Noch mehr Tempo-30-Abschnitte gefordert Grüne haben eine „Rennstrecke“ in Dortmund im Visier

Grüne fordern mehr Tempo-30-Abschnitte in Huckarde und Kirchlinde
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An acht Straßenabschnitten in Dortmund hat die Stadtverwaltung zum Monatswechsel Tempo 30-Schilder aufgestellt. Ziel ist ein größerer Lärmschutz für die Anwohner. Drei dieser Stellen liegen im Stadtbezirk Huckarde. Dem Huckarder Ortsverband (OV) der Grünen reicht das noch nicht aus. In einer Pressemitteilung fordert er „den weiteren Ausbau von Tempo-30-Zonen für mehr Sicherheit und Lebensqualität im Stadtbezirk“.

Seit dem 31. Juli/1. August gelten in Kirchlinde auf dem Bärenbruch zwischen TÜV und Kirchlinder Straße und auf der Kirchlinder Straße zwischen Zollernstraße und Wasserstraße Tempo 30. Die Reduzierung betrifft damit die Abschnitte im Osten, Süden und Westen der stark befahrenen Kreuzung im Kirchlinder Ortskern. „Die Frohlinder Straße (im Norden, Anm. d. Red.) ist nach den Plänen der Stadt erst 2026 dran“, sagt Hubertus Feldmann.

Für ihn nicht nachvollziehbar. Zwischen der zentralen Kirchlinder Kreuzung und der Stadtgrenze zu Castrop-Rauxel-Frohlinde sind auf der Frohlinder Straße 50 km/h erlaubt. In dem Bereich liege das Katholische Krankenhaus Dortmund-West. Zudem: „Viele Eltern schicken wegen der Gefahr ihre Kinder nicht mit dem Fahrrad zur Widey-Grundschule oder später zum Schulzentrum“, erklärt das Kirchlinder Mitglied des Grünen-Ortsverbands.

Lärm stört das Wohlfühlen

Weiteren Handlungsbedarf sehen er und OV-Sprecher Kevin Truddaiu auf der Bockenfelder Straße. Auf der Verlängerung der Kirchlinder Straße nach Westen gebe es einen ständigen Wechsel 30-50-30. „Es wäre wichtig, diese Lücken zu schließen“, sagt Truddaiu auf Nachfrage unserer Redaktion.

„Die Bockenfelder Straße ist eine gerade Straße, am Ende des 30er-Abschnitts geben die Autofahrer Gas“, erklärt Hubertus Feldmann. „Außerhalb der verkehrsstarken Zeiten wird die Bockenfelder Straße gern als Rennstrecke benutzt.“ Im Bereich der Siepmannstraße und des Friedhofs sei das vor allem für Senioren und Kinder eine Gefahr.

Kurze 30er Abschnitte würden dem Ziel eines größeren Lärmschutzes widersprechen, da durch das Gas-Geben die Lärmbelastung steige. „Kirchlinde ist ein Durchfahrt-Ort“, sagt Feldmann. Er verweist auf eine Verkehrszählung von 2018, die in Kirchlinde 23.000 Fahrzeuge täglich ausgewiesen habe. „Wir haben Verständnis, dass die Menschen zur Autobahn müssen.“ Die Anwohner der Straßen müssten aber geschützt werden. „Lärm stört das Wohlfühlen in ihrem Stadtteil.“

Für die Ortsverbands-Sprecher Kevin Truddaiu und Ulla Hawighorst ist in Huckarde die Verlängerung des 30er-Abschnitts auf der Huckarder Straße vom Hülshof bis zur Tankstelle an der Einmündung Franziusstraße ebenfalls noch nicht ausreichend. Die Stadt solle den Bereich in Richtung Süden bis zur Insterburger Straße erweitern. Dort entstehe das neue Quartier Bergmannsgrün. „Hier wäre Lärmschutz wichtig“, sagt Truddaiu.

Die östliche Kirchlinder Straße im Geschäftszentrum von Dortmund-Kirchlinde mit einem 30er-Schild und dem Zusatz Lärmschutz.
Auf der Kirchlinder Straße ist von der zentralen Kreuzung an bis zur Wasserstraße jetzt Tempo 30 vorgeschrieben - ebenso wie in westlicher Richtung bis zur Zollernstraße und auf dem Bärenbruch. © Beate Dönnewald

„Wir unterstützen das Anliegen der Stadt Dortmund, der Bundesinitiative ‚Lebenswerte Städte durch angemessene Geschwindigkeiten‘ beizutreten, die das Ziel hat, dass Kommunen Tempo 30 autonom anordnen können“, erklären die Huckarder Grünen.

Derzeit setzt das Straßenverkehrsrecht Städten und Gemeinden noch enge Grenzen. 30er-Zonen sind unter anderem nur vor Schulen, Senioreneinrichtungen oder Krankenhäusern möglich. Weitere Gründe für eine Begrenzung auf 30 km/h können Lärmschutz oder Straßenschäden sein. Zahlreiche Kommunen drängen auf mehr Autonomie und eine Änderung des Verkehrsrechts. Die Verkehrsminister von Bund und Ländern erzielten bislang noch keine Einigung.

Um nachhaltige Effekte bei der Reduzierung von Lärm- und Abgasemissionen zu erzielen, bedürfe es mehr Tempo-30-Abschnitte, fordern Kevin Truddaiu und Ulla Hawighorst – auch um das Unfallrisiko zu minimieren. „Gerade ein verkehrlich hochbelasteter Ortsteil wie Kirchlinde profitiert von solchen Maßnahmen“, erklären die Grünen-Sprecher.