
© Andreas Schröter
Hauptfriedhof in Brackel: Hier stehen die Bäume der Zukunft
Hauptfriedhof
Straßenbäume müssen heute viel widerstandsfähiger sein als früher. Die Klimaveränderung ist da nur einer von mehreren Faktoren. Auf dem Hauptfriedhof sind die Bäume der Zukunft zu sehen.
Der Hauptfriedhof gilt als größte zusammenhängende Grünanlage der Stadt. Er ist noch größer als der Westfalenpark. Jetzt gibt es dort eine neue Attraktion: den Zukunftsbaumweg.
Für den setzt sich Gerhard Hettwer, der für den Grünbereich auf dem Hauptfriedhof zuständig ist, besonders ein. Zukunftsbäume sind Baumarten, die den heutigen Anforderungen – auch als Straßenbaum in Bauminseln im Großstadtbereich – besser standhalten als herkömmliche Bäume.
Solche Herausforderungen sind zum Beispiel Wassermangel, Bodenverdichtung, Streusalz, Chemikalien sowie Hundeurin und -kot. Auch die Klimaveränderungen mit häufigeren Hitzeperioden und Starkregen setzen den Bäumen zu.
Hettwer: „Viele Kastanien und Eschen im heutigen Stadtgebiet sind von Krankheiten befallen, das Wurzelwerk der Birke kommt nicht in tiefere Bodenschichten, um von dort Wasser zu ziehen, und die Hainbuche hat Schwierigkeiten mit der Hitze.“

So sieht die Purpur-Erle aus, die sich laut Georg Hettwer auch schon an Extrem-Standorten bewährt hat. © Andreas Schröter
Daher gelte es, für die Zukunft Bäume zu finden – oft aus entfernteren Gegenden der Erde – oder zu züchten, die mit diesen Belastungen besser zurecht kommen. Daher finden seit einigen Jahren bundesweit Langzeituntersuchungen mit Bäumen statt – unter anderem eben auch auf dem Dortmunder Hauptfriedhof.
Auf dem 2,5 Kilometer langen Zukunftsweg können Spaziergänger nun 25 dieser Bäume besichtigen. Auf Infotafeln, die auf Stelen angebracht sind, wird jeder Baum beschrieben – darunter gibt‘s den Felsen-Ahorn, den Japanischen Schnurbaum oder die Italienische Erle. Die Sparkasse Dortmund hat die Einrichtung des Weges mit 7000 Euro unterstützt.
„Purpur-Erle hat großes Potenzial“
Gerhard Hettwer hält viel von der Purpur-Erle, einer Kreuzung der japanischen Erle und der kaukasischen Erle. Er sagt: „Dieser Baum hat sich schon an Extremstandorten bewiesen. Das Gute an unserem Baum ist, dass er schon 28 Jahre alt ist, sodass man an ihm seine Belastbarkeit viele besser ablesen kann als an Jungbäumen.“
Natürlich müsse man bedenken, dass der Baum auf dem Hauptfriedhof andere Bedingungen habe als irgendwo am Straßenrand.
Ein Problem in deutschen Städten sei auch die Monokultur, also dass einst viele Bäume von derselben Sorte gepflanzt worden sind. Auf dem Hauptfriedhof etwa gibt es 7300 Bäume, davon sind 1200 Eschen.
Hettwer weiter: „In Zukunft wird es eher darum gehen, unterschiedliche Bäume gemeinsam anzusiedeln, damit die Verluste nicht so groß sind, sollte eine Baumart einmal von einer Krankheit befallen sein.“
Zur ersten Station des Zukunftsbaumweges gelangt man, wenn man den Weg links der Trauerhalle langläuft.
Ich fahre täglich durch den Dortmunder Nordosten und besuche Menschen, die etwas Interessantes zu erzählen haben. Ich bin seit 1991 bei den RN. Vorher habe ich Publizistik, Germanistik und Politik studiert. Ich bin verheiratet und habe drei Töchter.
