Das Coronavirus ist in der Welt und wird nicht mehr verschwinden, doch Experten wie der Virologe Christian Drosten sagen: Das Virus wird endemisch. Die Pandemie ist vorbei. Können neue Varianten wie die Omikron-Untervariante XBB.1.5, die in den USA für viele Ansteckungen sorgt, und täglich Millionen von Infektionen in China diesen Status gefährden?
Der Dortmunder Immunologe Prof. Dr. Carsten Watzl sieht diese Gefahr nicht. Zwar müsse man die Situation in den USA im Blick behalten. Anlass zur Sorge sei sie für ihn aber nicht. „Ich bin relativ entspannt“, sagt Watzl. Bislang gebe es keine Daten, dass die XXB.1.5-Variante zu schwereren Krankheitsverläufen führe. Aber die Variante scheine ansteckender zu sein, sagt der Immunologe.
Sollte die Variante sich auch in Deutschland breit machen, sieht Watzl aber nicht die Gefahr, dass sie zu einer solchen Erkrankungswelle führe, dass das Gesundheitssystem an seine Grenzen käme. „Dadurch, dass viele Menschen geimpft sind und viele auch zusätzlich eine Infektion hinter sich haben, haben wir hierzulande einen guten Schutz“, sagt Watzl. „Studien haben gezeigt, dass über 95 Prozent der Menschen Antikörper gegen das Coronavirus im Blut haben.“
Einreisebeschränkungen sinnlos
Sollte unser Immunsystem mit einer neuen Virusvariante in Berührung kommen, sei es nicht mehr unvorbereitet. „Mittlerweile ist die Immunität in der Gesellschaft so solide, dass es scheint, als würden nicht nur schwere Verläufe verhindert, sondern auch die Verbreitung insgesamt unterdrückt“, sagt der Immunologe.
Einreisebeschränkungen würden die Verbreitung von Varianten nicht aufhalten, sagt Watzl. Auch für Einreisende aus China gelte das. Seit dem Ende der Null-Covid-Strategie steigen die Infektionszahlen im größten Land der Erde explosionsartig an.
Carsten Watzl ist Professor an der Technischen Universität in Dortmund. Am Leibniz-Institut für Arbeitsforschung ist er Leiter des Forschungsbereichs Immunologie. Als RN-Experte beurteilt und kommentiert er für uns aktuelle Entwicklungen rund um die Themen Coronavirus und Grippe.
„In einem Land mit vielen Infektionen treten auch mehr Mutationen auf. Das muss man beobachten. Aber dass es einen komplett neuen Sprung geben wird, bei dem sich das Virus deutlich verändert wie etwa von Delta auf Omikron, wage ich zu bezweifeln“, schätzt Watzl die Lage ein. Aber auch dann ließen sich Impfstoffe anpassen.
Gute Immunität in Deutschland
Da die Menschen in Deutschland mit vielen verschiedenen Varianten in Kontakt gekommen seien, sei die Immunität hierzulande aber viel breiter aufgestellt als etwa in China. „Eine neue Variante muss hier keine Probleme machen“, sagt Watzl. „Außerdem scheint es, als gebe es regionale Unterschiede. Während in den USA XBB.1.5 vorherrscht, ist es in Frankreich die BQ.1.1-Omikron-Variante.“
Zwar sei die Inzidenz in Deutschland unterschätzt und auch in Dortmunder liege sie höher als der vom RKI angegebene Wert 148, „aber dahinter versteckt sich keine Welle, die wir übersehen“, sagt Watzl. Dass sich die Zahl der Infektionen eingependelt habe, habe ihn zunächst auch überrascht, sagt der Immunologe. „Wir sind in der endemischen Phase. Wir sind eigentlich durch.“
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