Millionen-Pläne für Gartenausstellung IGA 2027 in Dortmund Wer bezahlt, ist noch unklar

Große Pläne für IGA 2027 in Dortmund: Wer bezahlt ist noch unklar
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Die Kulisse war geschichtsträchtig: Das Amt für Stadteneuerung hatte zur Bürgerinfo In die alte Waschkaue der Kokerei Hansa in Huckarde eingeladen. „2027 wird das hier Eintritt kosten“, erklärte Amtsleiterin Susanne Linnebach. Denn die Kokerei Hansa bildet in Dortmund den Mittelpunkt der Aktivitäten zur Internationalen Gartenausstellung (IGA) 2027. Am Donnerstagabend informierten die Planer über den Stand der Vorbereitungen.

Was ist eigentlich die IGA? Keine „Blümchenschau“, wie die Planer betonen. Es gibt zwar wie bei einer Bundesgartenschau auch eine Leistungsschau der Gärtner und Garten- und Landschaftsbauer. Aber die IGA soll ein Stück nachhaltige Stadtentwicklung ins Revier bringen. „Sie ist eine Chance, die Region weiter nach vorn zu bringen“, sagte Linnebach.

Eine Million Besucher erwartet

Dazu ist die IGA dezentral angelegt. Im Mittelpunkt stehen drei kostenpflichtige Zukunftsgärten in Gelsenkirchen, Duisburg und rund um die Kokerei Hansa in Dortmund. „Wir erwarten während der IGA pro Zukunftsgarten eine Million Besucher“, umriss IGA-Geschäftsführer Horst Fischer die touristische Dimension des Vorhabens.

Dazu kommen weitere Zukunftsgärten in Bergkamen und Castrop-Rauxel, aber auch Angebote unter dem Titel „Unsere Gärten“ etwa im Westfalen- und Rombergpark. Von dort aus könnten die Besucherinnen und Besucher dann entlang der Emscher bis zur Kokerei Hansa fahren, wünscht sich Susanne Linnebach.

Die Emscher bildet gewissermaßen das Rückgrat der IGA. Und so wie sich die Emscher von der Kloake zum renaturierten Fluss gewandelt hat, soll auch die Transformation alter Industrielandschaften vorgeführt werden. Die Kokerei Hansa als ein Ankerpunkt der Route der Industriekultur ist dafür ein Paradebeispiel.

Der geplante neugestaltete Eingang zur Kokerei Hansa
Auch der Eingang zur Kokerei Hansa soll neugestaltet werden. © bbz Landschaftsarchitekten

Das Kokerei-Gelände und sein Umfeld bilden den Kern des Dortmunder Zukunftsgartens. Das Konzept für die Gesamtgestaltung liefert nach einem Wettbewerb von 2020 das Berliner Büro bbz Landschaftsarchitekten, das nun weiter verfeinert wurde.

Auf dem Kokerei-Gelände laufen mit Fördermitteln von Bund, Land und EU schon seit vielen Jahren Sanierungsarbeiten. Aktuell entstehen etwa eine Gastronomie in der alten Gastiefkühlanlage und eine Veranstaltungshalle im früheren Salzlager. Dazu kommt zur IGA der nördlich gelegene Kokereipark, in dem sich die gärtnerischen Aktivitäten abspielen.

Rund um die bestehende Kletterhalle soll ein „Bewegungsgarten“ mit Sport- und Fitnessangeboten entstehen, nördlich davon der „Energiecampus“ als Technopark für Firmen mit Energie-Bezug. Auch dafür gab es schon einen Planungswettbewerb.

So soll der Energiecampus aussehen
So soll der Energiecampus nach der Vision des siegreichen Planungsbüros asp Architekten aussehen. © asp Architekten

Eine wichtige Rolle spielt der Deusenberg, die ehemalige Müllhalde östlich des Kokerei-Areals, der Teil der IGA wird. Eine Brücke soll unter dem Titel „Haldensprung“ über die bislang trennenden Bahnlinien führen. „Die ist ein Kostentreiber“, warnte Susanne Linnebach vor. „Aber sie ist ein wesentliches Element des Zukunftsparks.“

Kosten werden ermittelt

Das gilt auch für die „Wolke“ - eine von den bbz Landschaftsarchitekten erdachte Skulptur, die aus sieben ineinander verschränkten Ringen gebildet werden soll. „Mit bis zu 24 Metern Durchmesser“, erklärte Susanne Linnebach. Die „Wolke“, die Bezug zu den früheren Rauchwolken der Kokerei nimmt, soll zugleich eine Landmarke für die IGA in Dortmund als auch ein Spiel- und Erlebnis-Element sein. Ob und wie sie funktioniert, wird zurzeit untersucht. „Wir sind gespannt, was dabei herauskommt - auch kostenmäßig“, sagte Linnebach.

Der Satz, dass vieles von der Finanzierung abhänge, fiel mehrfach bei ihrem Vortrag. Die IGA-Planer hoffen auf eine großzügige Förderung durch das Land. Womit klar ist, dass bis heute noch nicht feststeht, wer die Verwirklichung der IGA-Pläne am Ende bezahlt.

Das Zukunftsgarten-Gelände reicht von der Kokerei Hansa (Mitte) über den Deusenberg bis zum Kokereipark (oben links) mit Energiecampus und Bahnhof Mooskamp im Norden.
Das Zukunftsgarten-Gelände reicht von der Kokerei Hansa (Mitte) über den Deusenberg bis zum Kokereipark (oben links) mit Energiecampus und Bahnhof Mooskamp im Norden. © Hans Blossey

Umso stärker betonten die Planer, dass der Zukunftsgarten nicht nur für kurze Zeit angelegt ist. „Wir wollen etwas schaffen, was nach der IGA für die Menschen vor Ort bleibt“, betonte Susanne Linnebach. Und auch während der Gartenschau-Zeit von April bis Oktober 2027 soll das IGA-Gelände mit Huckarde und Deusen eng verzahnt sein. Auch dort sollen Siedlungen modernisiert und Gärten herausgeputzt werden.

„Mein Garten“, heißt dieser Teil des IGA-Programms wie IGA-Geschäftsführer Horst Fischer erläuterte. Ein Hof- und Fassadenprogramm mit Fördermitteln für Eigentümer läuft bereits.

Begonnen hat ebenfalls schon der Ausbau des Nahverkehrsmuseums am Mooskamp, das den nördlichen Abschluss des IGA-Areals bildet. Hier wird in diesem Jahr eine Leichtbauhalle gebaut, in der dann vor, nach und während der IGA Ausstellungen stattfinden.

Auch an anderer Stelle wird in diesem Jahr nicht nur weiter geplant, sondern schon gebaut. Um ab Anfang 2024 mit dem Bau des Kokereiparks und der Brücke „Haldensprung“ zum Deusenberg zu starten, will die Verwaltung für 250.000 Euro bauvorbereitende Maßnahmen auf den Weg bringen. Konkret werden Baustraßen angelegt und Bodenmaterial für den Kokereipark und das Brückenbauwerk angeliefert.

Dabei will man kurze Wege nutzen: Die nötigen Bodenmassen liefert im Frühsommer die Emschergenossenschaft, die ganz in der Nähe nördlich des Kokerei-Areals das Hochwasserrückhaltebecken bei Mengede erweitert. Auch hier setzt man mit der Wiederverwertung des Bodens also bereits auf Nachhaltigkeit.

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