Ex-Grammons in Dortmund im Restaurant-Check Keine Experimente bei Nachfolger Fratelli Giunta

Ex-Grammons im Restaurant-Check: Fratelli Giunta machen keine Experimente
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Es war eine der ganz großen - und traurigen - Nachrichten der Dortmunder Gastro-Welt, als Dirk Grammon im Mai 2024 bei Facebook verkündete, sein Restaurant vorübergehend aus gesundheitlichen Gründen schließen zu müssen. Damals ging der beliebte Sternekoch noch davon aus, bald wieder öffnen zu können.

Aus der Pause wurde schließlich ein dauerhaftes Aus. Ein großer Verlust für die hiesige Restaurant-Landschaft - schließlich verlor Dortmund dadurch überraschend eins seiner Sterne-Restaurants. Außerdem wählte „Restaurant-Ranglisten.de“, ein Ranking, das die Bewertungen der wichtigsten Gastro-Führer kombiniert, das „Grammons“ 2023 zum besten Restaurant der Stadt.

Große Fußstapfen also, in die die Nachfolger treten mussten. Diese präsentierten sich, nachdem das Lokal monatelang leer gestanden hatte. Seit Mitte November 2024 tischen die Brüder Rosario und Antonio Giunta am Wieckesweg 29 in Wambel auf. Unbekannt sind die beiden keineswegs. 2005 eröffneten sie ihr erstes Restaurant „Zum Südbad“ an der Ruhrallee. Von 2008 bis 2015 betrieben sie ein Restaurant in Hörde und von 2015 bis 2023 das „Il Gusto“ am Ostwall 33.

Nun haben sie also das Ex-Grammons übernommen und sowohl Interieur als auch Speisekarte umgekrempelt. Im „Ristorante Fratelli Giunta - cucina italiana“ gibt es klassische italienische Küche. Auch wenn es mit den beiden Brüdern aus Palermo keine Sterneküche mehr gibt, hängen gewisse Erwartungen an den Nachmietern von Dirk Grammon. Werden die Giuntas diesen gerecht? Unser Check aus Januar 2025.

Speisekarte bei Fratelli Giunta in Dortmund

Beim Blick in die Speisekarte muss ich schmunzeln. Sie gibt bereits einen Hinweis darauf, womit die Fratelli unter den vielen Italienern in Dortmund hervorstechen. Das Restaurant wirbt mit „authentisch italienischer Küche“, aber das tun viele - ohne dass es immer zutrifft. Bei Giuntas stimmt das allerdings.

Sowohl das feste Menü als auch die Empfehlungen aus der Wochenkarte sind vollständig auf italienisch verfasst. Was Paccheri (Nudelsorte, ähnlich wie breite Maccheroni) und Iucioperca (Zander) sind, erklärt die Bedienung gern. Auf der Karte dominieren die ganz großen Klassiker der italienischen Küche - Saltimbocca alla Romana (27,50 Euro), Vitello Tonnato (17 Euro), leichte Fischgerichte (ab 26,50 Euro), Pasta alla Norma (17,50). Statt Innovation steht hier klar die Tradition im Vordergrund. Ob das eine gute Idee ist, stellt sich später beim Essen heraus.

"Gruß aus der Küche" im Restaurant Fratelli Giunta in Dortmund
Den kleinen Snack mit Brot und Avocadocreme gab es vorab als Gruß aus der Küche © Julia Segantini

Vorab ordern wir zwei Lemon Spritz (je 8,50 Euro) als Aperitif. Von der Wochenkarte bestelle ich Carpaccio di Manzo flambato (19 Euro), also flambiertes Rinder-Carpaccio, als Vorspeise. Als Hauptgang nehme ich den Rombo al Forno (Steinbutt, 36,50 Euro), ebenfalls von der Wochenkarte. Meine Begleitung entscheidet sich für den gemischten Vorspeisenteller aus dem festen Menü (17,50 Euro) und das Saltimbocca alla Romana, also Kalbsmedaillons mit Parmaschinken in Weißweinsoße mit Salbei (27,50 Euro).

