Grubenbrand durch umgeworfene Öllampe Jahreschronik für Oespel und Kley ist eine spannende Lektüre

Jahreschronik des Heimatvereins Oespel-Kley ist eine spannende Lektüre
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Der bis heute ungeklärte Doppelmord im Dorney vor 100 Jahren war 2024 ein großes und spannendes Thema. Dafür sorgte der Heimatverein Oespel-Kley, der durch hartnäckige Recherche viele Details ans Licht brachte und sogar mit einer Angehörigen, der Großnichte der Verstorbenen, im intensiven Austausch ist.

Keine Frage, dieser Kriminalfall von damals, die heutige Forscherlust des Heimatvereins und die Herrichtung der dazugehörigen Gedenkstätte sind in dieser Kombination einzigartig. Dennoch: die aktuelle Jahreschronik der Hobby-Historiker um den Vorsitzenden Ralf Peters beweist, dass die Geschichte der beiden Stadtteile über den Doppelmord hinaus weitere spannende, tragische und zukunftsweisende Kapitel bereithält. 2025 jähren sich einige besondere Ereignisse. Der Heimatverein Oespel-Kley hat sie chronologisch zusammengefasst:

1865, vor 160 Jahren: Die Zeche Borussia in Kley erhält einen Bahnanschluss an die Bergisch-Märkische Bahnstrecke. Dadurch entstehen für rund hundert Jahre drei gefährliche Bahnübergänge über den Alten Hellweg und die Borussiastraße sowie lange auch über den Ruhrschnellweg.

21. August 1875, vor 150 Jahren: Die auf einem Grundstück des Landwirts Bockholt errichtete evangelische Volksschule in Oespel, die spätere Wilhelmschule beziehungsweise Grundschule Auf der Linnert, wird feierlich eröffnet. Die Schule verfügt anfangs über vier Klassenzimmer und eine Wohnung im Dachgeschoss.

De Grundschule in Oespel
Vor 150 Jahren wurde die Grundschule in Oespel eröffnet. © Dieter Menne (Archiv)

November 1875, vor 150 Jahren: Mit der Freiwilligen Feuerwehr für Kley und den Bereich der „Station“ (das heutige Gebiet zwischen Steinhammer- und Karolinenstraße) entsteht die älteste Wehr im heutigen Stadtverband Dortmund.

Januar 1885, vor 140 Jahren: In der Wirtschaft Rüßmann in Kley beschließt eine Bergarbeiter-Versammlung die Gründung eines eigenen Knappen-Vereins in Kley, zu dem unmittelbar über 80 Beitrittserklärungen vorliegen. Am 5. Juli kommt es dann zur ersten „Generalversammlung“ des neuen Knappenvereins, bei der für eine Vereinsfahne gesammelt wird, die im September 1885 übergeben wird. Erster Vorsitzender des neuen Vereins ist ein Herr Stickan.

1895, vor 130 Jahren: In Oespel und Kley kommt es zu einer außergewöhnlichen Serie von Bränden, von denen die meisten auf Brandstiftung zurückzuführen sind. Erstaunlicherweise kommt es dabei nicht zu Personenschäden. Völlig zerstört werden allerdings fünf Wohnhäuser, vier Ställe, ein Schuppen sowie ein großer Haufen Roggen. Als Reaktion werden vier neue Hydranten aufgestellt und die Feuerspritze durch Fackeln „nachttauglich“ gemacht.

05. Dezember 1900, vor 125 Jahren: In Oespel wird erstmals eine (evangelische) Gemeindeschwester beschäftigt. Die feierliche Einführung der namentlich nicht genannten Dame findet durch den Frauenverein und die Kirchengemeinde im Arthecker’schen Saal statt (später Kinogaststätte, heute Rudat).

