
Ich brauchte neulich einen neuen Anzug. Der Verkäufer im Fachgeschäft schaute mich kurz an, wusste – im Gegensatz zu mir – gleich meine Konfektionsgröße und brachte mir passende Anzüge zur Anprobe. Warum ich das schreibe? Genau diese gute, individuelle Beratung ist es, die den stationären Einzelhandel vom Onlinehandel unterscheidet. Grundverkehrt wäre es deshalb, wenn man bei Galeria Karstadt noch mehr Personal sparen würde.
Die Personalfrage ist nur ein Aspekt, den man im Blick haben muss, wenn man ein Zukunftskonzept für das letzte verbliebene große Warenhaus in der Dortmunder City entwickelt. Mehr regionale Angebote wünscht sich beispielsweise der Betriebsrat. Die zentrale Steuerung des Vertriebs für ganz Deutschland ist da eher hinderlich.
Deshalb gehört mehr Verantwortung und Entscheidungsfreiheit in die Region: Die Mitarbeiter, erklärte Betriebsratschef Joffrey Kallweit, wüssten am besten, welche Wünsche die Kundinnen und Kunden haben. Vor allem junge Leute wünschten sich beispielsweise Produkte aus fairem Handel, nannte Kallweit ein Beispiel. Die Unternehmensleitung, die das leck geschlagene Schiff wieder auf Kurs bringen muss, sollte auf solchen Rat mehr Wert legen. Hört auf die Experten vor Ort!
Dass ein Warenhaus-Konzept funktionieren kann, zeigen Beispiele aus dem Ausland. Und wenn dann noch die Beratung stimmt, hat Galerie Karstadt in Dortmund vielleicht wirklich eine langfristige Zukunft.
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