Wasser läuft ununterbrochen aus der Kellerwand der Walters „Mit den Nerven am Ende“

„Mit den Nerven am Ende“: Wasser läuft aus der Kellerwand der Walters
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Seit Wochen stehen die Fenster täglich sperrangelweit auf, um ordentlich durchzulüften. Aber selbst das hilft nicht, wenn die Nässe im Mauerwerk aus dem Keller hoch ins Erdgeschoss kriecht. Seit nun knapp vier Wochen dringt das Wasser ununterbrochen durch die Kellerwände von Sabine und Andreas Walter. Das Ehepaar aus Schüren ist verzweifelt. Die Emscher liegt direkt vor der Haustür, im Gegensatz zum Hochwasser im Jahr 2021 droht sie aber diesmal nicht wieder über die Ufer zu treten.

Die Emscher in Schüren an der Adelenstraße.
Die Emscher direkt vor der Haustür ist diesmal das geringste Problem, anders als beim Hochwasser im Jahr 2021 ist sie noch nicht über die Ufer getreten. Trotzdem haben die Walters ein Wasserproblem. © Irina Höfken

Durch das Wasser im Keller muss man waten

„Da hatten wir zum ersten Mal richtig Probleme mit Wasser im Keller“, erzählt die 62-jährige Dortmunderin. 2017 hatte sie das Haus in der Adelenstraße gekauft, vier Jahre hatten sie demnach nie Probleme mit Wasser im Keller; der war trocken. Jetzt muss ihr Mann Andreas alle zwei Stunden raus aus den Pantoffeln, rein in die Gummistiefel, und das Wasser in die im Boden eingelassenen Behälter flitschen, in denen sich Wasserpumpen befinden. Das Wasser steht mehrere Zentimeter hoch, aber nicht hoch genug, dass die Feuerwehr zum Abpumpen kommen könnte. Sobald man die Treppenstufen hinuntergeht, hört man es plätschern. Ein Rinnsal fließt aus der Wand.

Wasser steht im Keller von Familie Walter.
Grundwasser drückt aus den Kellerwänden: Unaufhörlich plätschert es seit Wochen in den Keller der Walters. © Irina Höfken

„Vielleicht hätten wir stutzig werden sollen, dass es den Bottich schon beim Einzug gab. Aber mit diesem Ausmaß, damit kann keiner gerechnet haben“, sagt er, während er wieder eine Bahn des Wassers im Keller abzieht. Im Jahr 1900 wurde das Haus gebaut. „Alle halbe Stunde springt die Wasserpumpe an“, erklärt er. Warum das Wasser unaufhörlich aus den Wänden dringt, darüber können die Walters nur spekulieren, feststeht: Aufgrund des hohen Niederschlags ist der Boden gesättigt, das Wasser sucht sich den geringsten Widerstand und der ist offenbar im Keller der Walters unten im Tal in der Adelenstraße.

„Dann kriege ich einen Nervenzusammenbruch“

Sabine Walter hat sich ihren Keller schon seit drei Wochen nicht mehr angesehen: „Dann kriege ich einen Nervenzusammenbruch“, sagt sie. Was sie verzweifeln lässt, ist, dass sie das Gefühl hat, niemand sei zuständig. Bei der Stadt Dortmund habe sie keinen Ansprechpartner finden können, auch die Versicherung sei bisher keine große Hilfe gewesen, einen Gutachter habe sie aber geschickt. „Er hat gesagt, er habe schon einiges gesehen, aber das noch nicht“, sagt Sabine Walter. Im Schlafzimmer und Badezimmer habe er die Feuchtigkeit in den Wänden gemessen. „Die wird in Digits gemessen“, weiß Sabine Walter. „Zwischen 85 und 140 Digits gilt die Wand als feucht, alles darüber ist ‚nass‘. Bei uns wurden 150 gemessen.“ Kosten übernehmen wolle die Versicherung aber nicht, da es sich um ein Grundwasser-Problem handele.

Greift die Elementarversicherung?

Warum ihre Elementarversicherung nicht greift, hat diese Redaktion bei der zuständigen Versicherung angefragt. „Immerhin wären wir vor Meteoriten und Schaden durch Weltraumschrott abgesichert“, lacht Andreas Walter und blättert weiter in den Versicherungsunterlagen. Ein bisschen Humor müsse man sich eben bewahren. Im Hintergrund gluckert es im Abfluss der Küche. „Das ist mein Lieblingsgeräusch mittlerweile. Dann weiß ich, dass die Pumpen im Keller wieder arbeiten“, sagt Andreas Walter.

Sabine Walter hält ein Paar Lederschuhe hoch, die an der Seite Schimmel aufweisen.
Die Schuhe, die Sabine Walter aus dem Schlafzimmerschrank holt, sind schon schimmelig. © Irina Höfken

Die Schuhe, die Sabine Walter aus ihrem Schlafzimmerschrank holt, sind schimmelig. „Das Haus vermodert, die Werte im Schrank kann ich wegschmeißen. Das geht doch auch auf die Gesundheit“, sagt sie. „Wir sind mit den Nerven am Ende“, betont sie immer wieder. Ihr kommen fast die Tränen, sie kann sich aber wieder fangen. Als die Walters die Erfahrungen des Ehepaars Schmitz-Groger aus Asseln in den Ruhr Nachrichten lesen, wissen sie, sie sind nicht alleine mit dem Problem. Deswegen wollen sie überhaupt von ihrem Dilemma erzählen. „Vielleicht meldet sich ja jemand, der weiß, was wir tun können“, sagt Sabine Walter. „Wer ist zuständig? Welche Möglichkeiten haben wir?“, fragt sie sich. Der langfristige Plan ist, den Keller irgendwie wieder richtig trocken zu kriegen. „Wenn wir auf den Kosten für die Trockenlegung sitzenbleiben, müssten wir einen heftigen Kredit aufnehmen.“

Hochwasser- und Starkregenberatung

Was die möglichen Ursachen für die Grundwasser-Problematik an der Adelenstraße sein können, das wollen die Walters herausfinden, ist von der Redaktion bei der Stadt Dortmund angefragt und wird aktuell recherchiert.

Kurzfristig kann Alexandra Schürmann von der Pressestelle der Stadt Dortmund die Ansprechpartnerinnen und -partner von der Hochwasserberatung der Stadt nennen, die Fragen rund um den Überflutungsschutz individuell und persönlich beantworten können: Kontakt ist per Mail an starkregen@stadtdo.de oder grundstuecksentwaesserung@stadtdo.de möglich. In dem Zusammenhang verweist Schürmann auch auf das Förderprogramm zum Schutz vor Hochwasser und Überflutungen. Ein Angebot, das man für längerfristige Planung in Anspruch nehmen kann. Bei Gefahr im Verzug solle in jedem Fall die Feuerwehr informiert werden, so Schürmann.

Wie viele Liter Wasser seit den vergangenen vier Wochen schon in den Keller der Walters geflossen sind und noch fließen werden, das könne das Ehepaar nicht sagen, aber zu viel sei es in jedem Fall.

Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien ursprünglich am 5. Januar 2024.