Herbstferien 2023 in NRW: Für die Familie Boensmann war schon lange klar, dass es nach Israel gehen soll. Cornelius Boensmann, Verwaltungsstellenleiter in Aplerbeck, war im Jahr 2000 schon einmal dort. Diesmal sollten seine Ehefrau und die beiden Söhne (9 und 12 Jahre alt) mit dabei sein. Die Familie wollte auf einer Rundreise das Land kennenlernen, unbeschwert den Urlaub genießen, einfach mal ausspannen.
Alles schien perfekt. Von Deutschland aus hatten sie ein Auto angemietet. Am 1. Oktober ging es dann per Flugzeug von Frankfurt aus nach Tel Aviv. Was ein paar Tage später über Israel hereinbrechen sollte, konnte zu diesem Zeitpunkt noch niemand ahnen. Doch der unbeschwerte Urlaub endete jäh, als am 7. Oktober der Terror-Angriff auf das Land begann. Seitdem sitzt die vierköpfige Familie aus dem Dortmunder Süden in Haifa fest (Stand 10.10.). Der Rückflug, der eigentlich am Samstag (14.10.) von Tel Aviv mit der Lufthansa erfolgen sollte, wurde gestrichen.
Ungewissheit, wann es nach Deutschland zurückgeht
Wann es wieder in Richtung Deutschland geht, ist derzeit noch ungewiss. Cornelius Boensmann versucht seit Tagen, Flüge zu bekommen. Unterstützung erhält er aus Deutschland von seinem Bruder. „Wir stehen auch in Kontakt mit dem auswärtigen Amt.“

Cornelius Boensmann berichtet uns telefonisch von der Reise. „Als wir in Richtung Israel geflogen sind, war alles in Ordnung.“ Man habe von vornherein geplant, erst einmal in Haifa zu bleiben, als Basisstation. Von dort aus ging es in den Norden des Landes, beispielsweise zum See Genezareth. „Am 8. Oktober war dann die Weiterreise nach Jerusalem geplant“, sagt Cornelius Boensmann. Daraus wurde nichts. „Es wurde plötzlich alles anders.“ Der Terror hatte Israel mit seiner ganzen Wucht getroffen.
Die Ferienwohnung in Haifa konnte zum Glück verlängert werden. „Wir sind hier in einer relativ sicheren Zone.“ Auf einer israelischen Warn-App kann der Aplerbecker Verwaltungsstellenleiter immer nachschauen, wo es im Land gefährlich und wo es einigermaßen sicher ist. „Zum Glück haben wir auch die Sirenen so nicht mitbekommen. Aber wenn man überlegt, dass ein paar hundert Kilometer entfernt die Menschen sterben, das macht etwas mit einem.“
Raketen explodieren in der Ferne
In Dortmunds israelischer Partnerstadt Netanya, die nur rund 60 Kilometer von Haifa entfernt liegt, sei die Lage anders gewesen. Dort hätte es mehrmals Raketenalarm gegeben, so Boensmann.
Was bekommt die Familie in Haifa von den Geschehnissen mit? „Wir konnten Explosionen von Raketen in der Ferne hören. Ob es Abgefangene waren, die in der Luft zerstört wurden, oder Einschläge – das kann ich nicht sagen. Es war so ein leichtes Wummern.“
Viele große Transporthubschrauber der Armee seien über die Küstenstadt in Richtung Süden geflogen. „In Haifa selbst herrscht eine angespannte Atmosphäre. Die Menschen sind erschrocken, sie sind über dieses Ausmaß der Gewalt erschrocken“, berichtet Cornelius Boensmann. Erschrocken darüber, dass die Grenze, die sie als sicher empfunden hatten, dies eben nicht mehr sei.
Die Familie Boensmann selbst verspüre unterdessen keine Angst. „Aber es ist immer eine gewisse Unruhe da“, sagt Cornelius Boensmann. Natürlich sei da auch die Unsicherheit, dass man nicht wisse, wie es nun weitergeht.

Familie möchte schnellstmöglich nach Deutschland
„Wir unternehmen alles, um wieder so schnell wie möglich nach Deutschland zu kommen“, sagt Cornelius Boensmann. Das sei aber nicht so einfach. „Wir schauen, ob wir über irgendein anderes Land ausfliegen können.“ Auch die Idee, mit einer Fähre von Haifa nach Zypern und von dort weiter per Flugzeug zu reisen, kam schon auf. „Aber der Hafen hier ist gesperrt.“ Eine Option sei auch der Landweg nach Jordanien und von dort aus zu fliegen. In einem Buskonvoi würde es über die Grenze gehen, aber solch eine Odyssee wolle er der Familie nicht zumuten.
„Wir versuchen hier jetzt etwas Normalität zu vermitteln, zum Beispiel mal an den Strand gehen. Aber wir halten uns größtenteils in der Nähe unserer Ferienwohnung auf, wo es auch einen Schutzraum gibt.“ Man befinde sich jetzt in einem Land, in dem das Kriegsrecht gelte. Da sich die Entwicklungen in puncto Rückflug täglich ändern, könnte es sein, dass die Familie Boensmann trotz allem schon bald wieder in Deutschland ist.
Die Lufthansa wird am Donnerstag (12.10.) und Freitag (13.10.) mehrere Sonderflüge zur Rückholung von deutschen Staatsbürgerinnen und Staatsbürgern aus Israel durchführen. Das teilte das Auswärtige Amt mit. Es soll sich um vier Flüge pro Tag handeln. Die Boensmanns hoffen, dass sie mit dabei sein werden.
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