Im Holzwickeder Norden mehren sich Berichte über Sachbeschädigungen an Autos. Ein Foto zeigt ein geparktes Auto, die Türgriffe mit Hundekot beschmiert. Anwohner berichten von einem Fall aus der Lessingstraße: Hier wurden an einer Reihe von geparkten Fahrzeugen die Reifen beschädigt wurden. Die Gemeinsamkeit dieser Vorfälle? Die Fahrzeuge im Fadenkreuz der Vandalen haben auswärtige Kennzeichen.
Es liegt der Verdacht nahe, dass diese Fälle von Sachbeschädigung etwas mit den sogenannten Flughafenparkern zu tun haben. Schon lange sind die Anwohner des Holzwickeder Nordens frustriert von Gästen des Dortmunder Airports, die kein Interesse daran haben, kostenpflichtig am Terminal zu parken. Stattdessen nutzen diese Flugpassagiere die Tatsache aus, dass es in Holzwickede viele Straßen und Flächen gibt, wo der eigene Pkw fast beliebig lange abgestellt werden darf.
2,9 Millionen Passagiere hatte der Airport Dortmund nach eigenen Angaben im Jahr 2023 – ein Rekord. Doch damit steigt indirekt auch der Unmut bei den Anwohnern, die unter dem gestiegenen Parkdruck leiden. Da eine Lösung auch nach Jahren der politischen Debatten und vereinzelten Sonderverkehrsschauen der Gemeindeverwaltung bisher noch immer nicht in Sicht ist, scheinen einzelne Bewohner des Holzwickeder Nordens ihren Frust auf illegale Art und Weise abzulassen.

Die Polizei des Kreises Unna hat in den Jahren 2021 bis 2023 96 Fälle von Sachbeschädigungen an Kraftfahrzeugen aufgenommen. 40 davon hatten ein Kennzeichen, das außerhalb des Kreises Unna ausgestellt wurde. Das entspricht einem Anteil von 41,67 Prozent. „Das heißt aber nicht, dass bei diesen 40 Vergehen ausschließlich Passagiere des Flughafens ins Visier genommen wurden“, stellt Kriminalhauptkommissarin Vera Howanietz klar.
Denn schließlich könnte es sich bei einem Auto mit ortsfremdem Nummernschild auch immer noch um einen Leih- oder Firmenwagen handeln oder der Besitzer des Fahrzeuges sich aus anderen Gründen für einen längeren Zeitraum in der Emscherquellgemeinde aufhalten. Ob die Halter der beschädigten Fahrzeuge tatsächlich Flughafenparker waren, geht aus der polizeilichen Statistik nicht hervor.
Doch die Häufung ist auffällig, wie auch Unnas Erster Polizeihauptkommissar Uwe Bergmeier jüngst in einer Sitzung des Hauptausschusses erklärte: „Wir stellen Serien von Sachbeschädigungen zum Nachteil von Kraftfahrzeugen fest, die ausschließlich Kennzeichen von auswärts tragen und in Flugplatznähe abgestellt sind.“
„Wütend, weil er keinen Parkplatz bekommt“
Und auch bei einem möglichen Motiv hat der Leiter der Unnaer Polizeiwache wenig Zweifel: „Machen wir uns nichts vor. Es ist einer der Anwohner, der wütend ist, dass er keinen Parkplatz bekommt. Diese Annahme ist für mich logisch. Oder aber, dieser Mensch hat eine Abneigung gegen Fahrzeuge ohne Kennzeichen aus dem Kreis Unna. Das kann auch sein“, ergänzte Bergmeier mit einer gewissen Ironie.
Zwar ist die Aufklärungsquote von Sachbeschädigungsdelikten sehr gering, trotzdem blieb der Polizist optimistisch: „Ich bin mir sicher, irgendwann werden wir durch Hinweise eines aufmerksamen Bürgers auch diesen Mann oder diese Frau kriegen, die auswärtige Pkw beschädigt.“
Dabei kann nicht ausgeschlossen werden, dass die Dunkelziffer bei den Sachbeschädigungen nicht noch höher liegt, also viele Delikte gar nicht zur Anzeige gebracht werden. „Eine solche Dunkelziffer wird es immer geben. Wir als Polizei können nur erfassen, was uns berichtet wird“, so Vera Howanietz.

Dauerthema in der Politik
Die Flughafenparker sind für die Politik seit Jahren eine harte Nuss, die kaum zu knacken ist. In den Ausschüssen der Gemeinde landet das Problem immer wieder auf der Tagesordnung. Vorschläge wurden bereits viele gemacht, darunter beispielsweise spezielle Anwohnerparkausweise. Doch einen Durchbruch hat es bislang nicht gegeben.
Denn um das Flughafenparkerproblem zu lösen, muss einerseits eine angemessene Abschreckung für die Autofahrer geschaffen werden. Eine Woche Parken am Airport kostet immerhin mindestens 82 Euro auf dem günstigsten Parkdeck. Die eventuelle Strafe für Parkvergehen müsste diese Summe also überbieten. Gleichzeitig dürfen die Anwohner des Nordens durch die Maßnahmen, die die Flughafenparker abschrecken sollen, nicht belastet werden. Ein Drahtseilakt.
Doch angesichts steigenden Unmuts bei den Bürgern und steigender Deliktzahlen gegen Kraftfahrzeuge haben Politik und Verwaltung einen speziellen Arbeitskreis gegründet, zu dem auch Vertreter des Kreises Unna als Verkehrsbehörde gehören. Diese sollen relativ rasch nach den großen Ferien erste konkrete Lösungen erarbeiten.