Alte Rezepte und Zutaten, die man fast vergessen hat, die finde ich ja spannend. Kürzlich sind mir zum ersten Mal nach rund 40 Jahren wieder Bucheckern begegnet. Björn Freitag, der berühmte Fernseh-Sterne-Koch, hat bei uns in der neuen „Alten Schmiede“ ein tolles Menü serviert und dazu gehörte ein Dessert mit gerösteten Bucheckern.
Das erinnerte mich sehr an meine Kindheit im Sauerländer Wald. Wir haben diese haarigen Früchte der Rotbuche damals gesammelt und die Kerne herausgepult. Der Geschmack erinnert an Kastanien.
Overkamps Lecka-reien
Warum schmeckt westfälische Küche so „lecka“ und wie führt man ein Traditions-Gasthaus? Darüber - und über manches mehr - schreibt Koch Günther Overkamp in seiner Kolumne „Overkamps Lecka-reien“. Hier finden Sie alle Folgen.
Erstaunlicherweise haben wir das überlebt. Denn angeblich sind die Kerne roh giftig. Wenn auch nur schwach giftig. Aber spätestens nach fünf Früchten waren wir als Kinder das Gepule leid. Was uns wohl vor Schlimmerem bewahrt hat. Zumindest wohl vor Magenschmerzen. Gekocht oder geröstet sind sie aber sehr gut bekömmlich.
Bucheckern sind was anderes
Ich hab mir dann natürlich sofort Bucheckern besorgt – und dabei fiel mir auch wieder Buchweizen ein. Beides hat außer dem Namen und der Form der Kerne nichts wirklich gemeinsam. Aber der getreideähnliche Buchweizen, der an kleinen Sträuchern wächst, ist gerade aus heutiger Sicht eine tolle Sache.
Er ist ideal für Pfannkuchen geeignet, weil sie nussig und kernig schmecken. Also im Vergleich zu normalen Weizenmehl-Pfannkuchen sehr besonders. Aber jetzt kommt es noch besser: Buchweizen-Pfannkuchen sind glutenfrei!
Gluten meiden ist modern
Es gibt zwar nicht viele Menschen, die tatsächlich überhaupt kein Gluten zu sich nehmen dürfen, weil sie unter Zöliakie leiden. Die müssen Gluten wirklich streng meiden. Aber heute gehört es einfach zu einer modernen Ernährung dazu, dass man Gluten meidet. Warum auch immer.
In den Lebensmittel-Geschäften steht an jedem dritten Regal: Glutenfrei. Als ob die ganze Welt darauf gewartet hätte. Steht in keinem Verhältnis zur Anzahl der tatsächlich Betroffenen. Ist aber eben angesagt.
Teig ist ruckzuck fertig
Ich bin jedenfalls ein Riesenfan von Buchweizen-Pfannkuchen, einfach weil sie wirklich gut schmecken und super schnell gehen. Man weicht die Buchweizen-Samen 24 Stunden ein. Dann püriert man das Ganze und schon hat man den Teig fertig. Nur noch zuckern oder salzen oder sonstwie würzen.
Ganz wunderbar zum Frühstück: Eine Prise Salz, Zucker nach Belieben, später Ahorn-Sirup dazu. Am besten schöne kleine Küchlein backen. Oder aber große dünne Crêpes und die füllt man dann mit Rhabarber-Sahne.
Auch ganz einfach: Man kocht den Rhabarber, der ja bald wieder zu haben ist, als Kompott und hebt Sahne darunter. Den Pfannkuchen damit füllen und zuklappen.
Auch lecka mit Speck
Wer es lieber herzhaft mag, brät dünn geschnittenen Rauchspeck ohne Fett in der Pfanne und gibt den Teig darüber. Das ist dann nicht mehr vegan, aber lecka.
Und noch etwas für die ganz Versnobten: Kleine Blinis backen, nicht süß, sondern herzhaft, nur mit wenig Salz, und dazu leistet man sich, wenn man will, ein bisschen Beluga-Kaviar. Schnittlauch-Landrahm gehört unbedingt dazu. Muss ja nicht jeden Tag sein.
Buchweizen kann man aber auch wie Reis essen oder roh ins Müsli rühren. Denn er ist auch noch super gesund. Er enthält viele Vitamine wie B und E, essenzielle Aminosäuren, Kieselsäuren, Lecithin, Mangan, Kalium, Kalcium, Zink, Eisen, Flavonoide und ein hochwertiges Pflanzeneiweiß.
Ausprobieren lohnt sich! In diesem Sinne: Bis denne!