Weniger Arbeitszeit bei vollem Lohn Urlaubsguru führt 36-Stunden-Woche ein

Weniger Arbeitszeit bei vollem Lohn: Urlaubsguru führt 36-Stunden-Woche ein
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Work-Life-Balance, Vier-Tage-Woche – schon länger wird in deutschen Unternehmen über Möglichkeiten diskutiert, Arbeitnehmer zu entlasten, ohne die Produktivität zu verringern. Das Holzwickeder Reiseunternehmen Urlaubsguru hat nun bekannt gegeben, die Vollzeit-Arbeitswoche mit Beginn des kommenden Jahres auf 36 Stunden bei vollem Gehalt zu verkürzen.

„Die Maßnahme unterstreicht die Bemühungen des Arbeitgebers, die Work-Life-Balance und damit die Gesundheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu fördern“, erklärt Julia Denneng, die PR-Managerin von Urlaubsguru, das im Eco Port Holzwickede angesiedelt ist. „Ab dem 1. Januar des kommenden Jahres wird die Arbeitszeit an jedem Freitag um vier Stunden reduziert, sodass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein verlängertes Wochenende genießen können.“

Daniel Krahn und Daniel Marx, die Geschäftsführer von Urlaubsguru.
Urlaubsguru wurde im Jahr 2012 von Daniel Krahn und Daniel Marx als Start-up gegründet. © Greis

Urlaubsgruru erhofft sich davon, dass die Mitarbeiter erholt in die neue Arbeitswoche starten. „Durch die Einführung der 36-Stunden-Woche verlängern wir die Erholungsphase unserer Mitarbeiter und wollen dadurch nicht nur ihre körperliche, sondern vor allem auch ihre mentale Gesundheit fördern“, sagt Daniel Krahn, CEO und Mitgründer von Urlaubsguru.

Auf eine ausführliche Testphase verzichtet das Holzwickeder Unternehmen. „Wir setzen diese Änderung direkt und dauerhaft um. Es ist beschlossene Sache, die im Vorfeld gut und gründlich evaluiert worden ist“, sagt Julia Denneng.

„New Work“

Die Idee zur Einführung der 36-Stunden-Woche sei in regelmäßig stattfindenden kreativen Meetings des sogenannten „People & Organization-Teams“ entstanden, in dem Themen aus dem Bereich „New Work“ besprochen worden sein.

„New Work“ fasst verschiedene Denkanstöße und Modelle zusammen, wie Arbeit in Zeiten von Globalisierung und Digitalisierung bestmöglich funktionieren kann. Im Vorfeld des 36-Stunden-Beschlusses seien die Mitarbeiter durch eine interne Umfrage zu ihren Meinungen und Wünschen befragt worden. Schließlich habe eine speziell gegründete Arbeitsgruppe ein detailliertes Konzept ausgearbeitet.

„Wir sind fest davon überzeugt, dass wir auch mit weniger Arbeitszeit die gleichen großartigen Ergebnisse und Erfolge erzielen können. Unser Konzept sieht die Verbesserung von Prozessen und Strukturen vor – dabei setzen wir vor allem auf Automatisierung und Digitalisierung“, ergänzt Martina Krahn, Chief People Officer von Urlaubsguru.

Weniger Meetings, dafür mehr KI

Beispielsweise sei die Meeting-Kultur des Reiseunternehmens auf den Prüfstand gestellt worden. „Wir haben uns die Frage gestellt, welcher Mitarbeiter bei welchen Meetings unbedingt dabei sein muss“, so Denneng. So sollen überflüssige Termine und Zeitverschwendung reduziert werden. Auch Künstliche Intelligenz soll die Mitarbeiter verstärkt unterstützen und so zu einer Arbeitsbelastung führen, die innerhalb von 36 Stunden gut und nachhaltig soll bewältigt werden können.

Das Konzept der Arbeitszeitverkürzung wird in Unternehmen schon länger diskutiert und auch getestet. Wissenschaftler der Universität Münster haben 45 Unternehmen aus verschiedenen Branchen dabei begleitet, wie diese die Vier-Tage-Woche sechs Monate lang testeten.

Die Resultate wurden nun veröffentlicht. Interessant dabei: Nur zwei Unternehmen verließen die Studie vorzeitig. Die Produktivität der Unternehmen unterschieden sich kaum von denen vergleichbarer Zeiträume in der Vergangenheit. Die Mitarbeiter der Unternehmen waren laut Studie jedoch deutlich zufriedener, aktiver und auch gesünder, als vor der Einführung der Vier-Tage-Woche.