Dazu nehmen wir einen Weißwein aus Verona zum Fisch und ein Glas Montepulciano zum Fleisch. Die Desserts erfragen wir am Ende des Abends, denn auch hier wird immer wieder durchgewechselt. Für meine Begleitung gibt es Pasticicotto - ein mit Creme gefülltes Küchlein (10,50 Euro). Für mich gibt es ein Dessert, das ich das letzte Mal vor etwa 20 Jahren gegessen habe: Cassata, ein süditalienisches Dessert, das normalerweise als Schichttorte zubereitet wird, in diesem Fall aber als geschichtetes Eis serviert wird.

So schmeckt es bei Fratelli Giunta

Als Gruß aus der Küche bringt der Kellner uns eine kleine Schale mit grünen Oliven und zwei Scheiben Brot mit Avocadocreme und geraspelten Mandeln. Ein leckerer kleiner Appetitanreger. Mein Carpaccio kommt auf einem Wagen zum Tisch gerollt und unter unseren erstaunten Blicken mit ordentlich braunem Zucker bestreut.

Dann zieht der Kellner alle Blicke auf sich, als er das Carpaccio am Tisch flambiert, sodass der Zucker karamelliert. Dann kommt das Finish mit Olivenöl, Balsamico und Safran. Eine spannende Idee, schließlich wird Carpaccio typischerweise roh gegessen. Das leicht flambierte Fleisch gibt dem Gericht eine ungewöhnliche Note, vor allem in Kombination mit der unerwarteten Süße.

Flambiertes Rinder-Carpaccio im Restaurant Fratelli Giunta in Dortmund
Als Empfehlung aus der Küche steht das Carpacccio als flambierte Version mit karamellisiertem Zucker auf der wechselnden Wochenkarte. © Julia Segantini

Der cremige Balsamico kontrastiert die Süße zwar im Ansatz, ist aber letztlich selbst etwas zu süß. Ein paar Tropfen trockenen Balsamico-Essigs anstelle der Creme hätte mehr Säure ins Spiel gebracht, die die Süße besser durchschnitten hätte. Trotzdem finde ich die Vorspeise absolut gelungen und eine tolle Variante der beliebten Vorspeise.

Meine Begleitung bekommt währenddessen einen Teller mit verschiedenen Salami-, Schinken- und Käsesorten, dazu Oliven sowie eingemachtes und gegrilltes Gemüse. Kreativ findet sie das nicht. „Es ist genau das, was man bei Antipasti erwartet. Auch geschmacklich. Denn die Wurst und der Käse waren auf guten Niveau, für den entscheidenden Unterschied zu einer normalen Pizzeria - wozu es ja auch preisliche Unterschiede gibt - fehlt das gewisse Extra.“

Sie empfindet die Vorspeise als „sehr klassisch“. Ich stimme zu, als ich von ihrem Teller nasche. Weder die gegrillte Zucchini, noch die Salami bleiben nach dem Essen im Gedächtnis, so schmackhaft sie auch sein mögen.

Gemischter Vorspeisenteller im Restaurant Fratelli Giunta in Dortmund
Eine solide italienische Vorspeise: Verschiedenes Gemüse nebst Schinken, Käse und Salami. © Julia Segantini

Anderes gilt für die Hauptspeisen. Wieder kommt meine auf einem Servierwagen zum Tisch gerollt. Der Kellner filetiert fachmännisch den Steinbutt am Tisch, bevor er mit Soße beträufelt und nebst Rosmarinkartoffeln und Gemüse auf dem Teller landet. Beim Filetieren hat der Kellner einen perfekten Job gemacht: Ich finde keine einzige Gräte.

