Paula Polak lacht viel. Die 28-Jährige steht mitten im Leben. Sie hat eine eigene Wohnung in Aplerbeck über der ihrer Eltern. Sie hat einen Beruf, der ihr viel Freude macht. Und sie ist sportlich unglaublich erfolgreich. Trotz ihrer körperlichen und geistigen Beeinträchtigung hat sie es im Tennis weit gebracht. Sie spielt in der Damenmannschaft des TC Rot-Weiß Aplerbeck und sie hat sich einen großen Traum erfüllt. Sie hat für Deutschland bei den Special-Olympics in Berlin auf dem Court gestanden – und zweimal Gold gewonnen.
Bei den Special-Olympics handelt es sich um die weltweit größte inklusive Sportveranstaltung. Tausende Athleten und Athletinnen mit geistiger und mehrfacher Behinderung treten miteinander in 26 Sportarten an.
„Damit hätte ich nie gerechnet“, sagt Paula, die Spielerinnen aus der ganzen Welt hinter sich gelassen hat. „Mit sieben Jahren habe ich angefangen, meine Eltern zu nerven. Ich wollte Tennisspielen, wollte einfach einem Ball hinterherrennen“, erzählt die 28-Jährige. Ganz am Anfang hat Paula in Schwerte den Ball über das Netz gehauen. „Aber noch nicht in der Mannschaft.“ Mit dem Umzug nach Aplerbeck kam dann der sportliche Erfolg. Erst beim TC Sölderholz und jetzt bei Rot-Weiß Aplerbeck. Hier spielt Paula Polak in der ersten Damenmannschaft, die in der Kreisliga um Sätze kämpft.

Tennis ist und war für Paula die Eingangstür zum „normalen“ Leben. Ihre Mutter Daniele, die Paula auch als Trainerin nach Berlin begleitet hat, nennt das „optimale Inklusion“. Von klein auf habe sie bei den Mannschaften mit trainiert und mitgespielt. „Ein unschätzbarer Vorteil“, so Daniele Polak.
Paula ist ehrgeizig, trainiert mehrmals in der Woche. „Vor den Weltspielen habe ich dreimal in der Woche trainiert, jetzt zweimal“, sagt Paula, die Einzel und Doppel spielt. Hier gab es auch die Medaillen. „Wir sind unheimlich stolz auf Paula“, sagt Daniele Polak. Stolz auf ihre sportlichen Erfolge und stolz darauf, wie sie bisher ihr Leben gemeistert hat. Von Anfang an musste sie kämpfen. „Ich bin ein Frühchen. Ich bin vier Wochen zu früh geboren“, sagt Paula. „Ich war im Brutkasten, hatte eine Sepsis. Man wusste überhaupt nicht, ob ich das überlebe.“ Geblieben ist unter anderem ein Handicap, das ihre Mutter mit „Einschränkung in der Merkfähigkeit“ näher Beschreibt.

Schwimmlehrerin oder Busfahrerin?
Paula schaffte es, ging auf die Förder-Grundschule, dann auf die Hauptschule. Über eine Weiterbildung lernte sie die Arbeit im Kindergarten kennen. Hier arbeitet sie jetzt in der Dortmunder Innenstadt. Und auch hier zeigt sie, was alles in der Inklusion möglich ist. Sie steht, wie auf dem Tennisplatz, ihre Frau. Dabei waren ihre ersten Berufswünsche ganz andere. „Mein erster Berufswunsch war Schwimmlehrerin. Dann hatte ich mir überlegt, Busfahrerin zu werden“, sagt Paula und lacht.
Job im Kindergarten
Nach einem Praktikum im Kindergarten war sie so begeistert von der Arbeit, dass sie blieb. Trotz Handicap. Seit sechs Jahren ist sie nun in ihrem Job. „Das macht richtig Spaß.“ Sie steht mitten im Leben und sie hat richtig Bock darauf. Ein großer Halt ist ihre Familie. Die war auch bei den Special-Olympics in Berlin dabei und feierte mit der 28-Jährigen die zwei Goldmedaillen. Zurück in Aplerbeck, gab es einen Empfang auf der Anlage des TC Rot-Weiß.
Großer BVB-Fan
Die größte Ehrung steht aber noch aus: der Eintrag in das Goldene Buch der Stadt Dortmund. „Da mach ich mich auch richtig schick“, sagt Paula Polak. Und was gibt es sonst noch so? „Ich möchte unbedingt bei den nächsten Special-Olympics in vier Jahren wieder für Deutschland spielen. Die sind dann nämlich in Australien.“ Und sie hofft, dass der BVB eine tolle Saison spielt. Paula ist nämlich praktisch jedes Spiel im Stadion. Sie hat eine Dauerkarte auf der weltberühmten Süd-Tribüne.
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