
© Andreas Schröter
Haus Wenge: Kontrahenten sitzen wieder an einem Tisch
Historisches Wasserschloss
Aus dem markanten Wasserschloss Haus Wenge soll ein Bürger-, Kultur- und Bildungszentrum werden. Der Prozess war zuletzt etwas ins Stocken geraten. Jetzt geht‘s weiter.
Wann das wunderschöne, aber marode Wasserschloss Haus Wenge in Lanstrop endlich der Öffentlichkeit übergeben werden kann, ist noch immer nicht klar. Der scheidende Bezirksbürgermeister Heinz Pasterny nennt nun vorsichtig das Frühjahr 2021 als Termin dafür.
Wie berichtet hatte es zuletzt zwei konkurrierende Vereine gegeben, die sich beide um das Haus kümmern wollten - eine Patt-Situation, die von allen Beteiligten als unschön empfunden wurde. Daraufhin hat das Nordwärts-Team der Stadt mit dem ehemaligen VHS-Leiter Heinz Bünger einen Moderator eingesetzt, der an einem Runden Tisch die Wogen glätten soll.
Nächste Zusammenkunft am 26. Oktober
Dieser Runde Tisch hat bislang zweimal getagt. Das Ergebnis: Am 26. Oktober von 16 bis 19 Uhr kommen alle Vereine und sonstigen Interessierten zu einem Workshop zusammen, dessen Ziel letztlich die Gründung einer Trägerkonstruktion ist, die das Haus künftig managt.
Letztlich wird das auch wieder ein Verein sein. Der ist aber als rechtlicher Partner für die Nutzungsverträge mit der Stadt nötig. Der Vorsitzende dieses Vereins soll nach Möglichkeit jemand werden, der auch in Lanstrop wohnt. Konkrete Namen gibt es hier noch nicht.

So könnte das Haus Wenge demnächst abends aussehen, wenn die Illumination angebracht ist. © Matthias Hüppe
Immerhin: Die wichtigsten Vertreter der beiden Vereine, die sich bislang spinnefeind sind oder zumindest waren und nicht mehr miteinander gesprochen haben, werden dabei wieder an einem Tisch sitzen. Das sind zum Beispiel der scheidende Bezirksbürgermeister Heinz Pasterny (SPD), der stellvertretende Bezirksbürgermeister Werner Gollnick (CDU) und Willi Most (SPD) von Verein 1 sowie die engagierte Bürgerin Sabine Schwalbert und Christian Clobes vom Lanstroper Mieterbeirat von Verein 2.
Ursprung im 13. Jahrhundert
Haus Wenge ist ein ehemaliger Adelssitz, der seinen Ursprung im 13. Jahrhundert hat. Nach einem monatelangen Hickhack um die genauen Besitzverhältnisse des Wasserschlosses erfolgte zum Jahreswechsel 2017/2018 endlich Klarheit. Die Stadt hat das Haus auf unbestimmte Zeit von Prof. Thomas Drisch gemietet – mit dem Ziel, dort einen Ambiente-Trauort zu schaffen und Kulturveranstaltungen anzubieten. Einzelne Versuchsballons in dieser Richtung (wie zum Beispiel Führungen am Tag des offenen Denkmals) haben gezeigt, dass das Interesse der Bevölkerung an diesem Haus extrem groß ist.
Bei einer Pressekonferenz zum Thema am Donnerstag (17.9.) betonte Heinz Bünger, der den Prozess auch weiterhin begleiten wird, dass besonders das Nutzungskonzept, das Sabine Schwalbert im Rahmen ihrer Tätigkeit für den seit 2016 existierenden Lenkungskreis Haus Wenge erarbeitet hatte, großen Anklang fand. Dazu zählen kulturelle Angebote, die Vermietung der Räume, ein Cafébetrieb, Bildungsangebote und vieles mehr.
Ein strittiger Punkt unter den beiden Vereinen war auch die Anwesenheit eines Hausmeisters. Willi Most hatte zuletzt betont, dieser Hausmeister wohne bereits widerrechtlich im Haus Wenge. Das bestritt nun Heinz Bünger: „Ich habe mir das Haus von oben bis unten angesehen. Hier kann niemand wohnen. Da wurde mit vielen Unterstellungen gearbeitet.“ Es sei noch völlig unklar, ob künftig ein Hausmeister gebraucht werde.
Alle Interessierten sind eingeladen
Für den Workshop am 26. Oktober - ein Ort dafür steht noch nicht fest - sind ausdrücklich alle eingeladen, die sich für das Haus engagieren möchten - egal ob Vereine oder Privatpersonen. Bünger nannte zum Beispiel die katholische St.-Michael-Gemeinde oder den Aktivkreis „Ja zu Lanstrop“ mit seinem Initiator Matthias Hüppe. Wer mitmachen möchte, wende sich per E-Mail an nordwaerts@dortmund.de.
Die nächste Aktivität rund um Haus Wenge wird wohl die Anbringung der von der Bezirksvertretung beschlossenen und bezahlten Illumination sein. Auch hat die Evangelischen Gemeinde, deren Friedenskirche derzeit abgerissen wird, angefragt, ob sie nicht ihren Weihnachtsgottesdienst auf dem Vorplatz abhalten darf. „Es spricht nichts dagegen“, sagt Heinz Pasterny.
Gründe für die immer neuen Verzögerungen bei der Freigabe des Hauses seien neben Corona die Unberechenbarkeiten, die ein so altes Gemäuer in sich trage und die bei der Renovierung zu Tage treten. Bünger: „Wenn Sie im Keller eine Wand freilegen und sie zuvor gehofft haben, sie sei nur feucht, sich dann aber herausstellt, dass sie komplett nass ist, dann verzögert das schon wieder den Prozess.“
Unterdessen gibt‘s auf www.dortmund-nordwaerts.de auch einen virtuellen Rundgang durchs Haus.
Ich fahre täglich durch den Dortmunder Nordosten und besuche Menschen, die etwas Interessantes zu erzählen haben. Ich bin seit 1991 bei den RN. Vorher habe ich Publizistik, Germanistik und Politik studiert. Ich bin verheiratet und habe drei Töchter.