18. Januar 1905, vor 120 Jahren: Die wachsenden Bevölkerungszahlen machen die Errichtung einer weiteren evangelischen Volksschule notwendig. Die neue Viktoriaschule liegt am Hellweg (heute Alter Hellweg) und hat 41.680 Mark gekostet. Die vier Jahrgänge der Oberklasse übernimmt Wilhelm Horstmann, die der Unterklasse Helene Enkelstroth.

10. Juli 1905, vor 120 Jahren: Ein schwerer Grubenbrand durch eine umgeworfene Öllampe auf der Zeche Borussia fordert 39 Todesopfer, 16 von ihnen Familienväter. Der Schacht Borussia 1 brennt völlig aus, die unteren Sohlen geraten unter Wasser. In der Folge wird der Förderbetrieb vollkommen eingestellt. Während die meisten Verunglückten rasch geborgen werden können, gelingt dies bei 25 Opfern erst im Frühjahr 1906, von denen 17 in einem Massengrab auf dem Oespeler Friedhof bestattet werden.

Von den Opfern stammen aus Oespel (8): August Brand, Heinrich Heuer, Heinrich Gerlach, Konrad Herstell, Friedrich Haake, Mathias Jassner, Friedrich Gißler und Wilhelm Grußzewski; aus Stockum (7): Karl Schröder, Heinrich Niermann, August Buchholtz, Heinrich Coesfeld, Heinrich Bömker, Konrad Eisterhues und Eduard Neumann; aus Eichlinghofen (4): Friedrich Schachtsiek, Heinrich Diecker, Karl Reitz und Hermann Salje; aus Marten (4): Johann Werden, Heinrich Schulz, Heinrich Bierhorn und Peter Musiol; aus Lütgendortmund (4): Wilhelm Wacker, Gustav Reuter, Friedrich Galka und Friedrich Becker; aus Kley (3): Johann Pulicki, Karl Pedak und Casimir Krzysko; aus Langendreerholz (3): Heinrich Unterkötter, Josef Kaminski und August Harzky; aus Langendreer (2): Anton Kula und Justus Röder; von der „Station“: Hugo Aprecht; aus Somborn: Gustav Schwabe; aus Hombruch: Friedrich Langner; aus Salingen: Wilhelm Kranefuß.

5. August 1905, vor 120 Jahren: Die Gemeinde Kley vergibt die Totengräberstelle auf dem neuen Friedhof Kley an den Somborner Bergmann Stratmann und nimmt diesen dadurch in Betrieb.

1. Dezember 1905, vor 120 Jahren: Oespel und Kley werden an das Netz des Martener Gaswerks angeschlossen, wodurch das Zeitalter der Straßenbeleuchtung beginnt.

17. August 1915, vor 110 Jahren: Der Erste Weltkrieg beginnt immer stärker in das Alltagsleben einzugreifen. Wohl um dem beginnenden „unter der Hand verkaufen“, dem Schwarzhandel, entgegenzuwirken, gilt ab dem 17. August in Oespel und Kley im Einzelhandel eine Preisauszeichnungspflicht durch polizeigestempelte Preise, die zwar unter-, aber nicht überschritten werden dürfen.

Darüber hinaus sind bis 24. September alle Haushaltsgegenstände aus Kupfer, Messing oder Nickel in der Gastwirtschaft Schickedanz abzugeben, da diese kriegswichtigen Metalle von der Rüstungsindustrie benötigt werden.

Gräber auf dem Friedhof in Dortmund-Oespel.
Vor 100 Jahren beschließt die Gemeinde Oespel, einen Teil des Friedhofs für Urnenbeisetzungen abzutrennen. © Gesine Lübbers (Archiv)

27. Januar 1925, vor 100 Jahren: Die Gemeinde Oespel beschließt, einen Teil des Friedhofs für Urnenbeisetzungen abzutrennen. Auch in der Folge dominieren allerdings noch für Jahrzehnte konventionelle Sargbestattungen, auch da die Kirchen, hier vor allem die katholische, Urnenbeisetzungen ablehnen.

