Wegen eines Großeinsatzes hatte die Polizei Dortmund am 23.12. (Samstag) einen Bereich an der Hansastraße großräumig abgesperrt. Mehrere Straßen waren betroffen. Hintergrund war, dass eine Person in dem Gebiet Suizid begehen wollte. Im Verlauf des Einsatzes konnte die Person von den Einsatzkräften umgestimmt werden.
Die Polizei informierte mit einem Beitrag auf X (ehemals Twitter) um 22.27 Uhr über den Einsatz „im Bereich der Hansastraße“. Sie teilte mit, dass für Unbeteiligte keine Gefahr bestehe und bat darum, den abgesperrten Bereich zu meiden, um den Einsatz nicht zu behindern.
Weder der Hintergrund des Einsatzes noch der konkrete Ort wurden in dem Beitrag genannt.
+++ Update 00:20 Uhr +++
— Polizei NRW DO (@polizei_nrw_do) December 23, 2023
Der Einsatz ist beendet. Es bestand zu keiner Zeit Gefahr für Unbeteiligte. Vielen Dank für Ihr Verständnis!
Um 0.20 Uhr gab die Polizei auf X Entwarnung. „Der Einsatz ist beendet. Es bestand zu keiner Zeit Gefahr für Unbeteiligte. Vielen Dank für Ihr Verständnis“, lautete der komplette Beitrag.
Bericht über Kölner Anschlagspläne
Etwa eineinhalb Stunden vor der ersten Meldung der Polizei auf X war bekanntgeworden, dass Sicherheitsbehörden Hinweise auf einen möglichen Anschlagsplan auf den Kölner Dom erhalten hatten.
Die Assoziation lag nahe. „Hat das etwas mit der Lage in Köln zu tun?“, fragte ein X-User unter dem Beitrag der Polizei Dortmund zum Einsatz im Bereich Hansastraße.
War das Vorgehen der Polizei Dortmund, den Grund für den Einsatz trotz der Gemengelage nicht zu nennen, richtig? Darüber hat diese Redaktion mit dem Kommunikations-Experten Bernd Weber, Geschäftsführer der Dortmunder Medienagentur mct, gesprochen.

Bernd Weber (60) sagt: „Ich finde, gegen die Kommunikationsstrategie der Polizei ist nichts einzuwenden.“ Sie habe sich an die Vorgabe aus dem Pressekodex gehalten, bei Suiziden zurückhaltend zu berichten. Nähere Begleitumstände seien bewusst nicht genannt worden. Dass die Polizei nicht von einem Suizidversuch berichtet hatte, findet Weber unter „Nachahmer-Gesichtspunkten“ genau richtig.
Die mögliche Strategie, über den Einsatz gar nicht eigeninitiativ zu berichten, hält Weber hingegen für keine Option. Schließlich sei ein großräumiger Bereich in der City betroffen gewesen.
Aber hätte die Polizei vielleicht darauf hinweisen sollen, dass der Einsatz keinen Terrorhintergrund hatte? Bernd Weber sagt: „Ich hätte das auch nicht gemacht. Wenn sie sagen, dass es etwas nicht ist, lenken sie die Aufmerksamkeit genau darauf.“
Insofern, sagt Weber, hätte manch einer denken können, dass es doch um eine Bedrohungslage geht, die Polizei aber die Bevölkerung mit der Information beruhigen möchte.
Aus Webers Sicht war es bei der Kommunikationsstrategie elementar, Suizide nicht zu fördern. Seine Bewertung zum Vorgehen der Dortmunder Polizei: „Ich hätte es genauso gemacht.“
Wir berichten nur in Ausnahmefällen über Suizide, etwa, wenn wie in diesem Fall die Öffentlichkeit davon betroffen ist. Sie haben Suizid-Gedanken? Hier gibt es Hilfe: Die Telefonseelsorge ist erreichbar unter den kostenlosen Nummern 0800/1110111, 0800/1110222 und 116123.
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