Großes Ehemaligentreffen im Schauspielhaus Gala-Abend wird zur Auseinandersetzung mit Kritik

Von Daniel Reiners
Gala im Schauspielhaus als Auseinandersetzung mit Kritik
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„Wir wissen selbst, dass die Besucherzahlen unseres Hauses in der Vergangenheit nicht immer zufriedenstellend waren", sagt Raphael Westermeier an einer Stelle des Abends während seiner Moderation. Und beginnt danach sichtlich zu zittern. „Aber dennoch, und glauben Sie mir, folgendes Statement ist nicht mit den Gestaltern dieses Abends abgesprochen" und zieht einen Zettel aus der Tasche und beginnt ein persönliches und hochemotionales Statement.

Andreas Beck als „Theatermacher"

Doch zunächst auf Anfang. Als Momentaufnahme waren die Ränge der großen Gala im Schauspielhaus am Freitag (13.5.) ausverkauft und die Stimmung im Saal feierlich. Anlass war das Jubiläum zum 40-jährigen Bestehen des Schauspiel-Fördervereins „Dortmunder für ihr Schauspiel". Vor 40 Jahren hatte eine Bürgerinitiative den Verein anlässlich der drohenden Schließung des Schauspiels gegründet. Sechs Sparten mitsamt ehemaligen Ensemblemitgliedern sollten am Freitag diesen Anlass feiern.

Und ohne Zweifel gab es künstlerische Höhepunkte. Darunter Andreas Beck, der auf der Bühne einen Ausschnitt aus Thomas Bernhards „Theatermacher" präsentierte. Unter der Intendanz von Kay Voges hatte der Schauspieler von 2010 bis 2020 als Mitglied des Ensembles gewirkt. Zurück in Dortmund schlug der 59-Jährige an diesem Abend das Publikum von Satz eins in den bernhardschen Bann, mit seiner persönlichen Mischung aus charismatischer Energie und kraftvollem Witz.

Im Monolog präsentierte Ex-Ensemble Mitglied Harald Schwaiger einen Ausschnitt aus „Mephisto" von Klaus Mann. Neben Teilen aus den Sparten Ballett (NRW Juniorballett mit "The Full Length) und Oper ("Die Perlenfischer") sowie dem KJT-Ensemble und weiteren Ausschnitten trat auch Andreas Weissert (Oberspielleiter 1975–1980) auf, mit einer Rezitation des Gedichtes "Die Bürgerschaft" von Friedrich Schiller.

Kay Voges über Zeit in Dortmund

Nach Worten der Dankbarkeit von Intendantin Julia Wissert und dem Vorsitzenden des Fördervereins Sebastian Franssen kam schließlich ein altbekanntes Gesicht auf die Bühne. Unter großem Applaus resümierte Kay Voges, Intendant des Schauspiels von 2010 bis 2020, über seine Zeit in Dortmund. „Auch ich kann aus eigener Erfahrung betonen", sagte Voges abschließend, „wie wichtig der Austausch zwischen Bürgern und Kunstschaffenden ist". Allgegenwärtig war an diesem Abend der Versuch, mit Kritik am Haus offen umzugehen und auf zukünftige Zusammenarbeit zu setzen.

Denn schon den Beginn des Abends machte ein von Moderator Westermeier eingeleitetes „Spiel", bei dem jeder Zuschauer sich von seinem Platz erheben sollte, nach Kategorien geordnet: „Wer ist heute aus der Politik hier? Wer von der Presse? Und wer geht einfach nur gerne ins Theater?". Die Idee hinter der vermeintlichen Aufwärmübung: Viele unterschiedliche Menschen bedeuteten auch reichlich Möglichkeit zum Dialog.

Schauspieler und Moderator des Abends Raphael Westermeier nutze den Abend auch für einen Kommentar hinsichtlich aktueller Kritik am Schauspielhaus.
Schauspieler und Moderator des Abends Raphael Westermeier nutze den Abend auch für einen Kommentar hinsichtlich aktueller Kritik am Schauspielhaus. © Daniel Reiners

Als Westermeier dann aus der Rolle bricht, nimmt er in Eigenregie Stellung zu einem kürzlich erschienenen Artikel der WAZ (Bezahlinhalt). Dort werde das Schauspiel Dortmund und dessen Intendantin unter künstlerischen wie wirtschaftlichen Aspekten stark infrage gestellt. „Dieses derzeitige Klima kann ich nicht unkommentiert stehen lassen", sagt der Schauspieler.

Und wird allgemeiner. Demnach könne und müsse Theater zwar nicht jedem gefallen. Manche aktuelle Presse sei in ihrer Destruktivität hingegen kaum aushaltbar. „Kunst zu machen bedeutet auch, gemeinsam und positiv an der Zukunft zu arbeiten, und ich wünsche mir, dass dieser Abend heute der Anfang dafür ist". Zum Ende der Gala war es das Foyer, das angepriesen wurde als Möglichkeit, sich miteinander auszutauschen. Den künstlerischen Abschluss machte die Hymne „You’ll Never Walk Alone", kraftvoll interpretiert von Bariton Mandla Mndebele.

Informationen zum Förderverein „Dortmunder für ihr Schauspiel" sind zu finden unter www.schauspielfreunde.do.