Der Fisch ist butterweich und absolut köstlich. Vom tomatisierten Sud mit frischen Kräutern hätte ich am liebsten eine ganze Kanne voll, so lecker ist das. Auch an den Beilagen gibt‘s nicht zu meckern: auf den Punkt gegart und eine gute Ergänzung. Am Ende bin ich satt und habe das Gefühl, wirklich gesund und frisch gegessen zu haben.

Steinbutt im Restaurant Fratelli Giunta in Dortmund
Zart und auf den Punkt gegart: So wird bei den Fratelli Giunta Steinbutt zubereitet. © Julia Segantini

Das Saltimbocca schneidet bei meiner Begleitung gut ab. „Sehr zartes und dünnes Fleisch mit einer leckeren Sauce, die eine perfekte Konsistenz hat“, urteilt sie.. Die drei Fleischstücke sind gleich groß und haben einen sehr intensiven Geschmack. Die Portionsgröße empfindet sie beim Fleisch als absolut ausreichend, „die Beilagen musste man aber eher suchen“.

Das Fleisch meiner Begleitung wird vom gleichen Gemüse wie mein Fisch serviert. „Die Kartoffeln waren sehr lecker und das Gemüse perfekt gegart. Es wird aber ohne große Aufregung angerichtet.“ Überhaupt fällt uns auf: Die Gerichte leben von ihrer Einfachheit und schlichten Eleganz - wie für die traditionelle italienische Küche üblich. Dieser Eindruck wird sich beim Dessert zuspitzen.

Saltimbocca alla Romana im Restaurant Fratelli Giunta in Dortmund
Einer der berühmtesten Klassiker der traditionellen italienischen Küche: Saltimbocca alla Romana © Julia Segantini

Denn als meine Cassata kommt, muss ich wieder schmunzeln. Sie bestätigt, was sich von Anfang gezeigt hat: Die Küche der Fratelli Giunta ist ein wenig in der Zeit stehen geblieben, genauer gesagt, in den 80er Jahren. Die Cassata ist ein sehr klassisches Dessert, das bei den Fratelli als Eisbombe, bestehend aus zwei Sorten geschichtetes Eis mit einer Spur Likör, serviert wird. Das Eis ist mit kandierten Früchten gespickt und mit Zartbitter-Schokolade überzogen.

Cassata im Restaurant Fratelli Giunta in Dortmund
Gerade die kandierten Früchte in der Cassata lassen optisch und geschmacklich die 80er Jahre aufleben. © Julia Segantini

Schon die Optik zeigt: Dieses Dessert schreit nach den 80er und 90er Jahren. Seit einer gefühlten Ewigkeit habe ich es weder in Deutschland, noch in Italien auf einer Speisekarte gesehen. Es ist ein Eis-gewordenes Stück Nostalgie. Gerade durch den dezenten Likör-Geschmack ist die großzügige Nachspeise nicht ganz mein Fall. Dennoch: eine nette Reise in die Vergangenheit ist sie allemal.

Das Dessert meiner Begleitung schmeckt uns beiden besser. Das Küchlein ist lecker und fluffig, die Vanillecreme in der Mitte noch warm. Nur etwas mächtig ist das Pasticciotto. Da hilft nur der heiße Espresso, der uns nach dem Essen angeboten wird.

Pasticiotto im Restaurant Fratelli Giunta in Dortmund
Das Törtchen ist mit crema pasticcera gefüllt, also einer Vanillecreme bestehend aus Eigelb, Zucker, Mehl und Milch. Diese Füllung findet sich oft in italienischem Gebäck oder Nachspeisen wieder. © Julia Segantini

Fratelli machen keine Experimente

Im Nachhinein sind wir von meinem flambierten Carpaccio noch mehr beeindruckt und überrascht. Denn hier wagt das Ristorante das einzige Experiment - und hat damit Erfolg. Ansonsten bleibt die Küche auf dem Teppich. Die Speisen sind simpel zubereitet und angerichtet. Ohne Schnickschnack, Risiken oder Abenteuer. „Das ist nicht unser Ding“, bestätigt Rosario Giunta, als wir ihn darauf ansprechen. Das Klassische und Traditionelle sei die Stärke der beiden Italiener.

