Nach 40 Jahren ist Schluss für Wirtin Renate Puschnik „Die waren so lieb zu mir“

Nach 40 Jahren ist Schluss für die Wirtin: „Die waren so lieb zu mir“
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Nach mehr als 40 Jahren hat sie die Tür zur Gaststätte Haus Puschnik abgeschlossen – und damit ein Kapitel in ihrem Leben. Wirtin Renate Puschnik hat sich mit 80 Jahren in den Ruhestand verabschiedet.

Schon Ende Dezember 2022 war Schluss mit der Gaststätte an der Grotenbachstraße. Doch jemand wie Renate Puschnik geht nicht einfach so. Die Hombrucherin lud zum Abschied ein: „Ihr könnt alle kommen, lasst das Portemonnaie zu Hause, Essen und Trinken stehen bereit.“

Haus Puschnik in Hombruch
Noch hängen die Schilder von Haus Puschnik an der Grotenbachstraße. Renate Puschnik möchte Haus und Grundstück verkaufen. © Britta Linnhoff

Abschied von Haus Puschnik

Und die Gäste kamen in Scharen, um Abschied zu nehmen von „ihrer Wirtin“, einem Kind des Stadtteils, das 40 Jahre lang mit Herz und Seele hinter dem Tresen und im Gastraum stand. „Ich kannte jeden, wirklich jeden meiner Gäste mit Vornamen“, erzählt die 80-Jährige.

„Die waren so lieb zu mir“, sagt Renate Puschnik, wenn sie an die Abschiedsfeier denkt. „Manchmal musste ich weinen.“ Es sei eine schöne Zeit gewesen. „Aber jetzt, jetzt geht es nicht mehr.“ Nicht nur wegen ihres Alters, das man ihr beileibe nicht ansieht, sondern auch, weil den Menschen das Geld nicht mehr so locker sitzt.

Ohne ihre Freundinnen Elke und Moni – beide Ende 60 – hätte sie das sowieso alles gar nicht geschafft, so Renate Puschnik. Elke und Moni, die um die Ecke wohnen, seien immer dann wie selbstverständlich herbeigeeilt, wenn sie Unterstützung brauchte.

Renate Puschnik mit Freundin Elke Nieman
Renate Puschnik mit Freundin Elke Niemann, die auch in diesen Tagen mit anpackt. © Britta Linnhoff

Wie alles begann

In den ersten Jahren hatte Renate Puschnik die Unterstützung ihres Mannes Franz. Er war es auch, der 1982 den folgenschweren Satz sprach, als der Vorgängerwirt mal wieder den Laden geschlossen hatte: „Der Stefan hat schon wieder zu. Renate, sollen wir nicht die Gaststätte nicht übernehmen?“

Dabei hatte das Ehepaar durchaus seine Beschäftigung. Beide arbeiteten bei Hoesch. „Ich habe damals zu meinem Mann gesagt: Sowas kann ich doch gar nicht“, erinnert sich die Renate Puschnik heute. Ihr Franz war da ganz anderer Meinung: „Du kannst alles verkaufen“, habe er gesagt.

Postkarte aus Hombruch
Eine alte Postkarte zeigt das Gebäude Ende des 19. Jahrhunderts. Die Postkarte ist im Besitz von Renate Puschnik. 1899 eröffnete hier die erste Gaststätte. © Repro Linnhoff

Und so kam es, dass aus der Sekretärin bei Hoesch die Wirtin im Haus Puschnik wurde. Sobald die Schicht von Franz Puschnik bei Hoesch vorbei war, eilte er zu seiner Frau und half mit. Zu tun gab es genug: Die Gaststätte sowie der kleine und große Saal waren oft voll mit Beerdigungsgästen und Versammlungen jeder Art. Die CDU war bis zuletzt dort, Rad- und Boxsportler, die Damen der Dienstags-Gymnastikgruppe, der VdK und der SGV, früher auch die Tauben und Kaninchenzüchter. Und damit die auch ihre Tiere vernünftig präsentieren konnten, gab es hinter dem großen Versammlungsraum noch einen Ausstellungsraum.

Franz Puschnik ist jetzt seit 17 Jahren tot. „Es war eine andere Zeit“, resümiert Renate Puschnik all die Jahre. An der Grotenbachstraße bis hoch zur Löttringhauser Straße hatte es damals neben Haus Puschnik noch einen Italiener, die Hellweg Schänke und das Bürgercasino sowie die Gaststätte Zum Alten Krug gegeben. Alle hätten gut überleben können, so Renate Puschnik. Geblieben ist bis heute nur der Alte Krug.

Inventar zu haben

Nun beginnt für Renate Puschnik eine neue Zeit. Zu tun habe sie genug, sagt sie. Erst einmal gelte es, Haus und Gaststätte leerzuräumen und zu verkaufen. Natürlich helfen die Freundinnen – wie immer. Interessenten gab es bereits, zustande gekommen ist aber bisher nichts. Es habe sogar zwei Interessenten gegeben, die die Gaststätte hätten weiterführen wollen, berichtet Renate Puschnik.

Aber das kommt für sie nicht infrage, denn: „Ich will auf jeden Fall verkaufen.“ Das könnte für einen möglichen neuen Pächter problematisch werden, wenn der bereits investiert hätte und der neue Eigentümer möglicherweise ganz andere Pläne mit dem Gebäude habe.

Noch hat aber Renate Puschnik alles im Blick: Sie wohnt schräg gegenüber der Gaststätte – ein Blick aus dem Fenster genügt. Wer übrigens noch Geschirr, Gläser und Mobiliar gebrauchen kann, für den hat Renate Puschnik noch so einiges im Angebot. Interessierte können sich unter Tel. (0231) 71 56 65 bei ihr melden.

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