Betroffen ist der Dortmunder Energiedienstleister Loos aus dem Gewerbegebiet Dorstfeld-West im Stadtteil Marten. Die seit 1967 bestehende Firma lieferte 5.000 Liter Heizöl nach Kamen und behob damit einen drohenden Engpass in dem großen Wohnhaus an der Mersch 2.
„Es hieß, der Tank drohte leer zu laufen“, berichtet Geschäftsführer Frank Mehlgarten. Das Geld für die Lieferung erhielt der 62-jährige Unternehmer, der 15 Kräfte an der Planetenfeldstraße beschäftigt, nicht. „Das fällt unter die Rubrik Nepper, Schlepper, Bauernfänger“, sagt er konsterniert. Der Schaden beträgt einschließlich Mahnungs- und Anwaltskosten zwischen 7000 und 10.000 Euro. Mehlgarten ist überzeugt: „Wir wurden mit System ausgenutzt.“
Heizöl auf Bestellung im November nach Kamen geliefert
Das mittelständische Unternehmen, das Kunden im westlichen Ruhrgebiet zuverlässig versorgt, lieferte das Heizöl auf Bestellung einer Tochterfirma der Immobiliengesellschaft Omega, jener Gruppe, zu deren Bestand der Wohnblock an der Mersch gehört. „Es meldete sich ein Junior-Transaction-Manager der Omega AG, der im Auftrag der Hades Wohnen GmbH bestellte“, rekonstruiert Mehlgarten.
Auf den seriös wirkenden Auftrag erfolgte die Heizöl-Lieferung nach Kamen am 16. November vorigen Jahres. „Weil die Gesellschaft zum ersten Mal bestellte, haben wir zuvor im Internet recherchiert. Es gab keine negativen Einträge“, so Mehlgarten. Jetzt prüft er noch sorgfältiger. „Wir kriegen viele Anfragen von seltsam klingenden Immobiliengesellschaften.“ Bei einer Bestellung fordere man nun immer zusätzlich eine Vollmacht der Hausverwaltung ein. „Sie glauben nicht, wie viele Anfragen dann im Sande verlaufen.“

Plötzlich will niemand die Zeche zahlen
Im Sande verlaufen sind nun die Anstrengungen, doch noch Geld zu bekommen. Denn es gibt niemanden mehr, der die Rechnung begleichen will. Bereits am 20. November, einige Tage nach der Lieferung, erhielt Mehlgarten in einer E-Mail die Info, bei der Bestellung sei leider ein Fehler unterlaufen. Die Rechnung müsse nicht an die Hades GmbH, sondern die Ceres Wohnen GmbH gerichtet werden, ebenso eine Tochter der Omega AG. Hintergrund: Nicht Hades, sondern Ceres ist Eigentümerin des Wohnhauses an der Mersch. Doch Ceres, so Mehlgarten, lehnte alle Forderungen ab. Sie habe schließlich gar nichts bestellt. Das ist durchaus pikant: Denn als Eigentümerin des Kamener Wohnhauses steht sie eigentlich in der Pflicht, ihre Mieter zuverlässig zu versorgen. Diese sitzen seitdem auf dem Trockenen. Heizöl bestellen sie auf eigene Kosten, zuletzt 3500 Liter, weil die Gesellschaft für sie nicht erreichbar ist. Auch unsere Redaktion fand bisher keinen Ansprechpartner. Im Internet ist lediglich eine Adresse in München zu finden – ohne E-Mail und Telefonnummer.

Diskrepanz zwischen der juristischen und moralischen Bewertung
Mehlgarten unternahm durchaus Anstrengungen, das Geld einzutreiben. Nach der ersten, zweiten und dritten Mahnung suchte sich die Dortmunder Firma juristischen Beistand; der Fall landete für einen weiteren Mahnbescheid vor dem Dortmunder Amtsgericht. Doch Ceres, so Mehlgarten, legte Widerspruch ein.
Juristisch, das weiß der Unternehmer nach Rücksprache mit seinem Anwalt, könnte die Gesellschaft damit wohl auch im Recht liegen, weil die Bestellung, die aufgeben wurde, niemandem eindeutig zuzuschreiben ist. Moralisch fällt Mehlgartens Bewertung anders aus. Er ist fassungslos: „Für uns eindeutig eine betrügerische Handlung. Anders können wir uns diese Vorgehensweise nicht erklären.“ Der Unternehmer entschied, nicht noch mehr Geld in das Verfahren hineinzupumpen, weil Omega mittlerweile Insolvenz angemeldet hat und die Aussichten, Geld zurückzubekommen, gering seien. „Es ist für uns das erste Mal, dass wir einen Totalausfall haben.“
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