Großer Apotheken-Streik im November Tausende wollen sich in Dortmund versammeln

Großer Apotheken-Streik im November: Tausende wollen sich in Dortmund versammeln
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Mitarbeitende von Apotheken in ganz Deutschland wollen streiken. Einige der Symptome der Missstände, um die es ihnen geht, haben auch Patienten und Patientinnen in Dortmund bereits mitbekommen – am prominentesten wohl die Lieferengpässe bei Medikamenten. Im November soll es aber auch noch aus anderen Gründen eine große Demonstration in Dortmund geben.

Am 15. November wollen sich Mitarbeitende von Apotheken aus NRW, Hessen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland in Dortmund versammeln, um zu streiken. Es dürften mehrere Tausend Menschen werden. In Dortmund sollen an diesem Tag die meisten Apotheken geschlossen sein. Lediglich ein Notdienst muss sichergestellt werden.

Höhere Honorare

„Am Ende geht es darum, die Arzneimittelversorgung sicherzustellen“, sagt der Dortmunder Apotheker Dr. Felix Tenbieg. „Und das bedeutet auch, dass die Honorare angehoben werden müssen.“ Seit fast 20 Jahren sei das nicht mehr passiert. Im vergangenen Jahr seien die Entgelte sogar gesenkt worden.

Unter diesen Umständen sei es schwierig, Personal zu finden – und das gefährde auch Apotheken in ihrem Bestand. „In Deutschland werden in diesem Jahr wahrscheinlich etwa 600 Apotheken schließen“, so Felix Tenbieg.

Allerdings geht es nicht nur ums Geld. Die Apotheken fordern auch mehr Freiheit, bei Arzneimittelengpässen auf andere Präparate ausweichen zu können. „Nicht mit anderen Wirkstoffen“, betont Felix Tenbieg. Aber andere Darreichungsformen oder Hersteller könnten auch helfen, Engpässe auszugleichen.

Protestmarsch geplant

Genaueres zum geplanten Streik kann der Dortmunder Apotheker Michael Beckmann sagen. „Es wird eine zentrale Versammlung in Dortmund geben, für NRW, Rheinland-Pfalz, Hessen und das Saarland.“ Geplant seien eine Kundgebung und ein anschließender Protestmarsch. Dessen genaue Route sei aber noch nicht abschließend festgelegt.

Michael Beckmann in der Markt-Apotheke in Dortmund-Aplerbeck
Michael Beckmann ist Inhaber der Markt-Apotheke in Aplerbeck. © Archiv

„Wir hoffen natürlich, dass sehr viele Apotheken mitmachen. Wie viele Menschen genau nach Dortmund kommen werden, bleibt natürlich abzuwarten, wir planen aber mit mehreren Tausend.“

Die inhaltlichen Hintergründe des geplanten Streiks erlebt Michael Beckmann auch in seiner Apotheke. „Wegen des Winters gibt es mehr Nachfrage nach bestimmten Medikamenten. Da merkt man die Lieferengpässe dann besonders. Das Antibiotikum Amoxicillin geht hier normalerweise wie geschnitten Brot, ist gerade aber schwer zu bekommen.“

Unklar, ob Ärzte dabei

Ob die Hausärzte und -ärztinnen in Dortmund am 15. November in Solidarität ihre Praxen schließen werden, ist noch unklar. Dazu werde es am 7. November eine Absprache der Ärzteverbände in NRW geben, sagt der Dortmunder Hausarzt Dr. Prosper Rodewyk. Er selbst nehme vorsorglich für den 15. November keine Termine an.

Eine Notversorgung muss bei den Ärzten wie auch bei den Apotheken sichergestellt werden.

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