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„Auto et orbi“: Grüne verspotten SPD Dortmund wegen Autokino-Parteitag
Twitter-Gewitter
Der Dortmunder Kommunalwahlkampf tobt bereits in den sozialen Medien. Dem SPD-Parteitag im Autokino folgte ein Twitter-Gewitter, ausgelöst von einem Tweet des Landesvorsitzenden der Grünen.
Es war ein Foto, das Felix Banaszak, den NRW-Landesvorsitzenden der Grünen, zu seinem Tweet am Sonntag, 7. Juni, animierte und einen politischen Schlagabtausch zwischen Genossen und Grünen eröffnete.
Das Bild (es stammt aus einen Artikel unserer Redaktion) zeigt den Dortmunder SPD-Oberbürgermeister-Kandidaten Thomas Westphal beim Parteitag – wegen Corona dieses Mal im Autokino auf Phoenix-West.
Der ungewöhnliche Parteitag, der der Vorbereitung der Kommunalwahl am 13. September diente, erntete nicht nur Anerkennung für die ausgefallene Idee, sondern auch Spott.
Die Delegierten saßen – maximal zu zweit – in 80 bis 90 Autos vor einer Bühne, auf der das Parteitagspräsidium Platz genommen hatte. Davor stand Westphal und hielt eine Rede, die über das Autoradio zu den Delegierten übertragen wurde. Beifallsbekundungen erfolgten per Lichthupe.
SPD-Kandidat spricht zu „Hauptzielgruppe“
Dazu twitterte Banaszak mit Blick auf die Autos und die auch von der SPD angestrebte Verkehrswende: „Sie sehen hier den SPD-Kandidaten für das Oberbürgermeisteramt in Dortmund dabei, wie er zu seiner Hauptzielgruppe spricht.“
Mal wieder ein grüner, der nicht klar denken kann und einfach nur pöbeln will.
— Hauke (@Honki_wan_Bonki) June 7, 2020
Hier wurde ein pragmatischer Weg gefunden, eine vorhandene Infrastruktur zu nutzen um alle Teilnehmer zu schützen und gleichzeitig die Kosten nicht ins uferlose ausarten zu lassen.
Diese süffisante Kritik mochten die Genossen nicht auf sich sitzen lassen. „Mal wieder ein Grüner, der nicht klar denken kann und einfach nur pöbeln will“, konterte Hauke, nach eigenen Angaben Dortmunder und SPD-Neumitglied, und erklärte: „Hier wurde ein pragmatischer Weg gefunden, eine vorhandene Infrastruktur zu nutzen, um alle Teilnehmer zu schützen und gleichzeitig die Kosten nicht ins Uferlose ausarten zu lassen.“
Auch Silvan Theiss twitterte: „Sie sehen hier eine Partei, die sich Gedanken darüber (gemacht hat), wie man gesetzlich vorgeschriebene Parteitage und mit den gesetzlich vorgegebenen Corona-Schutzmaßnahmen in Einklang bringt.“
Genosse keilt zurück: „Grünpopulismus“
Die Grünen-Anhänger bezweifeln, dass es da keine andere Möglichkeit als ein Autokino gegeben hätte. Doch ein Student namens Emuricdo stellte klar: „Es gab keine geeigneten Räumlichkeiten, wo mit angemessenen Anti-Corona-Maßnahmen ein Parteitag durchgeführt werden konnte.“ Der Signal-Iduna-Park sei baulich für Parteitage ungeeignet und die Westfalenhallen seien bereits belegt gewesen.
Zur Anmerkung: Es gab keine geeigneten Räumlichkeiten, wo mit angemessenen Anti-Corona-Maßnahmen ein Parteitag durchgeführt werden konnte.
— Emuricdo (@Emuricdo) June 7, 2020
Bei Gegenargumenten: Der Signal-Iduna-Park ist baulich für Parteitage ungeeignet und die Westfalenhallen waren bereits belegt.
Die verbale Rauferei ging auch über Dortmunds Stadtgrenzen hinaus. Für Alexis Heitmann, SPD-Mitglied aus Oberhausen, ist solche Kritik „Grünpopulismus“. Pascal Striebel, Grünen-Mitglied aus Berlin, frotzelt über Westpfahl: „Ich dachte ja auf den ersten Blick, er spricht einen Autosegen...“ Und ein Dortmunder Radfahrer mit Twitter-Namen Svennrad ergänzt: „OB-Kandidat Westphal erteilt den Segen auto et orbi.“
"OB-Kandidat Westphal erteilt den Segen auto et orbi."
— svennrad (@st_ausD) June 8, 2020
Auf Anfrage beim Dortmunder SPD-Unterbezirk war kein Kommentar zu der Spöttelei zu bekommen. Man hüllte sich in Schweigen. Anders beim Landesvorsitzenden der Grünen. Für Felix Banaszak ist der „Auto-Parteitag“ ein „skurriles Signal“ in Zeiten, in denen alle über die Verkehrswende redeten. „Dieses Bild erzeugt die Anmutung des Gestern und nicht die eines Aufbruchs in eine nachhaltige Zukunft. Es bleibt aber natürlich die Entscheidung jeder Partei, welche Bilder sie senden möchte.“
Stellvertretende Leiterin der Dortmunder Stadtredaktion - Seit April 1983 Redakteurin in der Dortmunder Stadtredaktion der Ruhr Nachrichten. Dort zuständig unter anderem für Kommunalpolitik. 1981 Magisterabschluss an der Universität Bochum (Anglistik, Amerikanistik, Romanistik).
