Rund 3500 Beschäftigte aus den Bereichen der Brief- und Paketzustellung in NRW haben nach Verdi-Angaben am Dienstag (7.2.) bei einer landesweiten Kundgebung in Dortmund für höhere Löhne demonstriert. Die Gewerkschaft hatte im Tarifstreit mit der Deutschen Post zu einem weiteren Streik aufgerufen. Angemeldet für die Standkundgebung auf dem Friedensplatz waren lediglich 3000 Teilnehmer. „Es sind mehr Leute gekommen, als wir erwartet haben“, zeigte sich Verdi-Sprecher Andreas Scholz zum Ende der Veranstaltung zufrieden.
Die Streikenden, die aus vielen NRW-Städten angereist waren, versammelten sich ab 11 Uhr auf dem Friedensplatz in der Dortmunder Innenstadt. Dort hatte die Gewerkschaft eine Bühne aufgebaut. Vor dieser standen die Teilnehmer mit Streikwesten und Fahnen. Ihren Ärger über die Deutsche Post brachten sie mit Sprechchören und Trillerpfeifen-Lärm zum Ausdruck.
Verdi will Druck erhöhen
Die nächste Verhandlungsrunde steht bereits am Mittwoch und Donnerstag (8./9.2.) in Düsseldorf an. Mit der Veranstaltung in Dortmund wolle man im Vorfeld noch einmal den Druck erhöhen, erklärte Andrea Kocsis unserem Reporter vor Ort. Die stellvertretende Verdi-Vorsitzende führt die Verhandlungen.
Die Gewerkschaft fordert für die Beschäftigten unter anderem eine Erhöhung der Einkommen um 15 Prozent. Damit sollen Preissteigerungen ausgeglichen werden. „Die Beschäftigten können die Inflation nicht einfach so wegatmen“, argumentierte Andrea Kocsis.

Der Post-Vorstand lehnt die Forderung als unrealistisch ab. Für die inzwischen dritte Verhandlungsrunde ab Mittwoch hat die Post angekündigt, ein Angebot vorlegen zu wollen.
Verhandlungsführerin droht
Verhandlungsführerin Kocsis gab sich kämpferisch: „Was wir in den vergangenen drei Wochen gemacht haben, ist beim Arbeitgeber angekommen“, rief sie der Menge auf dem Friedensplatz von der Bühne aus zu. „Wir haben es ihnen gezeigt. Die Kohle muss jetzt rüber und zwar zügig.“ Über die Forderung sagte Kocsis: „Sie ist gerecht.“
Außerdem beschwor die stellvertretende Verdi-Vorsitzende das Durchhaltevermögen der Streikenden. Sollte das von der Post versprochene Tarifangebot nicht hinnehmbar sein, „dann werden wir weitermachen“. Gemeinsam mit Beschäftigten der Deutschen Bahn könne man „das ganze Land lahmlegen", drohte Kocsis den Arbeitgebern.

Thomas Lox ist Zusteller aus Radevormwald und war mit mehreren Kollegen zur landesweiten Kundgebung in Dortmund gereist. Der Arbeitgeber habe es nicht nur versäumt, die Löhne anzuheben, sondern auch für altersgerechtes Arbeiten zu sorgen, kritisierte Lox im Gespräch mit unserem Reporter.
Michael Gröne von Verdi sagte mit Blick auf die Inflation, mit einem Nettolohn von etwa 1700 Euro im Monat „wird es eng“. Er ist Vertrauensperson der Schwerbehinderten und kommt aus dem Briefzentrum Herford. Gröne beklagte Preissteigerungen von teils mehr als 100 Prozent. „Mancher kann sich seinen Lebensstandard nicht mehr leisten.“
„Knochenharte“ Arbeit
Über die 15-Prozent-Forderung sagte Gröne, diese sei „mehr als gerecht“. Die Arbeit sei „knochenhart“. Als Beispiel nannte er die Beschäftigung im Paketzentrum. „Wo ich rennen muss und wo ich teilweise keine Pause mache, obwohl sie gesetzlich vorgeschrieben ist, damit ich meine Arbeit überhaupt noch schaffe.“ Die Inflation müsse wenigstens derart ausgeglichen werden, „dass ich noch leben kann.“ Schließlich sei auch in Zukunft mit steigenden Preisen zu rechnen.

Die Kundgebung mit Musik und mehreren Reden auf dem Friedensplatz endete gegen 13.30 Uhr. Beschäftigte demonstrierten nicht nur in Dortmund. Kundgebungen gab es am Dienstag (7.2.) unter anderem in Frankfurt am Main, Saarbrücken, Stuttgart, Nürnberg und Hamburg. Bereits am Montag hatte es Kundgebungen in Berlin und Rostock gegeben.
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