13. September 1925, vor 100 Jahren: Eröffnung der Autobuslinie von Dorstfeld über Oespel und Stockum nach Witten bzw. von dort weitergehend nach Wuppertal. Pro Tag gab es 10 Fahrten pro Richtung zu einem Preis von 10 Pfennig je Kilometer. Die Linie entspricht fast genau dem Verlauf der heutigen Linien 465 und 371, wenn auch mit deutlich weniger Haltestellen.

Während damit der Oespeler Ortskern sein erstes öffentliches Verkehrsmittel bekommt, müssen die Kleyer darauf noch bis in die 1950er Jahre warten.

1. Juli 1935, vor 90 Jahren: Der zunehmende Autoverkehr verursacht in Oespel und Kley mindestens vier tödliche Unfälle, wobei in drei Fällen Kinder betroffen sind. Eine Reaktion ist die Einführung der schulischen Verkehrserziehung ab dem 1. Juli.

10. April 1945, vor 80 Jahren: Oespel und Kley werden durch US-Truppen besetzt. Im Zuge dessen kommt es zu Gefechten, denen auch Dorfbewohner zum Opfer fallen, darunter auch die Bauern Heinrich Bockholt und Hugo Heinrichs. Auch die evangelische Kirche erleidet durch die Kampfhandlungen weitere Schäden.

Ein Straßenschild in Dortmund-Oespel mit der Aufschrift Ackerweg.
Vor 75 Jahren wird Richtfest des ersten Hauses zur Erweiterung der Oespeler Siedlung am Ackerweg gefeiert. © Beate Dönnewald (Archiv)

08. Juli 1950, vor 75 Jahren: Richtfest des ersten Hauses der Erweiterung der Oespeler Siedlung am Ackerweg. Für dieses Vorhaben entsteht gegenüber der damaligen Schweinemastanstalt an der heutigen Straße am Oespeler Dorney eine vor-Ort-Eigenproduktion von Mauersteinen.

1955, vor 70 Jahren: Die seit 1938 nicht mehr als solche genutzte katholische Borussiaschule, zuletzt Kantine der Zeche Oespel, wird im Zuge des Ausbaus des Ruhrschnellwegs abgebrochen. Dies gilt auch für die dahinter gelegenen Zwangsarbeiterbaracken aus dem Zweiten Weltkrieg.

1. Dezember 1965, vor 60 Jahren: Eröffnung der Hauptschule Kley als Pilotprojekt anlässlich der Internationalen Schulausstellung. Die Gebäude werden erstmals in Westdeutschland in Modulbauweise aus Beton-Fertigteilen errichtet.

7. Dezember 1975, vor 50 Jahren: Einweihung des evangelischen Kindergartens in Oespel hinter der Kirche. Dadurch wird das bis dato von diesem genutzte Gemeindehaus wieder stärker für andere Zwecke nutzbar.

Die Hauptschule in Dortmund-Kley.
Vor 60 Jahren wurde die Hauptschule Kley eröffnet. © Stephan Schütze (Archiv)

1995, vor 30 Jahren: Das Möbelhaus Reuper in Oespel wird durch die Einstellung des Möbelverkaufs zum reinen Küchenstudio. Zweites Standbein ist dabei nach wie vor das gleichnamige Bestattungsinstitut.

Juli 2000, vor 25 Jahren: Die evangelischen Pfarrbezirke Oespel und Kley werden zusammengelegt. Erster Pfarrer der Gesamtgemeinde wird Dr. Frank-Thomas Brinkmann.

Manfred Reuper und Cornelia Cuylen stehen vor dem Küchenstudio Reuper in Oespel.
Das Möbelhaus Reuper in Oespel wird vor 30 Jahren durch die Einstellung des Möbelverkaufs zum reinen Küchenstudio (im Bild die Geschäftsführer Manfred Reuper und Cornelia Cuylen). 2024 wurde die Schließung beschlossen. © Beate Dönnewald (Archiv)