Wird der Hafen Dortmund FH-Standort oder Digitalcampus? Sicher ist nur: Wohnsiedlung wird er nicht werden. Das war er schon. Unsere Luftbild-Zeitreise zeigt’s.
Der Dortmunder Hafen ist im Wandel – und das immer wieder neu: vom Wasserbahnhof für Kohle und Stahl zur Logistik-Drehscheibe und jetzt zunehmend zum Kreativ- und Digitalquartier mit Aufenthaltsqualität. Vielleicht auch zum Fachhochschulstandort, wie es sich die Dortmunder Stadtspitze und die FH-Leitung trotz anhaltenden Protests wünschen. Ob das aber überhaupt möglich und finanzierbar ist, lässt das Land NRW gerade prüfen. Als am 11. August 1899 der neue Hafen – bis heute der größte Kanalhafen Europas – eröffnet wurde, gab es zudem noch eine Nutzungsform, die 125 Jahre später komplett verschwunden ist und auch nicht mehr zur Diskussion steht: Wohnen.
Die Spuren der Wohnsiedlung zwischen Speicherstraße und Containerplatz sind nahezu verschwunden. Erst per Zeitreise werden sie wieder sichtbar: schachbrettartig geordnete Parzellen, zumeist mit Doppelhäusern und Gärten – ein Zuhause für rund 100 Familien. Eine Zeitmaschine braucht es dafür nicht: Luftbilder aus dem Archiv des Regionalverbandes Ruhr bringen die 1871 errichtete Siedlung wieder zu Gesicht, die schon da war, bevor Kanal und Hafen kamen. Auf 2 der 13 Aufnahmen aus 100 Jahren ist sie zu sehen. Auf einem dritten Foto existiert sie ebenfalls noch, ist aber versteckt.
„Als einzige Insel im Hafengebiet ist die dem Eisen- und Stahlwerk Union gehörend, von Arbeitern des Werkes bewohnte ,Union-Vorstadt‘ liegen geblieben, die mit einem Straßenzuge umgeben auf die Gestaltung des Hafens im Allgemeinen nicht störend eingewirkt hat.“ So hatte es Hermann Mathies (1852 -1927), der verantwortliche Bauherr der Stadt und spätere erste technische Leiter des Hafens, in der „Denkschrift zur Feier der Hafeneinweihung 1899“ formuliert. Störend wurden sie erst noch. Zur Hafenerweiterung 1961 mussten die Häuser und ihre Bewohnerinnen und Bewohner weichen.
Orientierung für Zeitreisende
Damit sich Zeitreisende besser zurechtfinden, haben wir auf allen 13 Stationen der Jahrhundertreise das Haus Speicherstraße 15 jeweils mit einem roten Punkt markiert: ursprünglich ein Lagerhaus mit Pferdestall, von dem aus das Ruhrgebiet mit sogenannten Kolonialwaren beliefert wurde. Seit Mai 2024 eine zentrale Anlaufstelle für Zugewanderte, Geflüchtete und Menschen aus der Nordstadt und Restaurant.