Das Ziel ist noch nicht erreicht. Im Gegenteil. Bestimmt dauert es noch knapp zwei Jahre. Aber der Weg dorthin ist nun klarer denn je und wird sichtbar: Das Dortmunder Kinderhospiz, erschaffen und vorangetrieben seit zehn Jahren von einer 77-jährigen Castrop-Rauxelerin, wird gebaut. Am Dienstag (29.10.2024) erfolgte auf der Stadtgrenze zwischen Dortmund und Castrop-Rauxel, irgendwo zwischen Westrich, Bövinghausen und Merklinde, der feierliche erste Spatenstich.
Elisabeth Grümer kommt damit auf dem Wege ihrer nächsten Vision ein paar Schritte weiter. Sie realisierte mit unbändigem Willen an selber Stelle schon das Hospiz St. Elisabeth, das inzwischen seit rund zehn Jahren vorhersehbar sterbenden Menschen die letzten Wochen und Tage bis zum Tod erleichtert. Das Kinderhospiz Sonnenherz, das nun für über 6 Millionen Euro gleich nebenan gebaut wird, bietet sterbenden Kindern und ihren Familien künftig einen ebenso würdigen Sterbeort.

Jonas Aust (14) ist an diesem Dienstagvormittag nur einer von 204 Gästen: Er malte vor sechs Jahren in einem Logo-Wettbewerb unter Kindern das Bild mit den Herzen in der Sonne und den Namen dazu: Sonnenherz. Und obwohl es vom Himmel nieselt, Regenschirme aufgespannt sind und die Besucher des Spatenstichs in der Matsche stehen, scheint irgendwie die Sonne.
„In den Herzen der Menschen soll die Sonne scheinen“, sagt Dortmunds stellvertretende Bürgermeisterin Barbara Brunsing. Sie rahmt mit Bodo Klimpel, Landrat Bodo Klimpel (Kreis Recklinghausen), Bezirksbürgermeister Heiko Brankamp (Lütgendortmund), Bürgermeister Rajko Kravanja (Castrop-Rauxel) und der Beigeordneten Regina Kleff sowie Bundestagsabgeordnetem Frank Schwabe (SPD) und Landes-Vertreterin Claudia Middendorf Elisabeth Grümer sowie Sparkassen-Vertreter Tobias Hintzmann hinter dem kleinen Erdwall ein. Sie nehmen Spaten in die Hand, an denen Schleifen befestigt sind. Und von denen Erde in die Mini-Baugrube fliegt, als der erste symbolische Spatenstich erfolgt.

„Ich bin so froh, dass alle hier daran geglaubt haben, dass wir es schaffen, hier für die Ärmsten und die Schwachen unserer Gesellschaft ein Heim zu schaffen“, sagt Elisabeth Grümer. „Danke an alle, die so viel gespendet und gesammelt haben. Einige meinten vielleicht schon, ich sei mit dem ganzen Geld auf den Bahamas verschwunden“, erklärt sie. „Bei uns können sich diese Menschen wohlfühlen und erholen. Das ist das Wichtigste.“ Claudia Middendorf hob hervor: „Hier finden Kinder und ihre Eltern auch über Jahre eine Heimat.“ Sparkassen-Vertreter Tobias Hintzmann meinte: „Sie sagten einmal: Hier kommen nicht die Lebenden hin, um zu sterben, sondern die Sterbenden, um zu leben. Ein beeindruckendes Konzept, ergreifend und unterstützenswert.“
Diese Geschichte, meint Barbara Brunsing, dieses Engagement sei ein Vorbild „für uns alle. Sie leisten einen unschätzbaren Wert für Menschen, die Hilfe brauchen.“ Rajko Kravanja sagte: „Sie haben immer wieder einen Weg gefunden, uns mitzunehmen. Wir sind für die Region dankbar, dass Sie hier eine Lücke füllen mit etwas, das wir leider benötigen.“

Das Kinderhospiz plant Elisabeth Grümer nun mit ihrer gleichnamigen Hospiz-Stiftung schon seit 2015. Immer wieder gab es Rückschläge und Finanzierungsprobleme, auch, weil sie mit der Einrichtung eine Pionierin in NRW ist. Sie umfasst Tages- und Nachtpflege mit teil-ambulanter Betreuung und fester Unterbringung inklusive Begleitpersonen aus der Familie. Heißt: Kinder, die sterben müssen, können bei Bedarf zum Teil hier an der Bockenfelder Straße / Brandheide, zum Teil zu Hause sein.
Die Eröffnung der Einrichtung mit neun Plätzen wird für 2026 angepeilt. Ein beträchtlicher Teil der Finanzierung, eine siebenstellige Summe inzwischen, stammt aus über Jahre hinweg eingesammelten Spendengeldern. Auch persönliches Vermögen steuert Elisabeth Grümer bei. Finanziert wurden nun mit der Sparkasse Dortmund zusammen 6,3 Millionen Euro. Fünf Botschafter und viele Unterstützer gibt es. Schirmherr ist der Castrop-Rauxeler Autor, Podcaster, Moderator und Kolumnist Micky Beisenherz.

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