Hafen wird 120 Jahre – mit historischen Fotos vom Kaiserbesuch und einer riesigen Attrappe

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Hafen wird 120 Jahre – mit historischen Fotos vom Kaiserbesuch und einer riesigen Attrappe

rnJubiläum

Zur Eröffnung des Dortmunder Hafens 1899 gab sich Kaiser Wilhelm die Ehre. Am 11. August ist das 120 Jahre her. Damals wurde extra ein stattliches Gebäude als Attrappe nachgebildet.

Dortmund

, 09.08.2019, 06:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Der 11. August 1899 war für Dortmund ein entscheidender Tag: Kaiser Wilhelm II. kam zur feierlichen Eröffnung des neuen Hafens zu Besuch und verbrachte rund drei Stunden in der festlich herausgeputzten Stadt.

Der Kanalhafen am neu erbauten Dortmund-Ems-Kanal sollte der Dortmunder Wirtschaft den Anschluss an die Welt verschaffen. Er ermöglichte damit die Entwicklung zu einer aufstrebenden Großstadt.

Es herrschte Kaiserwetter, als das kaiserliche Dampfbot „Strewe“ vor dem Hafenamt anlegte. Nach Kanonenböllern, Begrüßung durch Oberbürgermeister Wilhelm Schmieding viele Honoratioren der Stadt hielt er unter einem Baldachin eine von Hoch- und Bravo-Rufen begleiteten Ansprache.

Anschließend zog der Kaiser über die Hafenbrücke weiter zur nächsten Station seines Dortmund-Besuchs, das Eisen- und Stahlwerk der Union Aktiengesellschaft. Sie war damals mit knapp 5700 Beschäftigten größter Arbeitgeber der Stadt. Im Hafenamt war eigens ein Kaiserzimmer eingerichtet, der hohe Gast verzichtete aber auf einen Besuch.

Als Kaiser Wilhelm durch die Stadt zog, säumten Tausende die Straßen – hier am Burgtor.

Als Kaiser Wilhelm durch die Stadt zog, säumten Tausende die Straßen – hier am Burgtor. © privat

25.000 herausgeputzte Schüler und 300 „Ehrenjungfrauen“ von der Höheren Mädchenschule säumten die Straßen und jubelten dem Kaiser zu. An Münsterstraße, Brückstraße und am Markt waren 19.200 Männer aus 137 Dortmunder Vereinen penibel zum Bejubeln aufgereiht. Mit einer Kutsche wurde der hohe Gast zum alten Rathaus gefahren.

Durch das stattliche Burgtor zog der Kaiser mit Gefolge und von Glockengeläut begleitet in die mittelalterlich dekorierte Altstadt. Allerdings war das Burgtor nicht massiv, sondern eigens für den großen Tag aus Latten und Leinwand zusammengezimmert worden.

Eigens für den Kaiserbesuch wurde das Burgtor als Attrappe noch einmal aufgebaut.

Eigens für den Kaiserbesuch wurde das Burgtor als Attrappe noch einmal aufgebaut. © privat

Die Attrappe der mittelalterlichen Stadtbefestigung sollte an die stolzen Zeiten erinnern, als die Stadt noch durch Tore, Türme und Mauern gesäumt war.

Als Wilhelm II. abgereist war, wurde die Turm-Attrappe wieder abgerissen.

Plan vom Dortmunder Hafen im Eröffnungsjahr.

Plan vom Dortmunder Hafen im Eröffnungsjahr. © privat

Das ist der Hafen heute

Der Hafen aber hat sich seit dem großen Tag vor 120 Jahren mächtig entwickelt. Am Rand der Dortmunder Nordstadt liegt heute nicht nur der größte europäische Kanalhafen, sondern zugleich der Ausgangspunkt des Dortmund-Ems-Kanals. Vielen Dortmundern sei das gar nicht klar, meint Pascal Frai von der Dortmunder Hafen AG. „Da kann man schon stolz darauf sein.“

So sieht der Dortmunder Hafen heute aus.

