Warum tut sich nichts am Hannibal-Gebäude in Dorstfeld, das 2017 aus Brandschutzgründen von der Stadt Dortmund geräumt wurde? Die überraschende Antwort des Eigentümers auf Nachfrage am Mittwoch (12.7.): Die Frage sei falsch formuliert. Es sehe nur so aus, als passiere nichts.
Es habe schon Vorarbeiten im Gebäude gegeben. Seit einigen Wochen habe man jetzt die Baugenehmigung von der Stadt - und schon bald könnten die Entkernung und die energetische Sanierung des Gebäude geschehen.
Baubeginn noch 2023?
Die Stadt Dortmund bestätigt, dass die Formalitäten geklärt seien. Und vom Eigentümer Forte Capital aus Frankfurt heißt es nun: „Wir hoffen sehr, dass wir im Herbst mit den sichtbaren Arbeiten beginnen können.“
So formuliert es Roland Schmidt, bevor er hinzufügt: „Wir rechnen mit einer Bauzeit von rund eineinhalb Jahren.“ Die ausführenden Firmen habe man an der Hand, „das ist ein eingespieltes Team“.
Bisher unsichtbare Arbeiten
Seit mehr als einem Jahr schon sei Fachpersonal - unter anderem Ingenieure - mit vorbereitenden Arbeiten beschäftigt. „Bis jetzt war der Schwerpunkt, das Gebäude zu entkernen“, so Schmidt, „da ging es vor allem um die Bestandsaufnahme“.
Im Komplex mit rund 400 Wohnungen und 16 Etagen, der von 1972 bis 1975 gebaut wurde, hatten sich über die Jahre so viele Mängel angehäuft, dass die Dortmunder Feuerwehr den Brandschutz als nicht mehr gewährleistet ansah.
Am 21.9.2017 zwangsgeräumt
Deshalb wurde das riesige Gebäude am 21.9.2017 zwangsgeräumt. Alle Mieter mussten raus. Es folgten weitere Eigentümerwechsel, bis Forte Capital vor zwei Jahren übernahm - mit neuen Plänen.
Eine einfache Sanierung wie von Vorbesitzern gedacht reiche nicht aus, untermauert Schmidt. Hier gehe es um eine Kernsanierung mit energetischem Aufrüsten. Das Investitionsvolumen liege auf jeden Fall im zweistelligen Millionenbereich.

Was ist mit der Gasheizung?
Seit den Planungen des vorherigen Eigentümers sei ja „eine Energiewende über Deutschland gekommen“, so Schmidt, Man arbeite jetzt „mit Hochdruck an der Finalisierung“. Komplizierter werde es beispielsweise dadurch, dass das Thema Gasheizung von politischer Seite noch nicht eindeutig entschieden sei.
Zumal es ja auch um die Frage gehe: Sind Förderungen möglich? Doch man fahre in den konkreten Planungen bereits mehrgleisig und sei vorbereitet. „Solche 70er-Jahre-Gebäude sind ja unsere Spezialität“, sagt Schmidt über Forte Capital. So wisse man auch schon, welchen Zuschnitt die Wohnungen nach der gesamten Sanierung haben würden.
„Soziales im Mittelpunkt“
„Wir belassen die Zuschnitte“, kündigt Schmidt an: „Für uns steht auch das Soziale im Mittelpunkt.“ Soll heißen: Man wolle etwas anbieten für „ein breites Spektrum der Gesellschaft“.
Kleinere Appartements für Studenten oder Singles werde es ebenso geben wie Wohnungen für „junge oder ältere Pärchen“. Ursprünglich gab es im Hannibal rund 100 kleinere und einstöckige Studentenappartements sowie etwa 300 mehrgeschossige Maisonetten. Die Quadratmeterzahl variierte von 20 bis 100. Die Stadt Dortmund freut‘s.
„Tut dem Wohnungsmarkt gut“
Man habe „großes Interesse daran, dass die Eigentümerfirma den Komplex wieder in die Vermietung bringt“, verdeutlicht Stadtsprecher Christian Schön. Immerhin handele es sich um mehr als 400 Wohnungen, „die dem angespannten Wohnungsmarkt in der Stadt gut tun würden“.
Klar müsse aber auch sein, „dass der Umbau oder die Sanierung eines solch großen Komplexes einiges an Zeit benötigt“, so Schön. Vereinzelt haben Altmieter noch gültige Verträge, die auch nach der Sanierung gelten dürften. Die meisten Mieter hatten allerdings eine Zeit nach der Evakuierung Auflösungsverträge mit dem damaligen Eigentümer unterschrieben.
Dementsprechend dürften viele Wohnungen tatsächlich auf den Markt kommen, wenn der Hannibal fertiggestellt sein sollte. Auch wenn das frühestens im Jahr 2025 der Fall sein dürfte.
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