Hausärzte-Streik in Dortmund Viele Praxen geschlossen - Patienten müssen sich um Infos selbst bemühen

Hausarzt-Streik am 15. November: Patienten müssen durchklingeln
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Voraussichtlich tausende Mitarbeitende der Apotheken aus mehreren Bundesländern werden am Mittwoch (15.11.) in Dortmund streiken und protestieren. Viele Dortmunder Ärzte und Ärztinnen wollen sich dem Apothekenstreik anschließen. Wie viele Praxen ab 10 Uhr geschlossen bleiben, war aber auch am Dienstagnachmittag noch ungewiss und wird es wohl bis zum Mittwochmorgen bleiben.

„Welche Kolleginnen und Kollegen sich genau beteiligen, kann ich nicht sagen“, sagte Dr. Prosper Rodewyk, als Vertreter der Dortmunder Hausärzte im Gespräch mit unserer Redaktion am Dienstagnachmittag. Er empfiehlt Patientinnen und Patienten, am Morgen in ihrer Arztpraxis anzurufen. Die Kollegen würden auf dem Anrufbeantworter hinterlegen, welche Praxen alternativ geöffnet haben.

„Wir organisieren eine kollegiale Grundversorgung, aber es wird keinen vollständigen Notdienst geben“, hatte Dr. Prosper Rodewyk schon in der vergangenen Woche gesagt. Wer einen Arzt sehen müsse, solle am besten früh in die Praxis, betonte er nun. „Man muss damit rechnen, dass ab 10 Uhr niemand mehr da ist.“ Wenn es dann einen Notfall gebe, müssten die Patientinnen und Patienten ins Krankenhaus gehen, sagte der Arzt.

„Keine First-Class-Versorgung“

„Wir wollen gezielt keine First-Class-Versorgung anbieten, damit die Patientinnen und Patienten merken, wie es ist, wenn wir nicht mehr da wären. Denn das ist, wozu diese Politik führt“, sagte Rodewyk. Der Hausärzteverband hatte seine Mitglieder zu einer Teilnahme an dem Streik aufgerufen. Rodewyk geht davon aus, dass dem viele nachkommen: „Es werden nur ganz wenige Praxen geöffnet sein.“

Dr. Prosper Rodewyk ist Bezirkssprecher der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe, also Sprecher der niedergelassenen Ärzte in der Region Dorttmund.
Dr. Prosper Rodewyk ist Bezirkssprecher der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe, also Sprecher der niedergelassenen Ärzte in der Region Dorttmund. © Björn Althoff

Hintergrund des Streiks ist die angespannte Lage im Gesundheitssystem. Ursprünglich aufgerufen hatten Apotheker und Apothekerinnen. Sie kritisieren den problematischen Umgang mit den aktuellen Lieferengpässen bei Medikamenten und fordern mehr Freiheiten bei der Entscheidung für alternative Präparate mit gleichem Wirkstoff.

Zudem seien die Honorare für Apotheken seit 20 Jahren nicht erhöht und zuletzt sogar gesenkt werden. Dies mache den Beruf des Apothekers und der Apothekerin unattraktiv und verschärfe die drohenden Versorgungslücken zusätzlich.

Furcht vor Versorgungslücken

Die Hausärzte und -ärztinnen nehmen aus ähnlichen Gründen an dem Streik teil. Sie bemängeln zum Beispiel schlecht umgesetzte Reformen des Gesundheitsministeriums im Bereich der Digitalisierung. „Von uns wird verlangt, E-Krankschreibungen bereitzustellen, die werden dann aber gar nicht überall angenommen - zum Beispiel bei der Polizei“, so Dr. Prosper Rodewyk. Eine durchschnittliche Hausarztpraxis arbeite 60 Tage im Jahr „nur für die Bürokratie“.

Auch die Hausärzte und -ärztinnen befürchten zudem Versorgungslücken. „30 Prozent sind über 60 Jahre alt“, so der Dortmunder Hausarzt. Die Politik tue nicht genug, um den Beruf des niedergelassenen Arztes attraktiv zu gestalten. Um 12 Uhr soll der Streik mit einer Kundgebung am Dortmunder U beginnen. Ab etwa 13.30 Uhr soll dann ein Protestmarsch über den Westenhellweg und die Hohe Straße zur Westfalenhalle ziehen.

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