Und damit trifft er ins Schwarze. Ja, Innovation und aktuelle Trends sucht man vergebens. Aber so gut gemachte Klassiker, die kein bisschen eingedeutscht und perfekt zubereitet sind, muss man erstmal finden. Das ist seltener, als man denkt und ein Grund zum Wiederkommen.

Das Ambiente

An der Einrichtung hat sich einiges getan. Geblieben ist nur die gemusterte Tapete an der Kopfseite des Restaurants. Ansonsten haben Giuntas ein schickes Interieur mit grünen Wänden und Stühlen und schwarzen und goldenen Akzenten realisiert. Das Restaurant wirkt edel, gemütlich und modern. Schummeriges Licht sorgt für eine romantische Atmosphäre.

Restaurant Fratelli Giunta in Dortmund
Romantisch, gemütlich, modern - die Brüder Giunta haben das Restaurant nach ihren Vorstellungen umgestaltet. © Julia Segantini

Der Service

An den Service muss ich an dieser Stelle ein Lob aussprechen. Rosario begrüßt die Gäste herzlich und nimmt ihnen die Jacken ab. Damen bietet er den Stuhl an. Am Ende des Abends hilft er den Gästen wieder in den Mantel. Auch unser Kellner kümmert sich gut um uns. Genau wie eine junge Italienerin, die zwar wenig Deutsch spricht, sich aber freut, wenn jemand etwas Italienisch kann. So konnte sie uns übrigens die optimal passenden Weine zu unseren Gerichten empfehlen.

Anfahrt

„Ristorante Fratelli Giunta cucina italiana“ am Wieckesweg 29 liegt direkt beim Knappschaftskrankenhaus in Dortmund-Wambel. Wir haben fast direkt vor dem Restaurant einen Parkplatz gefunden. Am Straßenrand gibt es genug freie und kostenlose Parkplätze. Auch mit der U-Bahn ist die Anreise bequem. Mit der U43 geht es zur Haltestelle Knappschaftskrankenhaus, von dort sind es etwa vier Gehminuten.

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SO FUNKTIONIERT DER RESTAURANT-CHECK

Wir gehen ohne Ankündigung in die jeweiligen Restaurants – als ganz normale, zahlende Gäste. Wir sind keine Gastro-Experten, sondern einfach Menschen, die gerne an schönen Orten essen. Wir beschreiben die Lokale so, wie wir über sie mit Freunden und Bekannten sprechen würden – mit ihren Schwächen und Stärken.

Google-Rezensionen

Bisher kommen die Google-Rezensionen auf 5 von 5 Sternen - allerdings haben erst sechs Gäste eine Bewertung abgegeben. Offensichtlich ist man in der Kommentarspalte aber froh über die Brüder Giunta im Ex-Grammons. So schreibt ein Nutzer:

„Endlich sind die beiden Brüder Giunta wieder mit einem Restaurant in Dortmund vertreten. Ich kenne die beiden schon seit Jahren und ihre Küche ist ein Garant für gute italienische Küche.

Das Restaurant ist elegant und man fühlt sich sofort wohl in dieser Umgebung. Der Service ist aufmerksam und schnell. Und neben der wirklich tollen italienischen Küche gibt es auch leckere italienische Weine zu vernünftigen Preisen. Wir können dieses Restaurant nur empfehlen und werden sicherlich häufig dort sein.“

Zum Thema

Ristorante Fratelli Giunta cucina italiana

Adresse: Wieckesweg 29, 44309 Dortmund

Öffnungszeiten: Mi-So 17-22 Uhr

Kontakt:

Telefon: 0231 96338068

E-Mail: info@fratelli-giunta.de

Homepage: fratelligiunta.de (Online-Reservierung möglich)

Instagram: fratelli_giunta

Hinweis: Dieser Artikel ist erstmals am 5.1.25 erschienen.