Seit Jahren fordern Vertreter von Handball-, Volleyball- und Basketballvereinen, endlich eine Ball-Sporthalle zu bekommen, die für nationale und internationale Wettkämpfe taugt. Entsprechend hoch waren die Erwartungen, als die Ergebnisse eines Architektenwettbewerbs präsentiert wurden. Das war im April 2021. Geschätzte Baukosten damals: 39,5 Millionen Euro.
Ein Jahr später war die Vorfreude der Sportler und ihrer Funktionäre schon etwas getrübt. Nach Verhandlungen mit den Architekturbüros stellte sich 2022 heraus: Die Sporthalle mit ihren 3250 Zuschauerplätzen wird teurer, die Kosten klettern auf 43,5 Millionen Euro. Und: Sie kommt später. Anfänglich war von einer Fertigstellung Mitte 2025 die Rede - plötzlich hieß es, die Halle, die auch den Schulsport aufnimmt, solle „voraussichtlich 2027“ fertig sein.
Nun ist auch das Makulatur: In einem elfseitigen Papier an die Ratsgremien nennt die Verwaltung aktuell den „8.8.2028“ als Datum der Inbetriebnahme. Ob wenigstens dieser Zeitplan zu halten ist, wird sich zeigen. Die Kosten für die Ball-Sporthalle sind es scheinbar nicht: Baudezernent Arnulf Rybicki und Kämmerer Jörg Stüdemann stimmen die Politik auf eine neue und diesmal dramatisch höhere Zahl ein: Demnach springen die Gesamtkosten von 43,5 Mio. Euro auf aktuell 69, 5 Mio. Euro. Der wesentliche Kostentreiber sind, wie bei nahezu allen Projekten, die immens gestiegenen Baukosten. Aber nicht nur.
Wo könnte gespart werden?
Minutiös listet die Verwaltung alle „Extras“ auf, bei denen Sparpotenzial bestünde. Allerdings nur ein bisschen – und auch nur theoretisch. Ein Verzicht auf Fassadengrün etwa könnte die Kosten zwar um rund 900.000 Euro drücken – würde aber die CO₂-Bilanz des Gebäudes verschlechtern. Ebenso denkbar wäre, etwa auf den geplanten Glassportboden für 1,5 Millionen Euro zu verzichten und dafür einen klassischen Sportboden für 300.000 Euro einzubauen.
Problem: Der Glassportboden hat eine Überlebensdauer von rund 70 Jahren – während ein klassischer Sportboden nach spätestens 25 Jahren erneuert werden müsste. Langfristige Ersparnis: keine.
Auch an der zweigeschossigen Tiefgarage mit 450 Stellplätzen gibt es laut Verwaltung so gut wie nichts mehr zu drehen. Ja sicher, so der Tenor: Ein Verzicht auf das untere Geschoss „würde eine enorme Kosteneinsparung begünstigen“ – aber eben auch dazu führen, dass „keine genehmigungsfähige Sporthalle geplant werden könnte“, wie es heißt. Hintergrund: Die Stadt muss für den Bau der Großsporthalle ausreichend Stellplätze nachweisen – allein 193 Stellplätze sind bereits (durch Baulasten) für andere Objekte gesichert.
Eine Mitnutzung umliegender Anlagen kommt aus Sicht der Verwaltung nicht in Betracht. Nicht allein, dass sie zu weit entfernt liegen. Sie quellen mehr oder weniger selber über. Vor allem an Spitzenzeiten wie verkaufsoffenen Sonntagen oder während des Weihnachtsmarktes. Selbst an einem durchschnittlichen Samstag seien beispielsweise in der Tiefgarage Westentor gerade noch rund 150 Stellplätze verfügbar, rechnet die Verwaltung vor. Tenor: Bei Hochbetrieb in der Sporthalle reiche das Kontingent gerade, jene Autos aufzunehmen, die in der Sporthallen-Tiefgarage keinen Platz fänden.

Kein Kompromiss bei Tiefgarage
Insgesamt schlägt die Verwaltung der Politik vor, an der Größe der Stellplatzanlage festzuhalten. Denkbar sei allenfalls, 35 Plätze als Quartiersgarage für Anlieger zu reservieren und dafür Fördermittel lockerzumachen. Möglicherweise in Verbindung mit einem Mobilitätskonzept, bei dem die Nutzer der Ball-Sporthalle ein ÖPNV-Kombiticket anbieten müssten.
Ein kompletter Verzicht auf die 35 Plätze sei zwar machbar, würde aber zu teilweise noch mehr Parkdruck im Quartier führen. Zudem sei der Spareffekt mit 800.000 Euro im Verhältnis zu den Baukosten für die Tiefgarage insgesamt (18,65 Mio. Euro) verhältnismäßig gering, heißt es.
Unter dem Strich bleibt die Botschaft an die Politik: Würde man alle Stellschrauben drehen, die theoretisch möglich sind, ließen sich aus dem insgesamt 70 Mio. Euro schweren Sporthallenprojekt kurzfristig rund 3,7 Mio. Euro wettmachen. Der Preis dafür sei aber eine schlechtere Klimabilanz; zudem könne die Funktion der Halle besondrs bei nationalen und internationalen Wettkämpfen eingeschränkt werden.
Der Ball liegt nun bei den poltischen Gremien. Spätestens in der Ratssitzung am 23. März soll klar sein, ob die Politik die Vorschläge der Verwaltung akzeptiert und den Weg für die weiteren Planungen (Entwurfs- und Genehmigungsplanung) freimacht. Dabei sind die bislang geschätzten Gesamtkosten noch nicht in Stein gemeißelt: Ausdrücklich weist die Verwaltung darauf hin, dass sie um bis zu 30 Prozent steigen, aber auch sinken könnten.