So sieht der Dortmunder Hafen heute aus. © www.blossey.eu

Wie hat sich der Hafen im Vergleich zu seiner Eröffnung gewandelt? Hafen-Sprecher Pascal Frai beantwortet dazu fünf Fragen:

1. Wie groß ist die Fläche im Vergleich zu damals?

Die Stadt hatte ein Gelände von 152 Hektar für den Hafen erworben, wovon über 80 Hektar sofort für Hafenzwecke zur Verfügung standen. Legt man diese Zahl als Keimzelle zugrunde, hat sich die Fläche des Hafengebietes seit seiner Gründung mehr als verdoppelt. Die Uferlänge betrug damals etwa sechs Kilometer, heute sind es elf Kilometer.

2. Heute gibt es zehn Hafenbecken – wie viele waren es damals?

Der Dortmunder Hafen hat sein heutiges Gesicht seit 1924. Zur offiziellen Eröffnung gab es sechs Hafenbecken.

3. Was ist mit den Namen der Hafenbecken? Welche gab es schon von Beginn an?

Bei Eröffnung gab es den Stadt-Hafen, Süd-Hafen, Kohlen-Hafen, Kanal-Hafen, Petroleum-Hafen und Hardenberg-Hafen. Diese ältesten Hafenbecken haben ihre Namen bis heute behalten. Hinzu kamen:

  • 1907 Schmiedinghafen
  • 1909 Marxhafen
  • 1910/11 Mathieshafen
  • 1913/14 Industriehafen
  • 1923/24 Verlängerung des Hardenberghafens

4. Welche Güter werden heute vornehmlich verladen, welche waren es damals?

Der Dortmunder Hafen war der „Wasserbahnhof der Montanindustrie“. Entsprechend fanden sich in den Ausfuhren in erster Linie Eisen- und Stahlwaren, Kohlen, Schlacken, Schwefelkies sowie Bronze-, Kupferdraht und Produkte der märkischen Kleineisenindustrie. Die Einfuhren bestanden in erster Linie aus Eisenerz, Getreide, Mehl, Holz sowie außereuropäischen Gütern wie Rohkupfer und Zucker.

Heute werden im Dortmunder Hafen überwiegend Container, Mineralöle, Baustoffe (Zement, Splitt etc.) und Schrott umgeschlagen.

5. Welches waren die entscheidenden Veränderungen?

Neben der baulichen Entwicklung der Hafenbecken gab es folgende entscheidende Veränderungen:

  • 1933 Gründung der Dortmunder Hafen AG
  • 1977 Eröffnung eines Tanklagers im Petroleumhafen
  • 1985 – 1989 Tieferlegung der Hafensohle und Erneuerung der Brücken im Hafengebiet
  • 1989 Einweihung der Container-Umschlaganlage
  • 2005 Ende der parallelen Schleusungsmöglichkeiten in Henrichenburg
  • 2016 Einweihung einer zweiten Anlage für kombinierten Verkehr am Hafenbahnhof
  • 2017 Startschuss für die Neugestaltung der Speicherstraße
  • 2018 Erwerb des Knauf-Interfer-Geländes und Gründung der d-Port21 GmbH

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Im Jubiläumsjahr tut sich wieder eine Menge. Mit der Entwicklung der Speicherstraße öffnete sich der klassische Hafen Richtung Stadt und urbanes Leben. Neue Arbeits- und Freizeitmöglichkeiten sollen in dem Mix aus hafentypischen Speichergebäuden und modernen Neubauten entstehen. Der Ort mit industriellem Flair und voller Aufbruchstimmung vereint die Akademie für Theater und Digitalität, einen Gründungs-und Innovationscampus, den Lensing Media Port und weitere Leuchttürme. Herzstück des Quartiers bildet eine Promenade am Wasser mit Gastronomie und Veranstaltungsorten.

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