Einbrechern gegenüber.
Seinen Humor hat Pfarrer Michael Ortwald nicht verloren. „Ich lese sehr gerne Krimis, gerade im Sommer. Jetzt habe ich halt meinen eigenen Krimi erlebt.“ Der liegt an diesem Montagvormittag keine 24 Stunden zurück.
Um kurz vor 12 Uhr kehrt der 54-jährige Seelsorger am Sonntag (29. Juli) von der Messfeier in der Dorstfelder St.-Borromäus-Kirche zurück – und erlebt seinen persönlichen Albtraum. Als er das Pfarrhaus an der Marienstraße betritt, sieht er erst einen und dann noch einen zweiten fremden Mann in seinem Arbeitszimmer. Schnell registriert Michael Ortwald, dass es sich um Einbrecher handeln muss. „Ich gebe zu, ich hatte Schiss, und wollte nur eins: So schnell wie möglich weg hier.“ Doch zu spät.
„Sie haben mich in den Schwitzkasten genommen“
Die beiden Männer reagieren auf seinen Fluchtversuch äußerst brutal. „Sie haben mich in den Schwitzkasten genommen, mir eine Faust gegen das Kinn gedonnert und mit dem Schraubendreher auf den Kopf geschlagen“, erzählt der Gemeindepfarrer.
Es kommt zu einer Rangelei an der Haustür, die beiden Männer versuchen, den Pfarrer wieder in den Flur zu zerren. „Ich habe mich mit Händen und Füßen gewehrt.“ Irgendwie kann er sich befreien und läuft hilferufend zur „Domschänke“. Die beiden Einbrecher lassen von ihm ab und flüchten über die Müllerstraße in Richtung Roßbachstraße. Eine geistesgegenwärtige Frau, die auf den Pfarrer aufmerksam wird, wählt sofort die 110.
Äußerst gefasst wirkt der katholische Pfarrer einen Tag danach, als er die schrecklichen Geschehnisse vom Vortag noch einmal Revue passieren lässt. Aber der Schein trügt: Er sei noch sehr aufgewühlt, gesteht er. Er habe einen Brummschädel, wahrscheinlich vom Schlag auf den Kopf, wo jetzt eine dicke Beule sitzt, und die letzte Nacht sei nicht so toll gewesen. „Ich habe zwei Stunden gedöst, an Schlaf war nicht zu denken.“
„Es war genau richtig zu flüchten und für Öffentlichkeit zu sorgen“
Immer und immer würden ihm die Szenen durch den Kopf gehen. „Ich frage mich, ob ich richtig reagiert habe. Vielleicht hätte ich mich anders verhalten sollen, um die Täter zu fassen.“ Die Zweifel nimmt ihm Polizei-Sprecher Kim Freigang auf Anfrage: „Es war genau richtig, zu flüchten und für Öffentlichkeit zu sorgen.“ Und natürlich auch, die Polizei zu verständigen. Dass Täter so brutal reagieren, sei zwar selten, aber komme immer mal wieder vor. „In der Regel haben Einbrecher eine innere Uhr und wollen sich nicht lange aufhalten. Werden sie vor Ort erwischt, versuchen die meisten, schnell wegzukommen. Aber es gibt eben solche und solche“, so Kim Freigang.
Michael Ortwald vermutet, dass die Männer gegen 11.45 Uhr ins Pfarrhaus eingedrungen sind und sich bis zu seinem Eintreffen mindestens 20 Minuten aufgehalten haben. Denn nicht nur das Erdgeschoss, auch seine Privatwohnung in der oberen Etage wurde von ihnen durchkämmt. „Alle Schränke und Schubladen waren geöffnet.“ Fündig geworden sind die Täter, die ganz offensichtlich auf Bargeld und Schmuck aus waren, aber nicht. „Hier gibt‘s nichts Wertvolles, Bargeld bringen wir sofort zur Bank“, erzählt Pfarrer Ortwald. Lediglich die Tageskollekte aus dem Altenheim hätten die Täter gefunden und mitgenommen. „Das waren 35 bis 45 Euro.“ Glücklicherweise hätten die Männer zumindest nichts zerstört und kein großes Chaos hinterlassen.
Polizei kam mit mehreren Streifenwagen
Für die vielfältige Hilfe nach dem Überfall ist Pfarrer Ortwald dankbar. Die Polizei sei schnell mit mehreren Streifenwagen vor Ort gewesen, die Beamten hätten beruhigend auf ihn eingewirkt. Auch sein Vikar, ein befreundeter Pfarrer und Uwe Wallrabe, geschäftsführender Kirchenvorstand, waren zur Stelle. „Wir werden dem Pfarrer auch weiter zur Seite stehen und dafür sorgen, dass das Pfarrhaus besser gesichert wird“, so Wallrabe. Bereits gestern Morgen war Gemeindemitglied Sebastian Engels im Einsatz und hat die Büsche am Seiteneingang zurückgeschnitten. So ist der Bereich nun viel besser einzusehen.
Michael Ortwald macht den Vorfall bewusst öffentlich. „Die Nachbarn müssen es wissen. Wir müssen hier alle aufeinander aufpassen und sollten, wenn uns etwas komisch vorkommt, nachgucken oder die Polizei anrufen.“
1968 geboren und seit über 20 Jahren Redakteurin bei Lensing Media. Zuständig für den Dortmunder Westen mit seinen Stadtbezirken Lütgendortmund, Mengede und Huckarde sowie für die Stadt Castrop-Rauxel.
